H.E.A.T. FESTIVAL 2019

Ludwigsburg, Rockfabrik, 30.11.2019 – 01.12.2019

einleitung live2019Eine gute und eine schlechte Nachricht stecken im Nacken. Die gute ist, dass ich in der Rockfabrik stehe und in ein paar Minuten und das ohne großartigen Akkreditierungs-Firlefanz an der Tür, das H.E.A.T. Festival beginnt. Die schlechte ist, dass wir hier das letzte Mal sind. Aus Business-Gründen, muss dieses Traditions-Venue in Sachen Rock und Metal, das uns jahrelang zu mit guter Stimmung zu Diensten war, seine Pforten schließen. Ein sicherlich tränenreicher Abschied für Veranstalter Eddy Freiberger und sein Partner In Crime Tom Hinz. Das nächste Mal sehen wir uns dann im Scala zu Ludwigsburg (28.11. – 29.11.202). Schade eigentlich! Aber ein Ende ist auch immer ein neuer Anfang und für den wünschen wir vom Crossfire-Team alles Gute! Vielleicht haben wir Besucher auch Glück und im Scala serviert ein anderer Caterer das Essen. Die einzige Sache, auf die ich in der Rockfabrik verzichten konnte: ein kleiner, höchstens faustgroßer, als Mega-Burger bezeichneter Klecks, für knappe sieben Euro, auf dem die Hälfte fehlte, haha…braucht kein Mensch. Dafür hätten sie dich in Kanada bis 1989 noch aufgehängt. Jetzt aber feiern wir erst mal ein würdiges letztes Mal H.E.A.T. Festival in alter Machart. 

 

Samstag: 30.11.2019 

licence live2019Aber nun zur Musik, wegen der wir ja alle hergekommen waren. Als erste Band begrüßte Eddie vom Veranstaltungsteam, Licence aus Ludwigsburg. Die Musiker um Gitarristen und Songwriter Steam Thiess samt Frontfrau in Form seiner Tochter Jacky, heizten mit klassischem Rock schon direkt ordentlich ein und sorgten für eine gute Stimmung. Während ihres Gigs füllte sich die „Rockfabrik“ weiter. Dies freute auch den „Special Guest“ Richie. Insgesamt performten Licence druckvoll, eingängig und in gewisser Weise auch dreckig. In ihrem Set verkauften sie sich gut und gewannen damit bestimmt weitere Fans hinzu. Crossfire Steve war von den Vocals der Lady nicht ganz so begeistert und hielt die Mucke eher für konventionell aber darüber lässt sich sicherlich streiten. (Anne)

 

Black Diamond live2019Black Diamonds gehören zu den Bands, die ich dummerweise, in den letzten Jahren verpasst habe. Unverzeihlich aber verständlich bei der Flut an Releases, selbst in meinem Lieblingsgenre. Auf jeden Fall ballerten diese Jungs ihren Hairspray Rock ´n´ Roll mit einer derartigen Spielfreude der Bühne, das innerhalb von Minuten der gesamte Saal infiziert war. Dabei hielten sich Action und Gesamtleistung der Performance perfekt die Waage. Selbst Drummer Manu hielt es nicht nur hinter seinem Kit aus und er animierte zuweilen das Publikum vor den Brettern. Selbst das Outfit wurde dem Image einer cool posenden Band angepasst. Ich habe seit langen nicht mehr einen so überzeugenden Auftritt gesehen. Wobei Sänger Mich durchaus als stimmliches Aushängeschild gesehen werden kann. (Steve)

 

Blood Red Saints live2019Mit Blood Red Saints ging es ruhig und melodisch weiter. Hier wurde ebenfalls Wert auf das Äußere gelegt: nur schwarze Oberteile setzten beispielsweise eine knallrote Gitarre gekonnt in Szene. Gesanglich kamen Gedanken an Nickelback auf. Erstaunlich in wie weit auch das Publikum mit den Texten vertraut war. Da wurde lauthals mitgegrölt und gefeiert bis die Schwarte krachte. Im Prinzip war man etwas zu früh im Billing aufgestellt. Hier waren etliche Fans mehr am Start, als bei der folgenden Mannschaft. Was sich zuletzt auch in den Verkäufen beim Merchandise niederschlug. War doch binnen kürzester Zeit alle Silberlinge der Truppe vergriffen. Eine große Überraschung und mit Bravour absolviert. (Marc/Steve)

 

