Der Weg führt uns heute nach Eindhoven in das De Effenaar, eine Premiere für uns in dieser Halle. Zwei Tage hintereinander findet hier ein umfangreiches 25-jähriges Jubiläums Konzert unter der Regie von Anneke van Giersbergen statt. Natürlich sind beide Shows schon seit Monaten ausverkauft, aber eine freundliche Anfrage bei ihrem netten Manager und Ehegatten, verschafft uns dann doch noch eine Akkreditierung für das Sonntagskonzert. Eine halbe Stunde vor Einlass trudeln wir also am Ort der Begierde ein und sehen schon eine riesige Schlange vor den Türen stehen. Aufgrund des kalten Wetters also erst einmal ins dazugehörige Café De Effenaar, um ein Heißgetränk zu schlürfen. Dies entpuppt sich im Nachhinein als Fehler, denn in der Venue selbst gibt es keinen Fotopit, den man begehen könnte. Um hier eine gute Pole Position zu ergattern, sollte man direkt zu Beginn an die Bühne gehen, da bei ausverkauftem Haus nur noch Fotos von der Seite möglich sind. Es sei denn, man ist im Besitz eines Teleobjektivs mit mindestens 600 Millimetern Brennweite. Man lernt eben nie aus. Nun ist der Saal brechend voll und ähnlich wie bei der Ayreon Show vor einigen Wochen, sind Menschen aus unzähligen Nationen anwesend. Von Kanada über Mexiko nach Lettland und China, um nur einige zu nennen. Und wenn ich ehrlich bin, fasziniert mich der heutige Abend noch mehr wie die besagte Ayreon Show.

Mit einer sogenannten akademischen Viertelstunde Verspätung, geht dann jetzt die Show los. Die Frontfrau von The Gathering, Aqua de Annique, VUUR und natürlich als excellente Solistin bekannte, Anneke van Giersbergen startet ihre satten 25 Jahre Bühnenpräsenz mit einer akustischen Darbietung des alten The Gathering Songs „Saturine“ Die Zuschauer halten den Atem an, um die glasklare und kräftige  Stimme der Niederländerin zu genießen. Eigentlich mehr als logisch, dass es einem Heimspiel gleichkommt. Nach dem äußerst genialen Eröffnungsstück betreten nun die Damen und Herren von dem Kamerata Zuid String Orchestra die Bühnenbretter und auch hier ergänzt sich Annekes Gesang mit dem Zusammenspiel der klassischen Instrumente zu einem wahrhaftigem Ohr-gasmus. Sie kann einfach alles, vielleicht eine der an den härtesten arbeitenden Frauen im Rockbusiness. Wer weiß das schon. Und jetzt erscheint Within Temptation Front Lady Sharon den Adel ebenfalls auf er Bühne und singt eine klassische Version von „Somewhere“ zur Freude der Zuschauer. Die Halle tobt lauthals vor Begeisterung, aber die Lady ist ja auch wirklich ein ewig strahlendes Erlebnis. Schade nur, dass sie lediglich für dieses eine Stück dabei ist. Ich glaube die beiden hätten sich schon gut ergänzt. Aber es geht weiter im Programm, während Bjorn van der Doelen, ein ehemaliger Fußballprofi der beim PSV Eindhoven seine Karriere startete, seine poetischen und recht bissigen, sozialkritischen Ansichten vorträgt. Derweil baut man fix um für Aqua de Annique. Das Nachfolgeprojekt von Anneke nach The Gathering. Anfangs trommelte auch ihr Mann Rob Snijders dort. Ich habe den Eindruck, irgendwie liebt sie jeder. Zugegeben, man kann sich der Herzlichkeit der rothaarigen Ausnahmesängerin auch nur schwerlich entziehen. Diese strahlenden Augen, das spitzbübische Lachen und ihre persönlichen Ansagen lassen einem das Herz aufgehen. Jedenfalls kann man nicht übersehen, welchen Spaß die Musiker auf der Bühne zusammen haben. Eines der vielen Highlights heute ist der Song “To Catch A Thief” eine Cover Version des alten John Wetton & Geoffrey Downes Hits. Könnte der Abend doch niemals enden, man hätte Gänsehaut ein Leben lang. Aber so ist das bei einer Werkschau nun einmal, die einzelnen Abschnitte können ja nur kurz präsentiert werden. Die nächste Überraschung hält Annie, wie sie die Niederländer liebevoll nennen, schon für uns bereit. Kein Geringerer als Daniel Cavanagh von Anathema betritt nun mit einer Akustik Klampfe bewaffnet die Bühne, und gibt nun zwei Anathema Stücke sowie den David Rice Song „The Blower's Daughter“ zum Besten. Eigentlich kann man hier nichts mehr toppen, oder geht da noch mehr? Und ob, wie der Umbau jetzt zeigt. Die Stage Crew baut flott das Equipment für die Feuersäulen auf und wer ein echter Annie Fan ist, der weiß was jetzt kommt. Volltreffer! Da sehe ich schon die Rasta Locken von Bassisten Johan van Stratum, die langen Haare von Jord Otto, der mich immer an Marco Hietala von Nightwish erinnert. Als krönenden Abschluss nun also ein VUUR Set mit den obligatorischen Feuersäulen, auch wenn uns schon mehr als warm ums Herz ist. Und auch jetzt beschränkt man sich nicht nur auf das eigene Songmaterial, sondern präsentiert auch ein Stück von Devin Townsend oder The Gentle Storm. Der absolute Kracher ist allerdings die Amorphis Nummer „Amongst Stars“ in der plötzlich Alma Alizadeh von For I Am King mitgrowlt. Dieses zarte Geschöpf ist einfach unfassbar, bei meiner ersten Begegnung mit ihr, als Support für eine VUUR Show, war ich schlichtweg sprachlos. Ein kleines, fast unscheinbares Mädel im netten Kleidchen und mit großer Brille. Und dann beginnt sie zu singen und die Hölle bricht los. Natürlich ist es überflüssig zu erwähnen, dass sich diese beiden Stimmen bei der Amorphis Nummer perfekt ergänzen. Leider geht aber nun auch eine phantastische Reise durch das langjährige Schaffen von Annie zu Ende. Dafür haut sie dann mit dem The Gathering Stück „Strange Machines“, noch eine Zugabe vom Feinsten heraus.  Gekrönt von Goldregenfontänen zum Grande Finale, wird dann die Menschenmenge im Saal mit strahlenden Gesichtern und leuchtenden Augen in die regnerische Nacht entlassen. Die weite Anfahrt hat sich mehr als gelohnt!

Setlist:

 Solo Akustik: Saturnine (The Gathering Song)

 Symphonisches Set mit dem Kamerata Zuid Chamber Orchestra: She, Valley Of The Queens (Ayreon Song), Stay, Circles, Somewhere (Within Temptation Song)

Rock Set mit Agua de Annique: Feel Alive, Even The Spirits Are Afraid (The Gathering Song), Sunken Soldiers Ball Hey Okay!, To Catch A Thief (John Wetton & Geoffrey Downes Song), Mental Jungle

Akustik Set with Daniel Cavanagh from Anathema: The Blower's Daughter (Damien Rice Song), A Natural Disaster (Anathema Song), Untouchable, Part 2 (Anathema)

Metal Set mit VUUR: The Storm (The Gentle Storm Song), On Most Surfaces (The Gathering Song), Your Glorious Light Will Shine – Helsinki  Hyperdrive (Devin Townsend Song), Amongst Stars (Amorphis Song), Strange Machines (The Gathering Song)