Daniel: Hi Peter! Lass uns doch bitte einmal ganz vorne anfangen: Wann und wie kam für Ceremony der Stein genau ins Rollen?
Peter: Ich begann bereits mit 19 Jahren, in verschiedenen Death Metal-Bands zu spielen. Weil ich meine eigene Art von Death Metal spielen wollte, suchte ich nach geeigneten Musikern, die bereit und auch fähig dazu waren, derart brutalen Death Metal zu spielen, wie er mir vorschwebte. Ich hatte bereits einige Songs geschrieben. Von da an ging alles ziemlich schnell. Unser „Victims Of Morbidity“ Demo wurde 1991 Demo des Monats im Aardschock Magazin in Holland, und bald darauf folgten auch schon 1992 die „Inclemency“ EP und 1993 die „Tyranny From Above“ CD.
Daniel: Hattet Ihr den zuvor auch schon in anderen Bands gespielt?
Peter: Nein, nicht wirklich. Wir hatten zwar alle schon vor Ceremony in kleinen lokalen Thrash- und Death Metal-Bands gespielt, aber da kam noch nicht sonderlich viel bei rum. Nach der Auflösung von Ceremony spielte ich dann noch eine Weile bei Phlebotomized.
Daniel: Welche Bands zählten damals zu Euren Haupteinflüssen?
Peter: Das ist schwierig zu beantworten. Viele hatten uns damals nachgesagt, dass unser Album „Tyranny From Above“ nach „Cross The Styx“ von Sinister klingen würde. Ich weiß nicht, ich denke, dass wir eigentlich von keiner bestimmten Band beeinflusst worden sind. Wir alle hören unterschiedliche Metal-Stilrichtungen. Meine Lieblingsbands sind momentan Behemoth, Aborted, Dark Funeral, Carnifex, Dimmu Borgir, Cradle of Filth und Cattle Decapitation.
Daniel: Worum geht es in Euren Texten? Geht es nur darum, die typischen Death Metal-Klischees zu erfüllen, oder steckt mehr dahinter?
Peter: Micha, unser Sänger, schreibt alle Texte. Er versucht immer, düstere Texte über Dinge zu schreiben, die er gesehen, gedacht oder gelesen hat. In dem Song „Retribution“ geht es zum Beispiel darum, was er jemandem antun würde, der sein Kind missbraucht hat. „Erilaz“ ist ein Song über einen alten Nordischen Runenmeister. Bei „In A Dark Time” geht es darum, wie man anfängt, die wichtigen Dinge des Lebens in schweren Zeiten zu sehen.
Daniel: 1993 erschien Euer tolles und völlig unterbewertetes Album „Tyranny From Above” auf CD und Kassette. Wie seid Ihr damals mit dem Label Cyber Music in Kontakt gekommen?
Peter: Danke für das Kompliment! Unsere 7“ EP „Inclemency“ war ein Jahr zuvor noch bei Cenotaph Records erschienen. Sie stellten damals den Kontakt zu Cyber Music her.
Daniel: 1995 kam es nach zwei Demos, einer Single und nur einem Album zur Auflösung der Band. Was waren die Gründe dafür?
Peter: Unser damaliger Schlagzeuger, Patrik van Gelder, musste die Band aus persönlichen Gründen verlassen. Wir hatten leider keinen geeigneten Nachfolger für ihn gefunden. Uns dauerte das alles zu lange, und dann haben wir Ceremony schließlich aufgelöst.
Daniel: Nach genau zwanzig Jahren kam es dann 2015 zur Wiedervereinigung. Was hattet Ihr in der Zwischenzeit gemacht? Wart Ihr immer noch in der Death Metal-Szene aktiv?
Peter: Ich spielte danach für kurze Zeit noch bei der Death Metal-Band Phlebotomized. Danach war ich aber gar nicht mehr in der Szene aktiv.
Daniel: Heute sind drei der vier Originalmitglieder von Ceremony immer noch mit dabei. Was war denn mit Eurem Original-Schlagzeuger Patrik van Gelder? War er gar nicht mehr an einer Ceremony-Reunion interessiert? Oder wurde er überhaupt gefragt?
Peter:Es schien, als sei Patrik einfach von unserem Planeten verschwunden. Wir konnten ihn nicht ausfindig machen und haben dann nach einem anderen Schlagzeuger gesucht. Ich habe ihn aber zufällig neulich mal wieder gesehen und mich mit ihm unterhalten. Er liebt die Musik heute immer noch, aber in einer Band zu spielen, passt heute nicht mehr zu seinem Lebensstil. Und natürlich haben wir jetzt auch einen guten Schlagzeuger.