Dark Sky live2019Dark Sky überzeugten anschließend mit sehr punktierten Arrangements. Für Harmonie sorgte das Keyboard. Insgesamt spielten sie sehr groovig und insgesamt eher flotter. Die Tempowechsel innerhalb der Songs machten für Viele das gewisse Etwas aus, auch wenn es für mich persönlich kein Highlight war. (Marc) Ja, da hat Kollege Marc sicherlich recht. Alles wirkte eher altbacken und relativ weniger überzeugend, als die krachenden Vorgänger. Dark Sky, obschon Lokal-Matadoren hätten als Opener spielen sollen. Sie haben weder die Kompositionen noch die Ausstrahlung, im direkten Vergleich mit jeder anderen Band, die an diesem Wochenende tätig war. (Steve)

 

Cats In Space live2019Seit dem 2015er Release „Too Many Gods“, ist die Band Cats In Space, mit ihrer Affinität zu Queen, eine der Favoriten in unserer Redaktion. Live stellte sich, zumindest für mich, sehr schnell heraus, dass sie heuer diesen Standard nicht halten würden können, Schon als der vierte Beitrag des Abends angestimmt wurde, fing ich an mich zu langweilen. Das war an diesen zwei Tagen des H.E.A.T. Festivals äußerst schwierig. Wie dem auch sei, klang man mit jedem weiteren Song gleich, gleich und schließlich gleicher, haha. Das gab mir nun wirklich nicht den stark erhofften Kick, den ich von den Konserven für möglich gehalten hätte. Schade aber nicht jede Truppe ist für die Bühne bestimmt. Aber davon ab wurden die Jungs vom Publikum ganz anders gefeiert. Da war ich mit meiner Meinung zwar nicht allein aber der Masse schien es zu gefallen, was da von der Bühne kam. So kann es gehen! (Steve)

 

Crashdiet live2019Unter den „neuen“ Bands, gehören Crashdiet zu den mittlerweile Dienstältesten. Insofern man sich mit dem ewigen Sänger-Austausch arrangiert hat, kann das eine coole Sache werden. Mit ihrem raueren Sleaze setzen die Jungs sich natürlich etwas vom Mainstream-AOR des Festivals ab. Für diese Fraktion ist das Publikum, dann auch sehr dankbar. Was sich wieder auf die Spielfreude der Band auswirkt, die ich auch schon lahmer erlebt habe. Heuer ist auf jeden Fall alles in trockenen Tüchern und Neu-Fronter Gabriel Keyes (Shouter Nummer Vier), blastete mit seinen Vocals, alte und neue Hits in gleich dreckiger Manier, ins Mikrofon. Somit wurde der Auftritt der Schweden besser als routiniert. (Steve)

Treat live2019Als Treat dann die Bühne für ihre Show betraten, war die Stimmung quasi bombastisch. Und dies ging auch während ihres Auftritts genauso weiter. Die Fans gingen alle Stücke und jede Sekunde bis zum Ende voll und ganz mit und erzeugten ein grandioses Festivalfeeling. (Marc) Ganz klar, hier handelt es sich um alte Kollegen und Wiederkehrer, die mit ihren grandiosen und zeitlosen Hits, ein um das andere Mal, jeden Alt und Neu Fan des Genres, verzaubern. Sänger und Fronter par excellence Robert Ernlund, hat stimmlich (ob jetzt mit Chorunterstützung vom Band, wie ewig gemunkelt wird, oder nicht) alles im Saal im Griff. Die großen Kompositionen wie „World Of Promises“, „Ghost Of Graceland“ oder gar „Skies Of Mongolia“, gelingen treffsicher und holen das Beste aus der Performance heraus. Treat, da kann man sich sicher sein…immer eine Band!!! (Steve)

 

Stan Bush live2019Nach langer Europaabstinenz schaut Grammy Gewinner Stan Bush endlich mit einem seiner seltenen Abstecher in Deutschland in der Rockfabrik vorbei. Mit gemischten Gefühlen steigt die Anspannung, denn mit dem gehypten Konzert im Whiskey a Go Go unter dem Titel Soundtrack Superstars (mit Robert Tepper zusammen), erzeugte er wieder für größere Aufmerksamkeit. Auch dadurch, dass sein Song „The Touch“ im Kinofilm „Bumblebee“ 2018 eine Wiederauflage bekam, ist er vielen noch frisch in Erinnerung. Aber auch der Song „Fight For Love“ im Film Kickboxer sollte dem Ein oder anderen noch ein Begriff sein. Unterstützt wird er bei diesem Konzert von Nigel Bailey (Three Lions) am Bass, Shawn Charvette (Midnight City) am Keyboard, Steve Clarkson an den Drums und Lee Revill (Blood Red Saints) an der Gitarre. Sehr erfrischend rockt er sich durch ein Set von Songs wie „Warrior“, „Born To Win“, „Never Surrender“, „Love Don´t Lie“, „The Touch“, „Dare“ und weiß immer noch das Publikum mitzunehmen. Auf jeden Fall ein gelungener Tagesabschluss der in Erinnerung bleiben wird. (Thilo)

