GIRLSCHOOL / PEGAZUS / MURO / ALPHA TIGER / FIREFORCE

HEAVY METAL MANIACS FEST XXII Hoorn (NL), Manifesto, 22.10.2011

Hatten wir am Vortag schon den ersten Frost, war es am Tage des Heavy Metal Maniacs Festes Nummero zwölf recht sonnig und etwas wärmer. Gleich bei meiner Ankunft auf dem Parkplatz begrüsste mich bei strahlendem Sonnenschein Kumpel Chris schon mit Vanille-Likör, seinem inoffiziellen Festivaltrunk. Denn in der Halle durfte man 2 Euro in einen Automaten werfen, um ein Chip zu bekommen, für den man ein 0,2l Drammelsch bekam. Wer das nicht kennt, dem sei gesagt, dass es bessere Biere gibt, auch in Holland.

FIREFORCE 2011-10 hoornAls erste Band des Tages durften Fireforce aus Antwerpen eröffnen. Der Grossteil der Songs in ihrem einstündigem Set kam natürlich von ihrem aktuellem Album „March On“, welches dem Publikum sehr vertraut war. Schliesslich konnte doch die erste Reihe „Firestorm“ ins vorgehaltene Mikro mitsingen. Stilecht in Kutten trat die Saitenfraktion auf, während der Berliner Neuzugang an der zweiten Sechssaitigen mit bundbeleuchtetem Gitarrenhals auffiel. Bei den Belgiern konnte nichts anbrennen, und so liessen sie die Audienz in „Midnight Lady“ noch einmal lautstark mitsingen.

ALPHA TIGER 2011-10 hoornAls nächstes enterten Alpha Tiger aus Freiberg die Bretter, und zwar mit mächtig 80ermässigen Outfits, wie Spandex, Ringer Stiefeln, ein Anthrax-Shirt in weiss und je einem Pyramidennietengürtel. „Crimson Desert“ und das Titelstück ihres aktuellen Outputs „Man Or Machine“ wurde in die Menge geworfen, welche den Traditionsmetal der Sachsen aufsog, wie ein trockener Schwamm. Bei „Karma“ war es dann so weit, die ersten Reihen enterten die Bühne und rockten mit, bis Sänger Stefan, der einige Haare gelassen hat, die Ballade „When Autumn Leaves Fall“ ansagte. Machte nix, denn bei „Martyr’s Paradise“ waren alle wieder mit auf den Brettern. Die Zugabe Rufe wurden schnell erhört, und die Sachsen bedankten sich mit dem erhabenen „Queen Of The Reich“, jenem Anthem der Seattler Grösse, dessen Sänger Geoff Tate in Rhythmik und Betonung ein Vorbild für Stefan gewesen sein könnte, genau wie Paul Di’Anno für ihn in Sachen Posing (siehe Foto). Nach diesem Auftritt war die frühe Absage von Culprit vergessen.

MURO 2011-10 hoornDie eingeladenen Bands auf einem Heavy Metal Maniacs Festival werden erfahrungsgemäss sehr fair behandelt und für üppige Spielzeiten vorgesehen. Den Spaniern von Muro wurde so eine Spielzeit von 90 Minuten zugedacht. Sicher wurden sie für ihr spanisches Chapter geladen, deren Members man hier „Spaniacs“ nennt. Leider verstellten sich im Getümmel meine Kameraeinstellungen, aber das war nun erstmal egal, denn schliesslich gabs grad amtlich schnellen Urmetal auf der Stage. Logisch, schliesslich gründete man sich bereits 1981. Sänger ‚Silver’ kam in Kutte, Basser ‚Julito’ voll in Leder und Nieten. Nur sprachlich haperte es ein wenig, denn die wenigsten verstanden Spanisch. Auf Zwischenrufe antwortete Silver mit „Sorry, I Don’t Understand“. Ob die Ansage eines Songs vom ersten Album in englischer Sprache bejubelt wurde, oder der Song, kann ich daher nicht sagen. Völlig egal, denn es war ja Party, und die Jungs von Alpha Tiger feierten in der ersten Reihe mit, als gäbe es kein Morgen, während Kumpel Chris auf einmal wie von Teufelshand seinen ersten Motörhead-Patch auf seine Kutte bekam.

