HEADBANGERS OPEN AIR Tag 2

Brande-Hörnerkirchen, 27.07.2012

Tag 2: Attic, Vanderbyst, Artillery, Lord, Silver Mountain, Eden, The Sanity Days, Sinner, Fist, Hades

HOA attic LIVE 2012Der Freitag begann mit einem Zungenschnalzer der besonderen Art. Die deutschen Newcomer von Attic durften den freitäglichen Reigen eröffnen. Ich habe die Musik der Westfalen erst kurz vor dem Festival kennengelernt, und wer die 6-Track EP der Jungspunde kennt, dürfte sich wie ich gefragt haben, ob Sänger Meister Cagliostro die hohen Töne und King Diamond-mäßigen Gesangslinien live auch wirklich umsetzen kann. Um es auf den Punkt zu bringen: Er kann! Obwohl ich der Meinung bin, dass es mittlerweile genug Mercyful Fate/King Diamond Klone vor allem im Nachwuchsbereich des Metals gibt, haben mich Attic dennoch überzeugen können. Eine solide Leistung mit einer für einen Newcomer amtlichen Bühnenpräsenz machten aus Attic einen der Gewinner des diesjährigen Festivals. Die doch beachtliche Menge an Fans, die sich zu High Noon Zeiten vor der Bühne tummelten, bestätigt, dass die Band bereits einen vorauseilenden Ruf hatte, den sie auf eindrückliche Art und Weise bestätigen konnte. Schön, dass es neben dem ganzen Haufen guter Bands aus Schweden nun auch einige hoffnungsvolle Acts aus Deutschland nachrücken.

Setlist:
Arrival Intro
Funeral In The Woods
Devourer Of Souls
Black Mass Intro
Satan’s Bride
Sinless
Witchfinder Intro
On The Belfry
The Headless Horseman
Dying World

 

HOA vanderbuyst LIVE 2012Danach war die Reihe an Vanderbuyst. Die Mannen um Willem Verbuyst machten gleich von Anfang klar, dass man keine Gefangenen machen wollte. Ist die Band auf den beiden Platten „Vanderbuyst“ aud dem jahre 2010 und „In Dutch“ aus dem jahre 2011 für meinen Geschmack eher langweilig, da ihr der Druck und das Live-Feeling fehlt, machen sie auf der Bühne einen ganz anderen Eindruck. Es ging amtlich zur Sache, auch wenn dem Livesound des Trios ein zweiter Klampfer sicherlich gut getan hätte. Trotzdem holzten sich die drei Holländer in beachtlicher Manier durch ihren Set bestehend aus Songs ihrer beiden Scheiben. Nicht nur bei dem UFO Cover „Rock Bottom“ merkte man ihnen die Live-Erfahrung ihrer doch umfangreichen Tourneen mit u.a. Saxon, Bullet und Steelwing an. Die Band war tight und wirkte eingespielt und professionell. So machen Festivalauftritte Spaß!

 

 

 

HOA artillery LIVE 2012Anschliessend war es Zeit für die dänische Thrashwalze von Artillery. War ihr KIT-Gig in Würzburg vor ein paar Jahren doch eher enttäuschend, so haben sich die Mannen um die beiden Stützer-Brüder Morten und Michael bühnentechnisch stark verbessert, und lieferten einen sehr guten Gig ab, traten sie nun als eingespielte Einheit auf. Die Qualität der neueren Alben des rot-weißen Dynamits steht eh außer Frage, knallen die Songs doch sehr amtlich aus den Boxen, und müssen sich hinter den Bandklassikern der 80er Jahre wie „By Inheritance“ oder „Terror Squad“ keinesfalls verstecken. Die Umsetzung auf der Bühne klappte mittlerweile auch sehr gut, was unter anderem auch an der verbesserten Bühnenpräsenz der Nordländer lag. So prügelte sich das Quintett sehr unterhaltsam durch die Tracks neueren und älteren Datums und wusste gut zu gefallen. Vi er røde, vi er hvide, vi står sammen, sid‘ om side!

Setlist:
When Death Comes
By Inheritance
Death Is An Illusion
The Almighty
Mi Sangre (The Blood Song)
The Challenge
10.000 Devils
Khomaniac
Terror Squad

 

Anschliessend waren die Australier von Lord an der Reihe. Ihr Set wusste zwar zur frühen Nachmittagsstunde zu gefallen, aber ganz überzeugen konnten mich die Känguruhfresser trotzdem nicht. Ihr traditioneller Metal passte zwar gut zum Festivalkonzept, und die Songauswahl bestehend aus Dungeon- und Lord-Songs war okay, aber der Funke wollte nicht richtig überspringen, auch wenn die Band eine amtliche Bühnenshow an den Tag legte. Die Metallica Coverversion „Seek And Destroy“ hätte man sich ebenfalls schenken können. Weiter ging es mit Silver Mountain, die einen derart lahmen Gig spielten, dass ich einschlief und keine weiteren Worte über den Auftritt verlieren will. Nein, im Ernst aber kurz und bündig: musikalisch okay, optisch einschläfernd und langweilig. Kann man sich weniger bewegen als Ian Hill? Ja, man kann und zwar im Kollektiv!

