Wer sagt eigentlich, dass Melodic Rock grundsätzlich aus meterdicken Zuckerkrusten, aus antiquiert klingenden Keyboard Teppichen und komplett verweichlichten Gitarrensounds zusammengesetzt wird? Das alles altbacken nach Schema F dahin dümpeln muss? Egal, wer das auch immer gesagt hat, House Of Shakira haben ihn zum Glück nicht zugehört. Es geht nämlich auch ganz anders. Mit rotzigen, angriffslustigen Gitarren, mehr 1970er Sounds vom Keyboard und einer insgesamt sehr erwachsen und nicht überpoliert klingenden Produktion. Auch darauf kann man zupackende Refrains aufbauen und dann klingt das Ganze gleich herzerfrischend kraftvoll, trotzdem homogen und perlt hocherfreulich ins Ohr. Die ganze Chose erinnert mich ein wenig an die brillanten und zu Unrecht vergessenen Alben von Tyketto („Shine“, 1995) und China („Natural Groove“, 1995). Leichter verdaulich gehen House Of Shakira in ihren Refrains zur Sache, dafür aber hochmelodisch und gar nicht handzahm. „Like A Fool“ kann hier als leuchtendes Beispiel herhalten. Die Strophen mit arabischen Einsprengseln à la Rainbow garniert, baut der Song eine enorme Spannung auf, die dann in einem brutal guten Ohrwurm Refrain gipfelt. So geht Melodic Rock auch, und das sogar sehr gut. Die Tracks pendeln alle zwischen gut und sehr gut. Der Sound und die Produktion begeistern. Eine wirklich runde Sache und ein starkes Album. Zwei Punkte muss ich dennoch abziehen, denn eine Spieldauer von unter vierzig Minuten finde ich doch etwas schwach auf der Brust, da wäre bei dem Potential sicher noch ein Lied mehr drin gewesen. Und der absolute Hit, den sowohl Tyketto als auch China auf ihren 1995er Scheiben drauf hatten fehlt noch ein wenig. Nichtsdestotrotz ein wirklich tolles Scheibchen, dass ich allen Fans von gediegenem Hardrock sehr zum Antesten empfehlen kann.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Tammo Krauß

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