PEGAZUS 2011-10 hoornNach dreizehn Jahren Europaabstinenz sind die Australier von Pegazus zum Festival erschienen, und durften hier ihre anstehende Europatour eröffnen. Und das taten sie mit „Headless Horseman“. Vom aktuellen Album „In Metal We Trust“ wurde „Road Warrior“ nachgeschoben, auf dem der Originalsänger vom ersten Album, Justin Fleming’ seinen Wiedereinstieg feiert. Und dieser Muskelmann punktete auch gleich zu „Night Stalker“ mit irren Blicken und Faxen vor den Kameras. Justin kam mit seiner Stimme bei Songs aus jeder Bandepoche klar, und altes Zeug wie „The Patriot“, ballerte mit den anschliessenden „Metal Messiah“ und „Apache Warriors“, deren Platten er selbst einsang, wie aus einem Guss. Spätestens zu „Wings Of Steel“, dem wohl bekanntestem Track der Band, wurde das Gedränge in den ersten Reihen grösser, als wären alle 1998 dabei gewesen, als die Band zuletzt hier war. Nicht nur in den anschliessenden „Dragon Slayer“ und „Metal Forever“ stellte Justin den Aktivposten der Band, denn er war immer deutlich in Bewegung. Natürlich durften „Spread Your Wings“ und “Forever Chasing Rainbows”, nicht fehlen. Gitarrist Johnny Stojcevski ist der Rückhalt der Band, unterstützte mit Backingvocals und machte zusammen mit der tighten Band einen mehr als soliden Job. Zum neuen “Haunting Me” nahm er sich den Raum für einige riffige Interpretationen auf seiner Paula, ohne schwindelig hohes Gegniedel. Saustark. Zu “A Call To Arms” kam dann ein Girl auf die Bühne, um mit Justin gemeinsam abzurocken. Dieser konnte sich seinen Humor nicht verkneifen, zu “Breaking The Rules” den Basser Cory Betts mit dem Namen des Ex-Sängers ‚Rob Tompson’ vorzustellen. Ihren gelungenen Tourauftakt schlossen die  Reinmetaller von Down Under mit “Enchanted World” vom „Wings Of Destiny“ Album ab, und ich bin mir sicher, ich werde den ein oder anderen Banger auf ihrer Tour in der ersten Reihe wiedertreffen.

GIRLSCHOOL 2011-10 hoornDie Damen gesetzteren Alters aus der Mädchenschule fingen ‚in cause of technical problems’ etwas später an. Gitarristin Jacky kam gleich mit dem Startriff von „Demolition Boys“ aus der  Garderobe, Attacke, ab ging die Post. Und nach dem Opener war gleich schon mal das Drumkit im Eimer, der Fehler konnte aber schnell behoben werden. Zu „C’mon Let’s Go“ flogen Biere durch die Luft, und Basserin Enid sang ihre ersten Vocals bei „Not For Sale“. Nach der Neuaufnahme ihres Erfolgalbums „Hit And Run“, in dessen Titelstück sich eine supertighte Denise Dufort an den Drums zeigte, die den relaxten Rückhalt der Band darstellte. Zwei Stücke jüngeren Datums, “I Spy” vom Legacy Album mit Dio und Iommi (Heaven And Hell) im Original, und „Never Say Never“ vom Believe-Album,  fanden den Weg in den sonst klassischen Set. Der nahm seine Fortsetzung mit „Screaming Blue Murder”, “Future Flash”, “Yeah Right!”, “Race With The Devil” und “999 Emergency”, letzteres wiederum mit Fünfsaiterin Enid on Vocals, bevor man die Bühne verlies. Die Zugabe “Innocent” hatte eine lange Ansage über Kim’s Schuhe zum Intro, die insgesamt sehr viel Konversation mit dem Publikum hielt. Zum Schluss durfte “Tush” nicht fehlen, in dem sich alle drei Fronterinnen die Vocals teilten. Girlschool wurden 75 Min Spielzeit zugedacht, die sie nicht ganz ausgenutzt haben. Nichtsdestotrotz war das mein bislang bestes Girlschoolkonzert. Beim Rausgehen sah ich noch Kumpel Chris, der inzwischen bei Erdbeerbowle angekommen ist, wahrscheinlich um seinen neuen Patch zu begiessen.



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Joxe Schaefer