 

Sonntag: 01.12.2019 

Black tiger live2019Der Opener am heiligen Sonntag, Black Tiger, brachte mich direkt auf den Gefühlspunkt und Intention des Festivals: Spaß pur…das ganze Wochenende lang! Die Musiker aus Tschechien waren bislang nur Gäste in den letzten Jahren. Nun durften sie zeigen, was sie selbst auf dem Kasten haben und lieferten amtlich ab. Wie kann man den Tag schöner beginnen, mit seiner Liebsten an der Seite, umkreist von guten Freunden und leckeren Getränken? Für mich waren die Songs zwar allesamt unbekannt, aber aufgrund der wohlwollenden und zugängigen Mainstream Kompositionen, fand ich schnell einen Zugang. Sehr gute Vocals und ein eingespieltes Team an Musikern. (Steve)

 

DeVicious live2019DeVicious, meine neuen Heroes, noch weit vor Degreed? Tja, das konnte ich mir auch nicht so recht erklären aber nach Black Tiger, direkt eine zweite supergeile Show zu erleben hat auch was für sich. Schließlich bin ich auch nicht mehr der Jüngste und nach noch Energie, kräftig mitzufeiern. Das erste Mal durfte ich heuer den neuen Sänger Antonio Calanna (Sänger von den Musicals „Bat Out Of Hell“, „Jesus Christ Superstar“) erleben, den ich vor Monaten noch Backstage als Gast, als Geheimtipp kennenlernen durfte, als noch Steven Mageney (Crystal Ball), für den Weggang des alten Sängers aushalf. Antonia ist eine Dauerexplosion, gesanglich, optisch (so zumindest laut Aussage meiner Lebensgefährtin, haha) und actionmäßig. Er setzte, dass was man live darbieten kann, in eine völlig andere Dimension. Klar, hier kommt ihm natürlich seine Bühnenerfahrung als Musical-Star zu Gute. Zudem ist der Mann hundertprozentig von sich überzeugt und auch das merkt man. Die Spielfreude schlägt natürlich auf die originalen Mitglieder um und wir dürften heute alle ein musikalisches Erlebnis teilen, dass mir die Sprache verschlug. Die Superlativen und international starken Songs, des aktuellen Albums „Reflections“, wie „Hungarian Girl“ und insbesondere der Überflieger „Never Let You Go“, bekamen mit dieser Stimme nochmals einen Extra-Ritterschlag. Eine der besten Bands des Festivals! (Steve)

 

Age Of Reflection live2019Wo wir bei den besten Bands des Festivals sind: mit Vega und Maverick, gehörte auf jeden Fall eine weitere Überraschung, mit den Jungs von Age Of Reflection dazu. Weiteres Neuland, hatten die sympathischen Mitglieder mit ratzfatz in den Klauen. Welch ein Fundus an bärenstarken AOR-Songs, die sich für mich persönlich mitunter ganz nach vorne stellen. Und welch ein einnehmendes Liveauftreten. Das nenne ich Perfektion pur. Zu promoten gilt das aktuelle Album „A New Dawn“, wo der Albumtitel Programm ist. Für mich eine der besten Scheiben im Jahr 2019. Sänger Lars Nygren powert einen Überflieger nach dem anderen an die hungrige Meute und man wird mit viel Applaus überhäuft. Diese Band sollte in unseren Breitgraden auf Dauer-Tour gehen. (Steve)

 

Degreed live2019Ebenfalls aus Schweden kommend, wurden danach Degreed auf der Bühne begrüßt. Ihre Songs zogen vom Tempo her gegenüber den vorherigen Bands deutlich an. Drummer Mats Ericsson war ordentlich in Action und viele, kleine, schnelle Gitarrensoli, setzten neben dem Keyboard deutliche Akzente. Hinzu kommt bei dieser Band eine gute Gesangsstimme. Alles in allem gefielen sie mir persönlich im Laufe ihres Gigs immer besser und stellten das erste wirkliche Highlight des Tages dar. (Anne) Sänger Robin Ericsson, der mit seiner Formation das aktuelle Album „Lost Generation“ im Gepäck hat, kam für mich recht steril und unspannend rüber. Das ganze fand im Publikum zwar guten Anklang, aber im direkten Vergleich zu dem was bislang geboten wurde gehören Degreed für mich persönlich zu den biederen Bands die ihre Gelegenheit nicht wirklich genutzt haben, neue Fans an Land zu ziehen. (Steve)