Daniel: Wie seid Ihr denn auf Euren neuen Schlagzeuger Bas Dubbelman gestoßen? Er ist ja sehr viel jünger als Ihr und wurde erst 1992 geboren! Kanntet Ihr seine vorherigen Bands Unseen Perception, Black Mesa Preservation Society und Chaosity schon?
Peter: Der Kontakt zu Bas Dubbelman kam über eine Internetseite für Musiker zustande. Er hatte genau die richtige Einstellung und die geeigneten Voraussetzungen, um bei Ceremony zu spielen und unseren Altersdurchschnitt zu senken, hehe!
Daniel: Hattet Ihr in den zwanzig Jahren, in denen es Ceremony nicht gab, denn immer noch Kontakt zu allen anderen Originalmitgliedern? Seid Ihr nach der Trennung weiterhin Freunde geblieben?
Peter: Nein, wir haben alle unser eigenes Leben gelebt.
Daniel: 2016 gab es eine Wiederveröffentlichung Eures Debüts „Tyranny From Above”. Als Bonustracks waren die „Inclemency” EP von 1994 und das „Promo ´94”-Tape vertreten. Warum nicht auch Euer erstes Demo „Victims Of Morbidity” von 1991? Für Sammler wäre es doch toll gewesen, Euer altes Zeug mit einem Schlag komplett zu haben, zumal es von der Spielzeit her auch noch locker mit draufgepasst hätte. Mochtet Ihr Euer erstes Demo nicht mehr? Waren vielleicht die Masterbänder verloren gegangen? Was waren genau die Gründe dafür?
Peter: Um ehrlich zu sein, haben wir da einfach gar nicht drüber nachgedacht. Aber dieses Jahr wird das Demo noch einmal als Kassettenversion zusammen mit „Retribution“ erscheinen.
Daniel: Lass uns auch gleich mal über das tolle neue Album „Retribution” reden! Für mich klingt es einfach zeitlos und hätte auch genauso in den Neunzigern erschienen sein können! Wurden einige dieser Songs auch schon vor Eurer Auflösung 1995 geschrieben? Oder haben sich Eure musikalischen Einflüsse in all den Jahren einfach nur nicht geändert?
Peter: Auch hier nochmal danke für das Kompliment! „Divinatory Rites” ist tatsächlich der einzige Song, der schon vor der Auflösung geschrieben wurde. Alle anderen sind danach entstanden. Wir spielten ein paar alte Songs im Proberaum haben wir ebenfalls bemerkt, dass sie zeitlos klingen. Deswegen haben wir auch beschlossen, noch einen alten Song von unserer „Promo ´94“, welche nach dem „Tyranny From Above“-Album erschienen war, als Neuaufnahme mit auf das kommende, dritte Album zu packen.
Daniel: Wie lange hat es denn gedauert, die neuen Songs zu schreiben und aufzunehmen?
Peter: Das ging ziemlich schnell. Ich glaube, es hat etwa ein Jahr gedauert, bis alle Songs für das „Retribution“-Album geschrieben waren. Danach hat es noch einmal ungefähr ein Jahr gedauert, alles aufzunehmen. Allerdings ist unser Schlagzeuger direkt nach den Aufnahmen ausgestiegen. Zum Glück hatten wir dieses Mal mit Bas Dubbelman ziemlich schnell einen Nachfolger gefunden. Sein Schlagzeugspiel hat den Songs aber einen ganz anderen Groove verliehen, weswegen wir alle Songs noch einmal neu aufnahmen.
Daniel: Wo habt Ihr das Album aufgenommen, und wer hat produziert?
Peter: Wir haben das Album in unserem Proberaum aufgenommen. Den Mix und die Produktion haben wir bei unserem Produzenten zu Hause gemacht. Die Umstände waren also ideal. Alles verlief stressfrei, und wir hatten keinerlei Zeitdruck. Unser Produzent war Edwin van Wingerden, der Gitarrist von Kurb Saatus. Und er hat tolle Arbeit abgeliefert!
Daniel: Wie seid Ihr mit Vic Records in Kontakt gekommen, die die Wiederveröffentlichung Eures Debüts und das neue Album rausgebracht haben?
Peter: Roel von Vic Records ist ein alter Freund von mir. 2015 hatte er uns erzählt, dass immer noch viele Leute nach „Tyranny From Above“ fragen würden. Er wollte das Album dann remastern und nochmal rausbringen.
Daniel: Ihr spielt auch live, soweit ich weiß. Gibt es auch Pläne für mögliche Auftritte in Deutschland?
