TYRANT - HEREAFTER


Label:SHADOW KINGDOM
Jahr:2020
Running Time:53:35
Kategorie: Neuerscheinung
 

Die amerikanische Band Tyrant (nicht zu verwechseln mit der deutschen Speed Metal Institution aus den achtziger Jahren), veröffentlicht in diesen Tagen ihr viertes Album. Während man auf den ersten beiden Tonträgern noch typischen US Underground Metal zelebrierte, hatte man auf dem dritten Werk „King Of Kings“, bereits eine minimale Richtungsänderung vollzogen. Da gab es vermehrt auch einige klassische Doom Metal Riffs zu hören. Doch das ist nun auch schon fast ein Vierteljahrhundert her. Umso überraschender, dass die Kapelle nun noch einmal in das Rampenlicht zurückkehrt. Dabei wurde der Doom Metal Anteil jetzt noch etwas deutlicher in den Vordergrund gerückt. Das ist jedoch wenig verwunderlich, wenn man weiß, welchen neuen Sänger sich die Band nun an Land gezogen hat. Wir sprechen hier von keinem geringerem als Robert Lowe! Dieser dürfte Szene-Kennern als Frontmann von Solitude Aeturnus und zeitweise auch als Leadsänger von Candlemass durchaus ein Begriff sein.

Nach einem düsteren Intro folgt der recht flotte Opener „Dancing On Graves“. Dem Hörer schallt erstklassiger umgesetzter, powervoller Heavy Metal entgegen. Auch das nachfolgende „The Darkness Comes“ geht in etwa in diese Richtung. Mit einem Riff, welches man auch gut irgendwo im Judas Priest Backkatalog vorfinden könnte. „Fire Burns“ ist dann die zuvor erwähnte Kehrtwendung in Richtung Doom Metal. Was für ein packender, wundervoll epischer Gänsehaut Song! Hier können insbesondere die Vocals ihre ganze Klasse aufblitzen lassen. Robert Lowe spielt gekonnt mit seinem gewaltigem Stimmvolumen. Dabei setzt er Akzente an allen Ecken und Enden, so dass jeder neidlos zugestehen muss, dass es kaum bessere Sänger in dieser Sparte gibt. Danach folgt der faszinierend düstere Titeltrack „Hereafter“. Hierzu wurde auch ein YouTube Video erstellt. Beim „Pieces Of Mine“ wird dann wieder etwas mehr auf das Gaspedal gedrückt. Man fühlt sich direkt in gute alte New Wave Of British Heavy Metal Zeiten zurückversetzt. Der Mittelteil des Stücks, mit einem fast zu offensichtlichem Querverweis auf den Black Sabbath Song „Children Of The Grave“, wirft allerdings Fragen auf. War das so gewollt, oder hat man am Ende gar nicht bemerkt, dass man sich bei seinen großen Vorbildern ganz offensichtlich mal ein Riff ausgeliehen hat?

„Until The Day“ ist dann einer dieser Songs die mit jedem Durchlauf mehr und mehr wachsen. Dazu gehört auch das nachfolgende „When The Skies Falls“, welches seine Schönheit auch erst nach mehrmaligem Hörgenuss entfaltet. Den Track „Bucolic“ hebt allein schon Robert Lowe´s einmalige Stimme locker über die schon hoch angelegte Messlatte. Beim eingängigen „Beacon The Light“ werden noch einmal eindrucksvoll die metallischen Stärken der Band dargeboten. Die fast speedige Komposition „From The Tower“ beendet dann ein wirklich beeindruckend starkes Album. Einen großen Anteil an der Homogenität darf man hierbei ohne Zweifel dem neuen Sänger zuschreiben. Er versteht es blendend sich überall gekonnt einzubringen und den Songs das gewisse Etwas zu verpassen. Die restliche Band liefert mit ihrem Fundament jedoch ebenso einen guten Job ab. Das liegt nicht zuletzt daran, dass man seit vielen Jahren eine eingespielte Truppe ist. Wer Musik aus der Schnittmenge zwischen Doom-, Epic- und Heavy Metal liebt, der kommt an diesem kleinen Meisterwerk nur schwer vorbei. Hoffentlich wird es in dieser Besetzung noch weitere Alben geben. Obwohl ich auch alle anderen drei Tyrant Alben bedingungslos empfehlen kann, ist dieses hier dennoch bereits jetzt mein Favorit!

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Dirk Determann


zurück zur Übersicht