DESTRUCTION, BURNING WITCHES

Dortmund, JunkYard, 25.09.2020

Destruction - live - 2020-1Das ist es also: mein erstes Konzert seit über einem halben Jahr (Saxon in Düsseldorf am 07.03.2020). Alle großen Events sind gestrichen, alle Festivals abgesagt. Jetzt kommt tatsächlich eine meiner Top Ten-Bands in meine direkte Nachbarstadt, und das an einem Freitag. Viele Konzert- und Festival-Freunde aus der Gegend kreuzen uns den Weg. Die Kulisse ist natürlich ungewohnt: Jeweils zwei aneinander gereihte, leicht schräg angeordnete Bierbänke links und rechts, etwa zehn oder zwölf Reihen davon hintereinander. Der Mittelgang ist frei. Es hat ein bisschen was von Schützenfest, nur mit guter Mucke! Mir persönlich ist es egal, ob ich auf dem Rock Hard Festival auf der Treppe sitze und mir eine Band angucke oder eben in Dortmund auf einer Bierbank. Ungewohnt ist es jedoch für die Bands, da Moshpits vor der Bühne komplett ausbleiben. Headbangen darf man übrigens ohne Maske, aber nicht im Stehen, sondern man muss sitzen. Das hindert aber beide Bands jedoch nicht an ihrer Spielfreude.

Burning Witches - live - 2020Schon früh betreten die Schweizerinnen Burning Witches die Bühne, um 18:45 Uhr, und spielen eine Stunde. Das Wetter spielt mit. Die fünf Mädels, von denen es bislang drei Alben gibt, treten in luftigen, engen Leder-Outfits auf, rocken sofort nach vorne los und legen ein tolles Set hin. Ihre treibende Mischung aus Heavy- und Power Metal funktioniert auf der Bühne hervorragend. Egal ob im Midtempo oder mit Doublebass: Sie sind ein toller Opener! Optik, Posing, Zusammenspiel und Stimmung sowohl auf als auch vor der Bühne. Auch der Gesang von Frontfrau Laura Guldemond, die ihre Ansagen auf Englisch macht und das Publikum zu animieren weiß, überzeugt. Hier passt alles zusammen. Die Schweizerinnen haben heute richtig Bock und können dies auch auf das Publikum übertragen. Das ist schon mal ein toller Einstieg in den Abend!

Setlist: Intro/The Incantation, Metal Demons, Lucid Nightmare, We Eat Your Children, Wings Of Steel, Intro/Hexenhammer, Six Feet Underground, Sea Of Light, Dark Companion, Black Widow, Burning Witches, Dance With The Devil

Destruction - live - 2020-2Um 20:15 Uhr legen dann Destruction los und spielen anderthalb Stunden. Und eine Verschnaufpause gibt es hier nicht. Der Titeltrack des aktuellen Albums „Born To Rerish“ macht den Anfang. Weitere neue Songs sind „Rotten“ und „Betrayal“. Ansonsten wird mal wieder tief in der Klassiker-Kiste gewühlt. Standards wie „Death Trap“, „Tormentor“, „Total Desaster“, „Life Without Sense“, „Antichrist“, „Invincible Force“, „Bestial Invasion“ oder „Curse The Gods” dürfen natürlich nicht fehlen. Aber auch Songs, die erst nach der Jahrtausendwende entstanden sind, sind zu festen Größen in der Setlist geworden: „Nailed To The Cross“, „Thrash Till Death“ oder „The Butcher Strikes Back“ sind heue nicht mehr aus der Setlist wegzudenken. Dazu gibt es wie gewohnt coole Ansagen von Schmier und prolliges Synchron-Posing. Das Zusammenspiel ist tight, die zwei Gitarren erzeugen enormen Druck, und auch der Sound ist heute Abend richtig gut. Die Band kommt noch für drei Zugaben auf die Bühne. „Der nächste Song ist für Donald, aber nicht Duck, sondern Trump!“, schreit Schmier ins Mikrofon, bevor der The Exploited-Coversong „Fuck The USA“ heute Abend den Deckel drauf macht. Ich rechne die ganze Zeit damit, dass die Leute doch aufstehen und einen spontanen Moshpit bilden und die Ordner „Ach, scheiß auf die drei Minuten!“ sagen, doch das passiert nicht. Ganz gesittet bleiben alle bis zum letzten Ton sitzen und headbangen mit einem Bier in der Hand. Ungewohnt, aber klappt auch! Auch wenn dieser Abend natürlich – im Vergleich zu früher – auf Sparflamme stattfindet: Es ist gut, dass es wieder Konzerte gibt, und ein guter Ersatz für Club-Gigs ist diese Variante allemal. Wir werden uns vorerst noch an diese Situation gewöhnen müssen. Allen Nörglern muss ich aber sagen, dass es eine lohnenswerte Erfahrung ist, die sehr wohl funktioniert und auch Spaß macht!

Setlist: Intro/Born To Perish, Death Trap, Nailed To The Cross, Armageddonizer, Tormentor, Intro/Total Desaster, Rotten, Mad Butcher, Thrash Till Death, Betrayal, Inspired By Death, Life Without Sense, Intro/Release From Agony, Antichrist, Invincible Force, Bestial Invasion, The Butcher Strikes Back, Intro/Curse The Gods, Fuck The USA (The Exploited-Cover)  



Autor: Daniel Müller - Pics: Andreas „Stoney" Stein