PAYSAGE D´HIVER - IM WALD


Label:KUNSTHALL
Jahr:2020
Running Time:120:19
Kategorie: Neuerscheinung
Import
 

Lange Zeit war es ruhig im Lager von Paysage D´Hiver, dem 1997 gegründeten Soloprojekt des Schweizers Tobias Möckl, der sich Wintherr nennt und nebenbei noch das spacige Projekt DarkSpace betreibt. Nun legt er mit Paysage D´Hiver zwei Tonträger innerhalb kürzester Zeit hin. Die Zwei-Track-Compilation (wenn man so will) „Das Gletschertor / Das Schwarze Metall-Eisen“ wurde neulich an dieser Stelle besprochen. Das erste Album folgt jetzt. Moment mal, das erste Album? Jawohl, tatsächlich! Zehn Demos gab es in der Vergangenheit bereits, die alle locker auf Albumlänge kamen und für mich auch gefühlt immer Alben waren, da sie – neben den längst vergriffenen Kassetten-Versionen – auch alle auf CD und Vinyl erhältlich sind. Die CDs gibt es alle in grau-schwarz gehaltenen DIN A5-Digibooks. Das ist auch hier der Fall. Der Unterschied zwischen den Demos und diesem Album ist aber, dass „Im Wald“ tatsächlich eine monströse Doppel-CD geworden ist! Und die beinhaltet wirklich alles, was mich immer an Paysage D´Hiver so fasziniert hat: „Im Wald“ ist neben „Nacht“ von 2004 mein absoluter Favorit geworden. Das Album kommt auf satte zwei Stunden Spielzeit und verbringt dennoch das Kunststück, niemals Langeweile aufkommen zu lassen, und das sogar, obwohl hier kaum etwas passiert! Dreizehn Stücke sind hier auf zwei CDs verteilt.

Es gibt vier kürzere Ambient-Instrumentalstücke zwischendurch. Alle anderen Lieder dauern zwischen neun und zwölf Minuten. Das abschließende „So Hallt Es Wider“ kommt sogar auf geschlagene neunzehn Minuten Spielzeit. Alles ist sehr minimalistisch gehalten. Die simplen Riffs werden in Endlosschleife wiederholt, der Drumcomputer tickert unauffällig im Hintergrund, der heisere Kreischgesang ist als solcher nicht immer erkenntlich, sondern schwingt einfach als zusätzliche Geräuschkulisse mit. Diese beklemmende, frostige Monotonie versetzt den Hörer hypnotisch in Trance und glänzt mit wahrhaft eisiger Atmosphäre. Zwischen den Liedern sorgen Windgeräusche für perfekte Übergänge und lassen den Eindruck entstehen, dass hier nur ein überlanges Lied pro CD enthalten ist. Für eine Überraschung sorgen die heroischen Männerchöre zu Beginn des Quasi-Titelstücks „Stimmen Im Wald“. Ansonsten gibt es immer das gleiche Bild: Die Anschläge der fadendünnen Gitarren sind nicht rauszuhören, ein Bass ist scheinbar nicht vorhanden. Die Produktion ist demomäßig dünn und kalt. Das geniale Artwork könnte nicht passender ausfallen. Bei diesem monumentalen Meisterwerk passt einfach alles zusammen! Das was mit Burzum Anfang der Neunziger angefangen hat und von dem ukrainischen Projekt Moloch oder Devilgroth aus Sibirien gekonnt weitergeführt wurde, wurde nun endlich in Perfektion vollendet. Neben der Doppel-CD gibt es übrigens auch noch eine kultige Doppel-Kassetten-Version in einer Holzbox sowie eine monströse Vierer-LP von diesem Epos! Für mich ganz klar jetzt schon das Black Metal-Album des Jahres 2020! Alles andere als die Höchstnote wäre eine Frechheit!     

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


zurück zur Übersicht