MANOWAR, HOLYHELL

Dortmund, Westfalenhalle 3A, 09.07.2012

Ja, ich erinnere mich noch sehr gut an die Westfalenhalle 3A, denn dort durfte ich einst dem Konzert von Queensryche und Metallica beiwohnen. Wir schrieben damals das Jahr 1988. Vierundzwanzig Jahre später waren Manowar und Holyhell angesagt. Schon sehr früh fanden sich die Fans vor der Halle ein. Bei einem unkomplizierten Einlass gabs kostenlose Earplugs für alle. Natürlich, denn schließlich haben wir es hier immer noch mit der lautesten Band der Welt zu tun. Fotoapparate waren nicht statthaft, denn die Band engagierte einen eigenen Fotomann, dessen ausgesuchte Bilder des Gigs an die Pressevertreter gesendet werden sollten. Direkt am Eingang war der Merchandisestand errichtet. Hier gab es Shirts von Holyhell ab zehn Euro zu erstehen. Und vom Hauptact bestimmt zehn Verschiedene, die ab 30,00 Euro deklariert waren. Genau gezählt habe ich sie nicht, denn es war hier sofort so sehr voll, dass die Wartenden den Blick auf die weiter unten hängenden Shirts versperrten. Informationen im Vorfeld besagten, dass in der diesjährigen Dortmunder Musikwoche, wo an den Tagen MANOWAR crowd1 LIVE 2012vor Manowar auch Mike And The Mechanics und Incubus vor viel kleineren Zuschauermengen gespielt haben, die erwartete Menge von Ticketkäufen ausblieb. Wie ich nach Angaben einer örtlichen Zeitung erfuhr, soll Manowar die meisten Besucher gehabt haben, nämlich 2.500. Das könnte mit meiner Schätzung in der fast vollen Halle übereinstimmen. Jedenfalls fasst die Halle bei Weitem nicht so viel Menschen, wie im Signal-Iduna-Park (Westfalenstadion) Platz gefunden hätten. Denn das Stadion ist mit über 80.000 Plätzen das grösste in Deutschland. Als ich mich so in der Halle umsah, wusste ich gar nicht, was sich seit 1988 hier verändert hat, aber auf jeden Fall lag da jetzt glänzender Marmorboden. Ganz nette Location mit noch netterem Service-Personal für teure Getränke (0,4l Pils für 3,80€) und Häppchen; blöd nur, dass man für einen Besuch auf der Toilette quer durch den halben Bau rennen musste. Die Aufbauten für Manowar auf der Bühne, in schwarz abgedeckt, nahmen schon mal etwa zwei Drittel der hinteren Bühne ein, so dass das Backdrop von Holyhell sehr weit hinten hing. Gespräche mit Fans aus Berlin und dem benachbarten Ausland über die Umlegung des Venues vom Stadion in die benachbarte Westfalenhalle 3A, waren mit viel Verständnis erfüllt. Die Kartenkäufer wurden per Internet über die Verlegung informiert, was die Fans eher gelassen hinnahmen. So würde man bei eventuell einsetzenden Regen ja nicht nass. Über die Ticketpreise von 70,00 Euro konnte ich einen Kommentar aufschnappen: „Nächstes Mal kostet es wahrscheinlich 80,00 Euro, und ich bin doch wieder hier!“ Echte Manowar Fans sind eben echte Manowar Fans, die alles tun, ihre Band zu sehen. Die gut gewählte Hintergrundmusik, es lief die ganze zeit Dio, sollte die Wartezeit verkürzen, bis Holyhell loslegen sollten.

 

Kurz vor 20:00 Uhr starteten Holyhell nach einem kurzen Intro durch. Sie sind ja schon bestens mit einer Manowar-Crowd vertraut, denn man supportete sie hier heute nicht zum ersten Mal. Sängerin Maria Breon performte in roter Fetzenjacke, passend zum Gothic -Look der Band. Die Bühnenaction war dem Midtempo angepasst, nur Maria als Aktivposten, lies sich auf beiden Bühnenseiten sehen. Man wurde hier für den Auftritt mit der gesamten Bühnenbreite bedacht, sowie eines messerscharfen Sounds, der keinen Anlass zur Kritik gab. Nicht immer üblich für eine Vorband, solche Konditionen zu bekommen. Beim dritten Stück „Accept The Darkness“ wurde die Jacke ausgezogen, und „Wings Of Light“ schloss sich an, der Opener ihres Debütalbums. Zum Schluss brachten die New Yorker die Hymne des grössten Sängers aller Zeiten, „Holy Diver“, und schlugen sich dabei tapfer. Nach knapp vierzig Minuten war dann Ende der Stagetime für Holyhell.