 

Vega live2019Vega, sind mir mit ihren letzten beiden Alben „Who We Are“ (2016) und „Only Human“ (2018), noch so stark und positiv in Erinnerung, dass ich kurz vor dem Auftritt, meterweise Gänsehaut bekam. Zudem haben sie mit Shouter Nick Workman, der bereits die Tonträger der Formation Kick veredelte, eine Koryphäe in ihrer Besetzung. Das sind doch Aussichten. Und das großartige Line-Up, hat mich zu keiner Sekunde enttäuscht. Allen voran Gitarrist Marcus Thurston, der wie ein großartiger Bruce Springsteen agierte. Die Songs wurden stimmlich und spielerisch tadellos umgesetzt und das Publikum konnte sich kaum noch halten. Was für ein starker Sonntag. Das wird es nächstes Jahr nur umso schwieriger machen. Vega und viele andere setzten heute Maßstäbe, die lange keiner brechen wird. Immer hautnah am Fan setzen die Briten ihr Programm und lieferten genau das was sie versprochen haben…einen unvergesslichen Auftritt. (Steve)

 

Maverick live2019Danach folgte erneut eine kleine Ansage. Diesmal kam sie von Hot, Tom und Eddie. Sie bekamen als Dankeschön, beziehungsweise Abschiedsgeschenk der Rockfabrik, einen kleinen Bilderrahmen von Marius mit Erinnerungen der letzten zehn Jahre H.e.a.t. Festival überreicht. Aber es wurde auch in die Zukunft geblickt. Denn für das nächste Jahr sind bereits die ersten Bands bestätigt. Und Tickets dafür konnten auch schon direkt günstiger ergattert werden. Musikalisch ging es dann mit Maverick aus Belfast weiter. Sie nutzten ihren Gig um ihren neuen Drummer vorzustellen. Es ist niemand geringeres als Jason-Steve Mageney (ex-Double Crush Syndrome) und Sohn des eben erwähnten Crystall Ball Fronters Steven Mageney. Das wurde amtlich mit einem Whiskey begossen. Die irische Band besteht seit dem Jahr 2012 und hat sich im Geschäft gut etabliert. Die Jungs um Sänger David Balfour gaben zumindest richtig Gas auf der Bühne und heizten den Festivalbesuchern mächtig ein. Ein weiterer Sonntag-Highlight! (Anne)

 

Robert Tepper live2019Ich muss gestehen, dass der Barde Robert Tepper seit Jahren an mir vorbeigegangen ist und das obschon ich in diesem Jahr mit dem aktuellen Album „Better Than The Rest“, bemustert worden bin. Aber bei dreißig Downloads täglich, geht leider einiges unter. Bekannt wurde der Sänger mit einem Hit von „Rocky IV“ Soundtrack „No Easy Way Out“. Dies hielt ihm auch den Bekanntheitsgrad aufrecht. Doch der Mann hat viel mehr anzubieten und wahr, anders als mit heute zugetragen wurde, herrlich bei Stimme, auch wenn er die ganz hohen Parts an seine Backing-Sängerin kleben ließ. Dafür agierte er umso sympathischer. Überraschend für mich das mein Kumpel Christoph Renner (20Dark Seven) am Bass live aushalf. Es gibt auch nichts was er nicht kann, haha. Auf jeden Fall gab es hier einen mehr als soliden Auftritt, der die Fans aus den Häuschen riss und jeden Song, der dargeboten wurde, komplett high feiern ließ. (Steve)

 

Stage Dolls live2019Nach dem frenetischen Applaus für den US-Amerikaner Robert Tepper, hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass die Norweger Stage Dolls, noch ein Fünkchen Chance gehabt hätten. Au Contraire! Das Trio, Torstein Flakne (Vocals und Guitar), Terje Stoli (Bass) und Drummer Morten Skogstad, hatte sich heuer, live um einen Keyboarder erweitert. Ja, das Publikum war bereits teilweise nach Hause gegangen aber wer blieb wurde mit einem soliden Gig belohnt, auch wenn mein All-Time favorisierter Single-Hit „Love Cries“, aus mir unerfindlichen Gründen fehlte. Dafür konnte die anwesenden Fans ihre in die Jahre gekommenen Hintern zu Songs wie „Don´t Look Back“; „Still In Love“ und „Wings Of Steel“ wiegen. Hat mir gut gefallen! Komischerweise war die Stimmung im Publikum anscheinend besser als auf der Bühne…Sachen gibt´s, haha. (Steve)



Autor: Steve Burdelak, Anne Melis, Marc Debus - Pics: Steve Burdelak