 

HOA eden LIVE 2012Auf Eden war ich dann sehr gespannt, mag ich doch deren Longplayer von 1986 sehr. Leider bestehen die heutigen Eden aus lediglich zwei Originalmitgliedern, da Originalsänger Michael Henry und Gitarrist Rick Scott leider 1998 bzw. 2006 verstorben (R.I.P.) sind.  Nichtsdestotrotz wusste der Eden Gig zu gefallen, unter anderem auch deshalb, weil der aktuelle Sänger Augie Madrigal am Mikrophon überzeugen konnte. Unterstützt wurden sie vom Andy Susemihl (ex-Sinner, ex-U.D.O.), der die Songs ohne gemeinsame Proben mit dem Rest der Band übte. Ein erstes Treffen mit den restlichen Mitgliedern fand erst am Tage der Warm-Up Show in Itzehoe im Rahmen der August Redmoon Show statt. In Anbetracht dessen, war der Gig musikalisch kompakt und makellos, auch wenn mir die Songs der 2012er-EP (noch) völlig unbekannt waren.

 

HOA the sanity days LIVE 2012Als nächstes waren The Sanity Days an der Reihe, die eine gekürzte Version des Metal Assault Gigs aus Würzburg zum besten gaben. Es macht immer wieder Spaß, diese alten Onslaught (fünf an der Zahl) und Grim Reaper (zwei) Songs zu hören. Vor allem, da Steve Grimmett nicht nur gut bei Stimme war, sondern seine merklich verbesserte körperliche Verfassung (da fehlten doch einige Kilos zu früheren Tagen) sich positiv auf sein Stageacting auswirkten. Solide und damit okay, aber nichts Aussergewöhnliches.

Setlist:
Intro
In Search Of Sanity
Shellshock
Blood Upon The Ice
Welcome To Dying
Lightning War
Rock You To Hell
See You In Hell

 

HOA sinner LIVE 2012Was war das für ein Gezeter vor ein paar Jahren, als Sinner das HOA zum ersten Mal beehrten. Die passen doch gar nicht auf dieses Festival und so weiter. Wussten Sinner damals zu gefallen, so taten sie es auch diesmal. Der Livesound knallte mit drei Gitarren doch sehr amtlich (weshalb merke ich das bei Maiden nie?) und auch die Setlist war sehr gut gewählt, repräsentierte sie doch alle Phasen der doch auch nicht erst seit gestern aktiven Band. Die Coverversion des Billy Idol Klassikers „Rebel Yell“ ist aus keiner Sinner Show mehr weg zu denken. Die positiven Zuschauerresonanzen sprechen für sich: Sinner gehören auf ein Festival wie das HAO, Kritiker hin oder her.

 

HOA fist LIVE 2012Was im Anschluss in Form der Kanadier von Fist folgte, war die Enttäuschung des Festivals schlechthin. Zum Einen hat die Band fast eine Stunde für ihren Soundcheck gebraucht, um dann einen solch üblen Gig hinzulegen. Ich habe kaum eine Band in Brande erlebt, die den Garten derart leergespielt hat. Selbst nachmittags um 12:00 Uhr bei Attic waren mehr Leute auf dem Gelände, als zur Mitte des Fist Sets. Eigentlich mag ich das Material der Band, vor allem die 1981er Scheibe „Thunder In Rock“, von der allerdings nur ein Stück zum Besten geben wurde. Hautsächlich wurden belanglose Instrumentalteile bestehend aus langweiligen Rhythmuselementen dargeboten. Ich habe selten eine derart schlechte Performance eines Co-Headliners gesehen. Anstatt Eigenwerbung beim Festivalpublikum zu betreiben, hat sich die Band ein gehöriges Selffisting verpasst. Na ja, ein positiver Aspekt blieb: Man konnte sich dem Bier widmen, auch wenn mein Magen diese Plörre kaum ertragen konnte. Muss das Zeug so wenig Kohlensäure haben?

 

HOA hades LIVE 2012Nach dem Fist Reinfall konnte es nur besser werden, und die Jersey Boys von Hades bzw. Alan Tecchio and Friends zeigten den anwesenden Zuschauern wie man amtlich die Bühne rockt. So stelle ich mir die Performance eines Headliners vor: Ein Alan Tecchio, der stimmlich voll auf der Höhe war und gesungen hat wie ein Gott, ein Gitarrenduo bestehend aus Jack Frost (Seven Witches, ex-Savatage, ex-Metallium) und Sean Tarr (TNA), der um sein Leben gepost, und trotzdem jederzeit sauber und präzise gespielt hat, und die Rhythmusfraktion mit Basser Kevin Bolembach (Non-Fiction, Hades) und Ron Lipnicki (Overkill, Hades) hinter der Schiessbude, die wie ein Schweizer Uhrwerk die komplexen Songs zum Besten gaben. Vor allem Drummer Ron, der diese Songs mit seinem Drive und seiner Technik veredelte, war das Eintrittsgeld alleine Wert. Wow, was für ein Brett. Es hat Spaß gemacht die alten Hades Klassiker von „Resisting Success“ und „If At First You Don’t Succeed“ in dieser Konstellation zu hören. Es wäre zwar schön gewesen, den amtlichen Hades Klampfer Dan Lorenzo mit dabei zu haben, vermisst habe ich ihn in Anbetracht der musikalischen Qualität des anwesenden Quintetts allerdings zu keiner Sekunde. Ich bin mal gespannt wie die nächste Seven Witches Scheibe klingt, die Alan einsingen wird. Klasse Musiker, super Show eines mehr als würdigen Headliners. Ich hoffe, Fist haben sich Hades angeschaut, um zu erkennen, wie man auf einer Bühne agiert! 

Link zum Review H:O:A Tag 1:

http://www.crossfire-metal.de/live-reviews/headbangers-open-air-tag-1-brande-hoernerkirchen-26072012/

Link zum Review H:O:A Tag 3:

http://www.crossfire-metal.de/live-reviews/headbangers-open-air-tag-3-brande-hoernerkirchen-28072012/ 



Autor: Steph Bachmann - Pics: Steph Bachmann