 

MANOWAR karl2 LIVE 2012Gut vierzig Minuten später ertönte das Klassikintro von Manowar, und die Menge hielt dazu die Hände hoch, stilecht sich am Handgelenk fassend. Dem Ritus folgend erklang „Manowar“ als Opener, versehen mit einem langen Ende. Ein Wikingerschiff oder ähnliches stand diesmal nicht mit auf der Bühne, dafür aber massig Verstärkerboxen mit Metallblenden. „Gates Of Valhalla“ vom Album „Into Glory Ride“ schloss sich an, sowie „Kill With Power“ und „Sign Of The Hammer“. Schouter Eric war gesanglich absolut fit. Schade nur, dass er alle High Peaks kürzer sang als auf Platte. Erwartungsgemäß kamen „Fighting The World“ und „Kings Of Metal“, mit einem Gitarrensolo von Karl, mit seinem Signature-Modell. Anschließend wurde auch das erste Bass-Solo gebracht, welches an „Brothers Of Metal“ und „Call To Arms“ anknüpfte. Dann die erste Ansage, natürlich von Joey. „People In Deutschland Like Bier trinken“. Dazu gabs noch einige Superlative, bis ein Fan auf die Bühne gebeten wurde, der sich inspiriert und in der Lage sah, zu den Bewegungen eines leicht bekleideten Girls ein Gitarrensolo zu zocken. Immerhin gab er an, schon 14 zu sein und aus Gelsenkirchen zu kommen (die Reaktion des Publikums in Dortmund hier drauf zu beschreiben, erspare ich mir). Nach ein paar geglückten Soli setzte die Band ein, und performte mit ihm „The Gods Made Heavy Metal“. Nach „Hand Of Doom“ und „King Of Kings“ stellte Eric die Frage: „Is It Loud Enough? Here Is Joey DeMaio!“ Das zweite Solo des Bassmannes folgte, und fiel noch etwas länger aus. Bis es im Drumsolo endete, in dem man hauptsächlich die laute Bassdrum hörte. Wiedereinsteiger Donnie Hamzik an den Kesseln, lies nichts anbrennen. Danach sprach Joey eine lange Ansage in deutscher Sprache, MANOWAR eric3 LIVE 2012ohne Hilfszettel in der Hand. Es wurde Lob und großer Dank an die Fans ausgesprochen, aber kein Statement zum ‚Ersatzvenue’ Westfalenhalle 3A verloren. „Warriors Of The World United“ und „Hail And Kill“ beschlossen den regulären Set. Nach einer kurzen Pause brachte man „The Power“ und „Black Wind Fire And Steel“ als Zugaben. Dann wurde die leere Bühne hell erleuchtet, und „Crown And The Ring“ ertönte aus der Konserve. Ein nicht uncooles Konzert der New Yorker Heroes fand damit nach fast zwei Stunden sein Ende, nicht aber die Loyalität der eingefleischten Fans des Quartetts.

Natürlich konnten nicht alle Kracher in der Setlist vertreten sein, denn es fehlte zum Beispiel „Heart Of Steel“ und „Return Of The Warlord“. Und jeder hat auch persönlich einen anderen Song vermisst. Bei mir waren es diesmal „Gloves Of Metal“ und besonders „Batlle Hymns“. Leider wurde auch kein Song vom neuen Album gespielt, das bereits per Download erstanden werden konnte. Der offizielle Release des physischen Tonträgers ist auch erst am 07.09.2012, wo nach man sicher mit weiteren Auftritten rechnen kann. 



Autor: Joxe Schaefer - Pics: Nicole & Guido Karp for manowar.com