JORDABLOD - THE CABINET OF NUMINOUS SONG


Label:IRON BONEHEAD
Jahr:2020
Running Time:42:57
Kategorie: Neuerscheinung
 

Jordablod stammen aus Malmö und legen mit „The Cabinet Of Numinous Song“, nach einer Demo und einer EP ihr zweites Album vor. Es erscheint über Iron Bonehead Productions. Doch obwohl ich mich bereits auf klassischen, schwedischen Black Metal à la Dark Funeral oder Marduk gefreut hatte, bin ich überhaupt nicht enttäuscht, als etwas ganz anderes aus den Boxen schallt. Vom Riffing zeitweise etwas an Panphage oder Arckanum erinnernd, lassen die Schweden geschickt Einflüsse aus traditioneller, folkloristischer Musik einfließen. Das Ganze als Folk-Black Metal oder Pagan zu betiteln, wird der Nummer jedoch nicht gerecht. Vielmehr gehen Jordablod eigene Wege bei der Komposition und dem Arrangement der sieben Tracks auf dem Album. Es handelt sich hierbei zwar definitiv um experimentelleren Black Metal, der allerdings gut hörbar bleibt. Zu keinem Zeitpunkt erscheint die Musik gekünstelt progressiv. An vielen Stellen werden ebenfalls Assoziationen zu Depressive-Metal Größen wie Vanhelga oder Lifelover wach, ein Eindruck, der durch vereinzelte Dur-Passagen noch verstärkt wird. Allerdings handelt es sich bei „The Cabinet Of Numinous Song“, mitnichten um eine Depri-Scheibe, vielmehr besteht die Stimmung auf dem Album aus einer beinahe perfekten Harmonie aus meditativen, aggressiven und depressiven Passagen. Jeder Song zeichnet sich durch eine eigene Klimax aus, es wird kein Bogen über das ganze Album geschlagen. Einen Song besonders hervorzuheben fällt schwer, da jedes Stück auf seine eigene Art und Weise besonders ist.

Positiv hervorzuheben ist auch, dass Jordablod keine wiederkehrenden Songschemata verwenden, Langeweile kommt definitiv keine auf. „Hin Ondes Mystär“ beginnt hypnotisch, eine schleppende Akustikgitarrenmelodie begleitet uns zwischen beinahe verzweifelt anmutenden, doomigen Passagen. Den Höhepunkt bildet ein langsames, in den Hintergrund gerücktes Gitarrensolo. „The Beauty Of Every Wound“ beginnt ebenfalls ruhig, bevor die vermeintliche Stille dann von einem rockigen Gitarrenlauf zerrissen wird. Ein kaltes, dissonantes Riff folgt und leitet, untermalt von heiserem Schreigesang, von einer ruhigen Passage zur nächsten. Der Anfang von „Blood And Rapture“ erinnert ein wenig an die Melodie aus dem Dorf des ersten Diabloteils. Klangschalen hört man auch eher selten im Schwarzmetall, hier sind sie passend. Der Titelsong „The Cabinet Of Numinous Song“ ist eine fünfeinhalbminütige Instrumentalnummer, ruhig und hypnotisch, unterbrochen von einem kurzen Blastbeatgewitter, der Rausschmeißer „To Bleed Gold“ vereint noch einmal alle Stärken der vorangegangenen Stücke, leitet den Hörer stimmig aus dem Album und hinterlässt eine angenehme Leere. Treibende Gitarren, eingängige Melodien, ohne die Gefahr, in Schunkel-Kitsch abzudriften setzen starke Akzente, die immer wieder von ruhigen Abschnitten unterbrochen werden. Der Einsatz von Gitarreneffekten, die man selten im Black Metal hört, gibt der Musik eine spezielle Note, ohne durch deren übermäßigen Einsatz die Suppe zu versalzen. Der Zugang zu den Stücken fällt leicht, der Hörer wird schnell in den Sog der Musik hineingezogen. „The Cabinet Of Numinous Song“ ist ein Album, welches sich hervorragend für verregnete Abendstunden zum aktiven Musikhören eignet, zum Nebenherhören ist es zu schade und zu komplex. Für Black Metal Puristen empfiehlt sich dieses Werk wohl weniger, wer jedoch einen Blick über den schwarzen Tellerrand riskieren möchte, kommt hier sicherlich auf seine Kosten.

Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Sprack


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