ANTIMATERIA - VALO AIKOJEN TAKAA


Label:PURITY THROUGH FIRE
Jahr:2016
Running Time:44:10
Kategorie: Neuerscheinung
 

Es ist schwierig, ein Review zu verfassen über ein Album, das man zu seinen absoluten Lieblingsscheiben zählt. Dieser Aufgabe stelle ich mich nun im Falle von Antimaterias „Valo Aikojen Takaa“. Seit knapp dreieinhalb Jahren läuft diese Platte bei mir regelmäßig rauf und runter. Als ich 2017 auf einem Sampler „Roihuten Läpi Yötaivaan“ zum ersten Mal hörte und mir direkt die dazugehörige Platte bestellte, war ich spontan dermaßen begeistert, dass ich ungelogen kurz davor stand, der Band eine Dankesmail zu schreiben. Antimateria ist eine Einmannband aus Finnland und dies ist ihre bisher einzige Veröffentlichung. „Valo Aikojen Takaa“ ist ein absoluter Anachronismus, das Werk bietet eine Zeitreise in die frühen neunziger Jahre und hält mich weiterhin uneingeschränkt in seinem Bann gefangen, was auch insofern besonders ist, dass ich Keyboards im Black Metal eigentlich eher skeptisch gegenüberstehe. Präsentiert werden sechs Songs plus Intro, die den Hörer sofort abholen und auf eine getragene Midtempo - Reise durch verschneite Landschaften unter Sternenhimmel, durch weite Wälder und in die Abgründe des inneren Selbst nehmen. Die Riffs weisen eine Eingängigkeit auf, die Ihresgleichen suchen. Simpel genug, um eingängig zu bleiben, komplex genug, um nicht billig zu wirken. Die Tracks werden mal vom Keyboard unterstützt, mal dominiert, das einen recht eigenen Sound aufweist, wie er nicht so häufig zu hören ist. Kurze unverzerrte Gitarrenpassagen lockern zusätzlich das Werk auf, ohne erzwungen zu wirken.

Die perfekte Balance aus Wehmut und Zorn, die jedem Takt dieses Werkes innewohnen, erinnern mich daran, wie ich meine Liebe zu dieser Musikrichtung Anfang der Neunziger entdeckte. Eine ähnliche Stimmung findet sich auf Siebenbürgens „Loreia“, wenngleich Antimateria keinen Frauengesang nutzt und (etwas) volleren Sound aufweist. Obwohl die Beiträge beinahe alle eine Länge von mindestens sieben Minuten aufweisen, kommt keine Langeweile auf. Sie bieten genug Variationen und Abwechslung ohne ihren hypnotischen Charakter einzubüßen. Der Release klingt ein wenig wie frühe Dimmu Borgir oder Emperor und muss sich absolut nicht hinter diesen in die zweite Reihe einordnen. Der wehmütige, ein wenig ferne Schreigesang untermalt eher, als dass er dominiert. Er ist recht deutlich vorgetragen, aber die Tatsache dass ich aufgrund fehlender Finnischkenntnisse kein Wort verstehe, erleichtert es der Sprachmelodie zu folgen und die vertonten Emotionen auf sich wirken zu lassen. Besonders bewegt mich der Gongeffekt des Schlagzeugs in „Kun Aukeaa Mysteerit Kuoleman“. Gänsehautgarantie! Ja, der Sound ist stellenweise etwas dünn, die Drums etwas dumpf und es gibt auch die ein oder andere spielerische Unsauberkeit, aber auch dies trägt eher positiv zu dem neunziger Jahre Demo Sound bei. Wer nur ein kleines Bisschen etwas mit melodischem Black Metal aus den Anfangszeiten der zweiten Welle anfangen kann und diese Band nicht kennt, sollte hier definitiv sofort reinhören und sich die Platte besorgen!

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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