VANDENBERG - 2020


Label:MASCOT
Jahr:2020
Running Time:42:14
Kategorie: Neuerscheinung
 

Ein Album wie ein guter Whiskey nach Feierabend. Warm, vertraut und doch komplex und auch durchaus überraschend. Überraschend? Ja, genau, alle die auf „Heading For A Storm“ 2.0 gehofft haben, werden vielleicht erstmal trocken schlucken. 2020 klingen Vandenberg deutlich rauer, kantiger und härter. Und das steht ihnen hervorragend, eben keinen zweiten Aufguss vergangener Glanztaten abzuliefern. Die Stärken sind geblieben: Klasse Songs mit Gesangslinien, die sich schnell im Gehörgang festsetzen, griffige Riffs und fetter Groove. Wer unbedingt Schubladen braucht, dem seien Gotthard zu „G.“ Zeiten, auf der einen Seite und Cornerstone mit „Human Stain“ auf der andern angeboten. Vandenberg pendeln sehr gekonnt zwischen diesen Eckdaten, in „Let It Rain“ grüßen die Schweizer ganz herzlich, eine prachtvolle Midtempo Nummer, deren Refrain einen sofort packt und nach hohen Lautstärkepegeln verlangt, denn nicht nur gesanglich wird hier voll abgeliefert, sondern auch das Riff brettert auf die Lauscher, dass ein glückseliges Grinsen nur schwer vermeidbar ist. „Hell And High Water“ begeistert dann mit Rainbow Touch und brachialer Energie. Möchte man die Spannweite des Albums ausloten sind dies die beiden Anspielempfehlungen für die Scheibe. Schwachstellen sucht man ohnehin vergebens.

Sänger Ronnie Romero ist ein absoluter Glücksgriff, der auch schon Richie Blackmore so überzeugte, dass er ihn für eine Tour mit Rainbow verpflichtete. Die kraftvolle Stimme, die an eine Kreuzung von Gotthards Steve Lee und Doogie White erinnert, veredelt die perfekt und druckvoll produzierten Tracks und macht sie zu etwas ganz Besonderen. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es dennoch: Die Neueinspielung des Klassikers „Burning Heart“ braucht man nicht wirklich, da sie sich kaum vom Original unterscheidet und das Original so gut ist, dass es einfach keine Reproduktion nötig hat. Mit gut Zweiundvierzig Minuten ist der Spaß auch schnell vorbei, so dass ich persönlich lieber noch ein, zwei neue Beiträge gehabt hätte. Das kann im Endergebnis aber den phänomenalen Gesamteindruck des Albums nicht schmälern. Ehre, wem Ehre gebührt. 2020 ist ein echter Knaller geworden. Wer ein wenig aufgeschlossen auf die steroidlastigen, neuen Vandenberg zugeht kann eigentlich nur begeistert davon sein, was die Männer da auf Tonträger gebannt haben.

Note: 9.5 von 10 Punkten
Autor: Tammo Krauß


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