MOXY - Der ewige Geheimtipp in Deutschland


Wenn man, so wie ich, das Glück hatte, ein paar Jahre der Achtziger in Kanada (Toronto) leben zu können, kam man musikalisch an der Formation Moxy nicht vorbei. Etliche große Szenenamen der damaligen Heimat gaben sich hier ein Stelldichein. Da wäre insbesondere der verstorbene Drummer Billy Wade (später bei Lee Aaron im Line-Up), Shouter Mike Reno (Loverboy), Greg Godovitz (Goddo), Gil Moore (Triumph), Russ Graham (Killer Dwarfs) und später im Live-Line-Up sogar Tommy Bolin, das 1976 verstorbene Mitglied von Deep Purple. Leider war der Erfolg nicht immer der verdiente und führte lange Zeit zu inaktiven Phasen. Darum war es mir bis ins Jahr 2019 verwehrt, diese Jungs live zu sehen. In Lüttich, Belgien, gab es, zum Auftakt des ersten Golden Age Rock Festivals, die Möglichkeit zu begleichen. Freundschaftliche Gespräche führten zu diesem Interview mit Gitarrist Rob Robbins.

moxySteve: Erzähle uns mal das Wichtigste über Dich und Moxy!

Rob: Nun, wir können am besten ganz weit zurückgehen, in das Jahr 1976. Ich war noch so eben neun Jahre alt, und mein Vater spielte in einer Band, dessen Gitarrist immer Moxy-Lieder intonierte. Er lieh meinem Dad die Alben. So gelangte ich an die Musik der ersten beiden Alben. Ich liebte den ersten Release und die Zusammensetzung der Sounds, aber der Track „Through The Storm“ auf dem zweiten Opus hielt mich seit je her gefangen. Im Jahre 2013, im August, wurde ich Mitglied der Formation. Als die DVD aufgenommen wurde, kam es zu meiner ersten Live-Show. Alexis Von Kraven, ihr Drummer, brachte mich zur Truppe. Es gab keinen zweiten Gitarristen, aber eigentlich hatten sie immer einen. Alexis fragte Earl Johnson (Klampfer), wie es mit meinem Einstieg sei, und er verneinte diesen Schritt. Ich hatte Earl bereits kennengelernt, als ich mit meiner Coverband auftrat, aber er erinnerte sich nicht mehr an meinen Namen. Erst als ich zum Jammen kam, registrierte er, um wen es sich handelte. Jetzt verlief alles in die richtigen Bahnen, man mochte mein Spiel, und ich war dabei.

Steve: Was passierte unter Deiner Beteiligung bis zum heutigen Abend?

Rob: Nun, wir kümmerten uns um den Escape-Release von „40 Years And Still Riding High“, dem Doppel-Album mit der eben erwähnten DVD. Wir fingen mit der Live-Show an, und schließlich kam es zu Neueinspielung der alten Klassiker von 1974 an. Die ganze Studioarbeit bis zum Release dauerte bis ins Jahr 2015. In Europa liefen wir vertraglich bei Escape Records, für die Vereinigten Staaten von Amerika und Mexiko wählte man Perris Records. Kanada und der Rest der Welt mussten online Vorlieb nehmen. Mittlerweile ist Rod Albon seit diesen Aufnahmen der Bassist und Desche Sparboom der neue Drummer. Es gab einige kleine Promo-Shows in lokalen Venues, aber nichts Weltbewegendes. Irgendwie hockt unser größter Fan-Kreis in San Antonio als auch St Louis (beide in den USA). Also waren wir einige Male in Texas und nun endlich in Europa. Ich hoffe inständig, dass dies in Serie geht. Auf dem Album konnte ich mich großartig einbringen und etliche Ideen entfalten lassen. Mein Lieblingstrack „Through The Storm“ war damals noch nicht Mal im Live-Programm. Ich prophezeite unserem Sänger Nick Walsh (ex-Slik Toxik), dass er ein großer Rockstar werden würde, wenn er diesen Beitrag live in Europa singen würde. Wie gesagt, viele Songs haben neue Arrangements, wie zum Beispiel „Nothing Comes Easy“ und „Sail On Sail Away“. Earl hatte die meisten Soli auf dem ersten Album nicht selber gespielt und wollte jetzt die Gelegenheit haben und kümmerte sich um diese Belange. Ich brachte mich ein, wo ich konnte. Es gab minimale Diskussionen, aber im Großen und Ganzen wurde später lediglich der Bassisten-Part gewechselt. Nick hatte ebenso seine Momente und brachte seinen Achtziger Jahre-Stil mit. Die Produktion wurde von mir übernommen, und Nick agierte als Co-Produzent.

moxySteve: Seit circa zwanzig Jahren gibt es kein „neues“ Album („V“ war das letzte aus dem Jahr 2000). Woran liegt das?

Rob: Seit anderthalb Jahren spielen wir mit neuem Material und Gedanken herum und wollten auch ins Studio, aber es ist einfach noch nicht passiert. Jeder hat ein paar Projekte am Laufen, und wir haben noch keinen geeigneten Zeitpunkt gefunden, an dem wir alle zusammentrafen. Wir denken aber über eine EP nach, nur um wieder von uns hören zu lassen. Ein ganzes Album entspricht vielleicht nicht mehr dem Trend, verglichen zu einer zügigen Single.

Steve: Wie ist es für Dich persönlich, in einer Band zu spielen, die in Deiner Heimat derart bekannt ist, anstatt Deinen eigenen Act zu haben?

Rob: Nun, irgendwie ist Moxy schon meine Band. Earl hat Nick und mich als Partner akzeptiert. Es sind wir drei, die die Entscheidungen treffen. In letzter Zeit bin ich sogar der Manager der Band und kümmere mich um die Belange des Business. Ich selber habe früher mit Rhett Forrester (im Jahr 1994 verstorbener ex-Riot Sänger) in den Neunziger Jahren ein Projekt am Start, von dem es etliches an unveröffentlichtem Material gibt. Darum werde ich mich noch kümmern. Soweit es Moxy betrifft, war es für mich eine interessante Erfahrung, da ich die Truppe schon so viele Jahre gut fand. Aber es war nicht ganz so wild, weil die Gruppe weitaus erfolgreicher in den USA ist als in ihrer Heimat.

Steve: Also meine Frage, wie Ihr zurzeit in Kanada aufgestellt seid, kann ich mir schenken?

Rob: Yeah, bis auf eine kleine Club-Show vor den Gigs in den Staaten, haben wir hierzulande nicht gerade für Unruhe gesorgt. Leider haben die Radiosender aufgehört, Moxy-Songs zu spielen und haben nach dem letzten Release mit mir nicht wieder damit angefangen. Unsere Radiounterstützung ist hier buchstäblich gegen null. Obschon wir eigentlich recht aktiv waren in Sachen Interviews und so. Im Internetradio läuft es ganz gut. Und zumindest in Belgien haben wir Fuß gefasst. Na ja, unsere beiden US-amerikanischen Städte, die ich eben nannte, halten die Flagge hoch. Aber im Vergleich zur Vergangenheit, gibt es sehr fette Einbußen.

moxySteve: In Lüttich erzähltest Du mir über ein Projekt mit Gotthard-Mitgliedern. Was dürfen wir darunter verstehen?

Rob: Es geht um die Formation Boneyard Dog, die im Jahr 2016 das Album „Bluesbound Train“ herausgebracht hat. Ihr Sänger heißt Rob Mancini (ex-Hotwire). Drummer Dennis Leeflang (spielte mit Bumblefoot und Lita Ford), Marc Lynn (Basser von Gotthard) und ich sind nun im Line-Up. Eigentlich wollten wir mit Live-Shows anfangen, aber die sind zur Zeit verschoben worden. Ich bin mit Marc aber auch über andere Themen im Gespräch. Wie gesagt, ich habe derweil noch Material mit Rhett, bevor er in Atlanta ermordet wurde, und die Nachfrage ist groß, da es seine allerletzte Show war. Die alten Sachen sind natürlich Demos und müssen bearbeitet werden. Nick hat eine eigene Band mit dem Namen Famous Underground. In dieser Formation ist er sehr aktiv. Und so haben wir alle unsere weiteren Beschäftigungen. Earl gibt sogar Gitarrenunterricht in Schulen.

Steve: Was soll die Zukunft für Moxy bringen?

Rob: Ich bin im Gespräch mit ein paar Promotern in Europa. Wir reden über Auftritte bis ins Jahr 2021. Dazu gesellen sich ein paar Auftritte in den USA. Wenn etwas anderes passiert, bis Du einer der ersten, die es erfahren. 

moxySteve: Du hast auf Deiner Seite eine charmante Lady namens PJ Bennett, ihres Zeichen Sängerin. Gibt es von ihr noch mehr Material, außer vielleicht den Weihnachtssong?

Rob: Ich fand sie und ihre Musik online. Ich habe mitbekommen, dass sie wohl Schwierigkeiten hatte, ihre Songs zu vermarkten, und lud sie nach Kanada ein. Wir arbeiteten sehr gut zusammen. Ich half ihr, ein paar der Lieder, die sie online hat, mitzuschreiben. „I Promise You“ und „Drifting Away“ sollen nun erscheinen, und ich kann Dir versprechen, es wird dieser „Easy Listening“-Stil zwischen den Siebziger- und Achtziger Jahren. Dennis Leeflang hat hier ebenfalls die Drum-Parts zugesteuert. Sie schreibt wie verrückt Lieder und hat Unmengen an Material.

https://www.facebook.com/moxyofficial/



Autor: Steve Burdelak