MY DYING BRIDE - THE GHOST OF ORION


Label:NUCLEAR BLAST
Jahr:2020
Running Time:56:05
Kategorie: Neuerscheinung
 

Neben Paradise Lost und Anathema gehören die Engländer My Dying Bride zu den Pionieren des Death-/Doom Metals. Während die anderen beiden Bands jedoch schon so manche Odyssee hinter sich haben, was ihre musikalische Entwicklung angelangt, so haben My Dying Bride ihren eingeschlagenen Weg im Prinzip konsequent beibehalten. Waren sie in den Anfangstagen seit der Gründung im Jahr 1990 noch etwas ruppiger im Death Metal angesiedelt, so hatten sie dennoch immer schon einen eigenwilligen Sound, was vor allem daran liegt, dass sie wohl die erste Band des Genres waren, die neben Keyboards vor allem Geigen verwendet haben. Bis heute konnten eigentlich alle Alben überzeugen. Die einzigen Ausnahmen sind das 1998 erschienene, sehr experimentell ausgefallene Album „34,788 %... Complete“, welches mit seltsamen Drumloops anmaßte sowie das Jubiläumsalbum „Evinta“ von 2011, welches ausschließlich orchestrale Neueinspielungen alter Klassiker der Band enthielt. Auf dem nunmehr vierzehnten Album der Band gehen sie aber wieder eher ihren gewohnten Weg. Der Opener „Your Broken Shore“ und das zweiminütige Outro „Your Woven Shore“ lassen vom Titel her auf ein Konzept-Album schließen. Worum es dabei genau geht, weiß ich jedoch nicht.

Das Grundgerüst ist aber so, wie man es von My Dying Bride gewohnt ist. Die sieben Songs (also ohne Outro) sind alle zwischen fünf und zehn Minuten lang. Eine Überraschung ist „The Solace“ in der Album-Mitte, welches lediglich mit Leadgitarre und Frauengesang auskommt. Ich habe My Dying Bride früher immer für ihren spannenden Songaufbau, die urplötzlichen Taktwechsel und dem Wechsel zwischen weinerlichem, verzweifelten Gesang und Growls geschätzt. Diese Elemente sind hier fast völlig verschwunden. Growls gibt es zwar hin und wieder noch, der weinerliche Gesang ist energischerem Klargesang gewichen. Die Geigen, die die Band immer zu etwas Besonderem gemacht haben, treten sehr weit in den Hintergrund oder fallen zumindest nicht mehr so auf wie früher Der Opener „Your Broken Shore“ und die darauffolgenden Tracks „Tod Outlive The Gods“ und „Tired Of Tears“ enthalten all die alten Elemente mit den traurig anmutenden Gitarrenmelodien zwar noch und hätten teilweise auch gut auf „The Angel And The Dark River“ (1995) oder „Like Gods Of The Sun“ (1997) stehen können, danach plätschert das Album aber etwas dahin, ohne weiter groß zu glänzen, auch wenn ein gewisses Niveau sicherlich gehalten wird. Dennoch habe ich, zugegebenermaßen, fünf Jahre nach dem letzten Album „Feel The Misery“, deutlich mehr erwartet. Das ist schade…

Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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