WALTER TROUT - ORDINARY MADNESS


Label:PROVOGUE
Jahr:2020
Running Time:57:46
Kategorie: Neuerscheinung
 

Walter Trout ist eine Bank! Es gibt kaum jemanden, der mit solcher Konsequenz hervorragende Alben abliefert, wie diese graue Eminenz des Blues Rock. Also alles langweilig und vorhersehbar? Mitnichten! Das einzige was vorhersehbar ist, ist das schwindelerregend hohe Niveau der musikalischen Qualität und die unter die Haut gehende Authentizität. Ansonsten ist der alte Fuchs immer wieder für Überraschungen gut und ruht sich nie auf den hart erarbeiteten Lorbeeren aus. Auf jedem Release weht ein frischer Wind, gibt es einen anders gesponnenen roten Faden. In der Rückschau mehr als beeindruckend, welch Klasse der Mann über so viele Jahre scheinbar mühelos hält. Und auch die Ausrichtung des neuen Silberlings überrascht wieder mal. Hat sich Trout zuletzt mit den Klassikern des Genres zwar erfrischend aber auch etwas konservativ auseinandergesetzt, so holt er auf dem aktuellen Oevre wieder aus und schlägt kräftig mit einer heißen, krachenden und sehr dynamischen Hardrock Keule zu.

Das ist der Trout, der mich am meisten mitnimmt, der siedend heißen Blues mit 1970er Hardrock zu einer scharfen Lanze schmiedet, deren Schmiss man sich nur schwerlich entziehen kann. Die Hammond Orgel schreit, die Gitarre brät und all die leisen, nachdenklichen Zwischentöne verleihen dem Ganzen eine Dynamik und Tiefe, dass es einem kalt den Rücken runter läuft. Die Energie, die er dabei freisetzt würde man eher einem Endzwanziger Heißsporn zuschreiben. Aber wer sagt denn, dass ein in Würde gereifter Künstler nicht auch sehr Gehalt- und kraftvoll hinlangen kann, und das Ganze dann aber mit einer warmen Prise Lebensweisheit garniert wuchtig als Haute Cuisine auf der Zunge zergeht? Kurz: Das Album ist ein Traum. Lichtjahre all der Blues Massenware voraus, die den Markt überschwemmt. Feinkost und Kraftfutter gleichermaßen.

Ihr wollt allen Ernstes einen Anspieltipp von mir? Na gut, aber nur weil ihr so nett fragt: Wenn ich denn einen Song herausheben soll, dann „Up Above My Sky“ der mit seinem Spannungsbogen von der getragenen Ballade hin zum rauschenden Hardrock Crescendo die unfassbare Dynamik des gesamten Albums in einen Song packt. Das ist meisterlich und anachronistisch und viel zu lang für das Formatradio und… genau, gerade deshalb ein Werk und kein Song mehr. Hats off Mr. Trout. It´s a Masterpiece. Höchstnote, ich kann nicht anders!

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Tammo Krauß


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