Peter: Ja, wir spielen live, etwa zweimal im Monat ungefähr; bislang zwar nur hauptsächlich in den Niederlanden, aber wir haben auch schon in England (Bristol und London) und in Belgien gespielt. Wir würden gerne mal in Deutschland spielen. Deutsche Metalheads sind als fanatisches Publikum bekannt. Wir suchen noch jemanden, der die nötigen Kontakte hat, damit wir mal in Deutschland spielen können. Vielleicht lässt sich da ja mal etwas machen.
Daniel: Lass uns bitte auch mal kurz über die Death Metal-Szene bei Euch in den Niederlanden sprechen, ja? Ich bin nämlich ein Riesen-Fan von Bands wie Asphyx, Soulburn, Grand Supreme Blood Court, Sinister, Thanatos, Gorefest, Delirium, Sempiternal Deathreign, Pentacle, Acrostichon, Pestilence, Altar, Beyond Belief, Temple, Extreme Cold Winter, Eternal Solstice, Etherial Winds, AntropomorphiA, Ophanage, alten Celestial Season, alten The Gathering, aber auch neueren Bands wie Supreme Pain, Entrapment, Funeral Whore, Neocaesar, Ceremony Of Opposites usw. Seit Ihr mit einigen dieser Bands in Kontakt, vielleicht mit einigen auch schon seit Euren Anfangstagen? Und welche anderen Death Metal-Bands aus Eurem Land kannst Du unseren Lesern noch empfehlen?
Peter: Die einzige Band, mit der ich wirklich in Kontakt bin, ist Sinister. Ihr Sänger Aad ist ein guter Freund von mir. Wir haben auch schon zusammen Konzerte gespielt. Mit vielen der von Dir genannten Bands haben wir schon gespielt, oder wir haben sie so mal irgendwo live gesehen. Aber ich denke, die Zeiten haben sich geändert. Als wir jünger waren, hingen wir alle im Blokhut rum, einem Metal Café on Rotterdam, und haben über Musik geredet, Kassetten getauscht, neue Bands entdeckt und viel Bier gemeinsam getrunken. Es war viel persönlicher als heute. Wir sind zu einer Internet-Generation geworden.
Daniel: Gibt es den heute noch eine richtige Death Metal-Szene in den Niederlanden, wo Bands sich gegenseitig unterstützen? Oder gibt es eher so etwas wie Rivalität untereinander?
Peter: Nein, so etwas wie Rivalität habe ich hier nie erlebt. Aber wir unterstützen uns irgendwie auch nicht richtig gegenseitig. Ich denke, es ist einfach ein Zeichen der heutigen Zeit. Wir leben alle unser eigenes Leben.
Daniel: Ich liebe diesen Old School Death Metal, wie Ihr ihn auch heute immer noch spielt! Wie denkst Du über die derzeitige Entwicklung im Death Metal, mit all seinen Brutal Death- und Technical Death-Bands, Blastbeats, getriggertem Schlagzeug, modernen, sterilen Produktionen und dem ganzen Kram, der der Musik heute ihren alten Charm und den Spirit nimmt?
Peter: Death Metal hat sich erheblich weiter entwickelt. Alles in allem werte ich dies aber positiv, denke ich. Was einige Schlagzeuger mittlerweile leisten, finde ich echt beeindruckend! Es hat die Musik härter und aggressiver gemacht, und ich liebe das! Es ist in Ordnung für mich, die Musik etwas weiter aufzupolieren. Auf der anderen Seite denke ich aber auch, dass moderne Technik der Musik durchaus ihre Seele nehmen kann. Aber wo soll man da die Grenzen ziehen? Meiner Meinung nach muss die Musik, die Du auf´s Album packst, auch live umzusetzen sein. Man muss glaubwürdig bleiben.
Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Ceremony aus?
Peter: Wir arbeiten gerade an neuen Songs für unser drittes Album. Und ich glaube, dass die neuen Songs auch noch einen Tacken besser werden als unsere jetzigen. Des Weiteren wollen wir auch mehr Konzerte in Deutschland und generell im Ausland allgemein sowie auf ein paar größeren Festivals spielen als wir es jetzt tun. Ich hoffe, dass noch mehr Leute Ceremony für sich entdecken werden!
Daniel: Na gut, Peter! Hast Du noch ein schönes Schlusswort?
Peter: Danke für das Interview und dafür, dass Du unsere Musik bei Euch promotest! Mir bedeutet Deine Liebe und Hingabe zu unserer Musik sehr viel! Mach weiter so, Daniel! Ich hoffe, wir treffen uns mal, wenn wir in Deutschland spielen sollten!
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