4. HANIEL OPEN AIR FESTIVAL

Duisburg, 07.09.2019

Gotthard IndexSelten kommt es vor, dass wir uns beim Crossfire einen Tag eines Festivals knicken aber da gestern nur auf Klassik getrimmt wurde und niemand firm in diesem Genre ist…was soll man machen. In der Duisburger Mitte, direkt vor dem Theater, konnte man beide Tage kostenlos erleben und ich bin immer wieder erstaunt, warum bei solchen Events nicht alles aus den Nähten platzt. Selbst die üblichen Gotthard-Fan Verdächtigen aus meinem Bekanntenkreis, die sonst jeden Gig mitnehmen, waren bis auf eine Handvoll nicht vor Ort. Schade eigentlich. Dennoch war die Stimmung gut, wenn auch bei den ersten beiden Opener halt noch recht überschaubar, was sich vor der Bühne tummelte. 

 

 

Echo AppartmentDen Opener machten eine Gruppe Rocker genannt Echo Appartment. Man kann ihren Sound durchaus als Independent Rock mit deutschen Lyrics bezeichnen. Ihre Stärke liegt in der Melancholie, die fast in jedem Song aufschlägt. Für mich war diese Band absolutes Neuland aber schnell hatten sie mich im Griff. Obschon ich aufgrund des DJs (Jim Knopf) im Line-Up eher skeptisch war. Dafür bekommen wir fesselnden Gesang (Benjamin) und Pink Floyd´sche Gitarren-Attacken von Klampfer Tarik. Die Duisburger haben ein Händchen für gelungene Kompositionen und scheuen sich nicht ihre Gefühle zu vertonen. Doch man konnte auch ordentlich ins Gaspedal treten. Ein gelungener Einstand den sicherlich mehr Menschen hätten erleben sollen. Das kann man gar nicht oft genug sagen.

 

Fools ErrantAn der Formation Fools Errant, kommt man in letzter Zeit, irgendwie nicht vorbei. Sie sind in aller Munde und auf jeder Bühne zu Hause. Und das aus gutem Grund: sie treten einfach sympathisch Arsch! Auch sie stammen aus der Metropole vom Rhein (ok, das war jetzt ein bisschen heavy, haha) und existieren seit dem Jahr 2006. Sie präsentierten ihre Version des Hard Rock, verfeinert mit Blues und Pop-Tönen. Mit Raphael Peller steht ein charismatischer Fronter in ihren Reihen, der das Publikum rasch zum Mitsingen animiert und die Anwesenden kannten die Lyrics meist eh schon. Man hat eine gewisse Affinität zu Alter Bridge und mir ist völlig unerklärlich, dass die Band so lange ohne Vertrag ihr Dasein fristete. Da hat die Musikindustrie mal wieder gepennt. Peter Bursch hat die Jungs mal unter die Fittiche genommen und jetzt muss was Großes her.

 

 Peter BurschDas erste Mal sah ich Peter Bursch und seine Band am 20. Februar 1988, beim „Auf Ruhr“ Konzert. Das war im alten Walzwerk zu Rheinhausen. Turbulente Zeiten damals. Der Krautrocker mag ja der Gitarrenlehrer der Nation sein aber schon damals mit dem ersten Song „Gedanken“, bei dem Peter die Sitar spielte, hatte der gute Mann mich bereits verloren. Brösel Maschine, so der Bandname der Formation und der Text innerhalb der jamartigen Komposition in Englisch. Wäh? Und sein Gesang ist nicht mein Ding. Nun ja, heuer gastierte er mit seiner All-Star-Band. All-Stars ist natürlich etwas dick aufgetragen. Klar manche Mitglieder haben mal in verschieden Musicals mitgewirkt, wie zum Beispiel dem „Starlight Express“, Langzeit-Kollege und Gitarrist Michael Dommers (der glänzte heute allerdings mit Abwesenheit) war mal bei Wallenstein und Fronter Stefan Werner war mal Sänger bei den relativ erfolglosen Rockern Typhoon. Nur Nippy Noya war Percussionist für die vier Großen: Udo Lindenberg, Peter Maffay, Marius Müller-Westernhagen und Herbert Grönemeyer. Das Gros, wie kann es anders sein, besteht aus Cover-Versionen, meist jedoch ziemlich um arrangiert. Hier war die Stimmung gut, klar, Heimspiel, und natürlich sitzen hier Alles Hörer, denen es nur um Stimmung geht und dass sie die handelsüblichen, nachgespielten Klassiker ihrer Jugend vorgespielt bekommen. Obschon die spielerische Qualität und der Gesang ordentlich präsentiert wurde, ist für mich das Konzept zu langweilig.

 

Gotthard TextGotthard aus der Schweiz hatte ich in den Jahren des verstorbenen Sängers Steve Lee, ohne Ende live gesehen. Für mich, immer noch mit Neuzugang Nic Maeder, nur ein Mal. Das war nicht mehr dasselbe. Jahre später nun nochmal die Gelegenheit an diesem heutigen Abend. Leider war man nicht vollzählig, denn Drummer Hena Habegger fehlte und wurde durch Daniel „Dani“ Loeble, aus den Reihen von Helloween besetzt. Dazu gab es zwei Backgrounsängerinnen, denn es sollte ein weiteres Mal akustisch ins Zeug gelegt werden. Schließlich galt es das aktuelle Werk „Defrosted 2“ zu promoten. Und das taten die Jungs mit Bravour. Ihr Hitkatalog ist unheimlich voll und eigentlich kann man alle seine Lieblings-Hits gar nicht erwarten. Ich habe mich trotzdem über „One Life - One Soul“, „Heaven“ und „Hush“ (aus dem Hause Deep Purple´s) gefreut. Weniger überzeugend war der Song „Feel What I Feel“, vom 2014e-Album „Bang!“. Tja und Nic Maeder überhaupt. Er war zwar besser als das erste Konzert, dass ich mit ihm in Bochum vor Jahren gesehen habe und er ackerte ziemlich fit auf der Bühne rum und ließ sich von einem Roadie durch das Publikum Huckepack tragen aber stimmlich bleibt er weiterhin weit hinter seinem Vorgänger Steve Lee. Das hat mir zu wenig Ausdrucksstärke. Die Band ist zwar ein eingespieltes Team aber mittlerweile kann ich den Hype um die Formation Coreleoni verstehen.

 

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Moderator Bülent Aksen, für seine immense Gastfreundschaft, Daniel Jung und das Unternehmen Haniel.



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak