GÖDEN - Eine Band zwischen Gehörverlust und Corona-Pandemie


Die extremen Metaller Göden haben es, wie die gesamte Musikindustrie an sich, im Jahr 2020 mit dem Corona-Lockdown nicht gerade einfach. Neue Ideen müssen her, um das aktuelle Album „Beyond Darkness“ zu promoten, denn die Live-Variante ist ja bekanntlich auf Eis gelegt. Da geht es mittlerweile um ganze Existenzen. Natürlich können wir als Redakteure derweil die ausgefallene Zeit der Konzertberichterstattung nutzen, um den Formationen mit Interviews auszuhelfen. Heuer stand mir Gitarrist und Mitbegründer Stephen Flam, Rede und Antwort.

logoSteve: Hallo Stephen! Danke, dass Du Dir die Zeit für ein Interview genommen hast! Fangen wir doch gleich an. Göden ist der spirituelle Nachfolger Deiner alten Formation Winter. Erzähle uns doch bitte etwas zur Bandgeschichte und in wie weit die musikalische Herangehensweise sich geändert hat!

Stephen: Göden ist aus meiner Sicht einfach die Weiterführung von Winter. Ich schreibe die Musik, nehme sich auf und produziere das Ganze. 2003 schrieb ich neue Musik für Winter. Das Material nahm ich dann auf. Als wir für Winter Auftritte probten, arbeiteten wir gleichzeitig an den neuen Songs. Es sollten die Tracks für das Nachfolgewerk von „Into Darkness“ werden. Dann wurden die Gigs gecancelled, da ich mein Gehör verloren hatte. Natürlich waren meine Mitstreiter recht knatschig. Es ist schön, jetzt  - fünfundzwanzig Jahre später - eine zweite Chance zu bekommen. Schließlich löste die Band sich alsbald auf. Jeder wusste, dass ich an „lähmenden Tinnitus“ litt. Das wär für jeden ein großer Schritt zurück. Die Truppe wollte diese Shows nicht ohne mich spielen, und jeder zog seines Weges. Ich schlug unserem Keyboarder Tony vor, mir eine Isolationsbox zu bauen, wo ich die Sounds der anderen nicht hören würde. Das fanden nicht alle cool und zogen weiter. Das war natürlich ein immenses Unterfangen. Mein Bruder Chris ist ein Recording-Engineer, der mir unter die Arme griff. Wir richteten ein Studio ein, kauften Instrumente und fingen an, die alten Lieder zu bearbeiten. Fünf Jahre dauerte der Aufnahmeprozess. Ich bin sehr dankbar, dass Tony mich in jener Zeit in sein Haus aufnahm. Als wir fertig waren, kontaktierte ich eine alte Bekannte, Vas Kallas, die ich noch von der Formation Hanzel Und Gretyl kannte. In der nächsten Zeit war sie mit den Lyrics und verschiedenen Vocal-Styles beschäftigt. Sie sang in Deutsch, Griechisch und Englisch. Die Hauptbesetzung, abgesehen von mir, ist nun Vas Kallas, Tony Pinnisi (ex-Winter), Scott Wojno (Drums), Jason Franz (ex-Christian Death, Drums), Vic Pullen (ex-Winter, Drums).

Steve: Kannst Du den Inhalt Eurer Textgeschichte und die drei Charakteren vorstellen?

Stephen: Ich hatte ein Konzept, um das Album zu einer Geschichte bzw. einem Soundtrack mit Kunstwerken zu machen, die den Hörer an einen anderen Ort bringen würden. Mein Konzept war eine fiktive Geschichte von Licht und Dunkelheit, die auf Tonspuren extremer Musik gesetzt wurde. Es war offensichtlich, dass Vas (Nyxta - Göttin der Nacht) mit ihrem bedrohlichen Gesangsstil und ihren Texten die Dunkelheit war. Tony (Prophet von Göden) und ich haben unzählige Stunden damit verbracht, einen Charakter zu erschaffen, der das genaue Gegenteil von Vas ist. Tony (Prophet von Göden) wurde das Licht. Er spricht im Namen von Göden. „Manifestation 1-8" sind Rezitationen, bei denen sie den Hörer auf eine Reise führen. Die Manifestationen wurden zu einem Zuhause für einige meiner Ambient- und Space-Seiten des Musikschaffens. Vas Nick gab mir den Spitznamen Spacewinds, weil die Musik der Manifestationen sie an einen Weltraumwind erinnerte. Ich bin Zeit und Raum, in denen diese Charaktere wohnen

Steve: Was sind die wichtigsten Merkmale und Ideen des Kunstwerks, das Eva Petric geschaffen hat?

Stephen: Eva hat das Artwork erschaffen. Wir beide trafen uns durch Zufall in New York City. Sie hatte gerade eine Ausstellung bei der UN and St. John Divine Cathedral. Ich war anwesend und war daran interessiert, mit ihr zusammenzuarbeiten. Eva ist eine talentierte Künstlerin, und es war offensichtlich, dass ich nach dem Anschauen ihrer Fünf Terabyte HD wollte, dass sie den visuellen Teil der Geschichte erschafft.

gödenSteve: Göden bedeutet „Pate"? Warum hast Du Dich für diesen Namen entschieden?

Stephen: Ich glaube, es bedeutet „Götter", was angesichts des Gesamttons der acht „Manifestationen", die zwischen den anderen Spuren verstreut sind, angemessen erschien - wobei eine gottähnliche Stimme eine Reihe von Dingen von Warnung bis Erlösung intoniert... von Anfang an bis zum Ende - sowohl bedrohlich als auch hoffnungsvoll, dunkel bis hell... Die Liedspuren erweitern dann im Allgemeinen die Themen, die in diesen acht Rezitationen dargelegt sind.

Steve: Ihr habt einen österreichischen Bandnamen, einen deutschen Songtitel, Eva Petric lebt in Wien. Gibt es eine größere Verbindung oder Wurzeln?

Stephen: Der Bandname stammt von meinem Winter-Lieblingslied und zollt Respekt an meine Vergangenheit. Vas Kallas macht Gesang und Texte in Griechisch, Deutsch und Englisch. Eva Petric ist Künstlerin und aus Wien. Eva hat das Albumcover erstellt. Sie ist kein Göden-Bandmitglied.

Steve: Es ist Corona-Zeit und schwer, irgendetwas live zu promoten. Wie plant Ihr Aktionen, um das Album zum Laufen zu bringen?

Stephen: Das Corona-Virus hat New York sehr hart getroffen. Jeder ist in voller Quarantäne und einfache tägliche Aktivitäten sind kompliziert. Im Allgemeinen ist Göden ein Aufnahmeprojekt, daher ist eine Tour unwahrscheinlich, aber wir möchten ein paar Shows spielen. Wir wurden zu einer Premiere von Göden „Beyond Darkness“ auf einem Festival in den USA eingeladen.

Steve: Welche Pläne habt Ihr für die Zeit nach dem Lockdown?

Stephen: Hoffentlich wird das Gesundheitsamt bald wieder geöffnet. Ich habe seit dem 13. März nicht mehr gearbeitet... Im Moment lebe ich von Tag zu Tag. Wir werden sehen, ob ich nach diesem Zeitpunkt noch einen Arbeitsplatz habe.

Steve: Danke für das Gespräch!

Stephen: Danke ... Reise jetzt jenseits der Dunkelheit.

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Autor: Steve Burdelak