HALESTORM, IN THIS MOMENT, NEW YEARS DAY

Köln, Palladium, 14.11.2019

Heute heißt es wieder zeitig vor Ort sein, um einen der begehrten Parkplätze zu ergattern. Und wie immer ist Chaos angesagt, wenn zeitgleich im E-Werk und im gegenüberliegenden Palladium Veranstaltungen laufen. Da keine der beiden Venues ausverkauft ist, bekommen wir aber doch ein Plätzchen, das nicht allzu weit weg ist von der Halle. Nun noch zum Presseeingang um den allseits begehrten Foto Pass abzuholen und dann sind wir schon in der Halle. Dort im Foyer zieht es mal wieder wie Hechtsuppe und ist schweinekalt. Man hätte durchaus auch Glühwein anbieten können. So versorgen wir uns erst einmal mit heißem Kaffee und diskutieren mit anderen Pressevertreten, über die im Vorfeld zugeschickten Presse-Restriktionen. Dort hieß es, nach den jeweils ersten drei Songs raus aus der Venue und auch noch die Kamera abgeben. Wie da eine vernünftige Berichterstattung erfolgen soll, scheint nur der Himmel zu wissen. Scheinbar lief aber die Kommunikation zwischen Management und Produktion vor Ort nicht wirklich und am Ende war alles wie immer, die üblichen „Three Songs Without Flash“. 

 

New Years Day live2019 Fast auf die Sekunde genau um zwanzig Minuten vor Acht, im Internet stand übrigens Zwanzig Uhr als Beginn, betreten die Kalifornier New Years Day die Bühne. Am aufbrausenden Jubel erkennt man unschwer, dass nicht wenige der etwa 2500 Zuschauer, extra wegen Ash Costello und ihren Jungs gekommen sind. Leider ist der Sound und auch die eingesetzte Beleuchtung relativ mager, wohl das übliche Los, wenn man als Anheizer auftreten muss. So wirken die eigentlich recht druckvollen Songs doch stellenweise etwas kraftlos. Auch die minimale Spielzeit, von etwas weniger als einer halben Stunde, ist nicht unbedingt nützlich, wenn man in Europa tourt um neue Fans zu gewinnen. Die Band versucht auf jeden Fall das Beste zu geben und rockt sich gut durch die Handvoll Stücke, die hauptsächlich vom neuen Album „Unbreakable“ stammen. Dazu noch das Pantera Cover "Fucking Hostile", was natürlich so richtig ballert. Ashleys Ankündigung, dass sie an den Merchandise Stand kommt, erfüllte sich allerdings während er Show der anderen beiden Bands nicht. Ob sie dann später, nach dem Headliner noch herausgekommen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Wir sind nun mal berufstätigt und können nicht die halbe Nacht warten, wenn früh am Morgen die Werksirene dröhnt. Hoffen wir darauf, dass Miss Costello noch einmal den Weg nach Europa schafft und eine Headliner Tour absolviert, denn es reizt mich schon die Truppe mit einem vollen Programm noch einmal live zu erleben.

Setlist: Come For Me, Kill Or Be Killed, Fucking Hostile(Pantera cover), Shut Up, Skeletons, Defame Me

 

In This Moment live2019Da nichts groß umzubauen ist, sind auch schon In This Moment voll im Zeitplan auf der Bühne. Deren Bühnenaufbau ist schon um einiges größer, aber er war schon zu Anfang komplett aufgebaut und lediglich unter Tüchern verhüllt. Als der Vorhang fällt steht Frontfrau Maria Brink komplett in weiße Gewänder und mit einer Strahlenkrone verhüllt auf einem Podest, rings herum ihre Tänzerinnen im gleichen Outfit. Eröffnet wird mit dem alten Gassenhauer der Steve Miller Band „Fly Like An Eagle“, was auch erstaunlich gut funktioniert in dieser Version. Jedoch muss ich sagen, dass der ganze Kostüm Mummenschanz von Frau Brink im weiteren Verlauf der Darbietung mich nicht wirklich überzeugt. Auch musikalisch wird wenig Abwechslung geboten. Mit einer Träne im Knopfloch denke ich wehmütig an die Anfangstage von In This Moment zurück, als sie noch brettharten Metal Core gespielt haben. Das änderte sich als man den Pop-Produzenten Kevin Churko mit in die Produktion einbezog. Auch Marias herrlicher gutturaler Gesang weicht mehr und mehr dem Klargesang. Insgesamt eine sehr statische Show zu den teilweise industrialmässigen Stücken. Und als sie dann mit ihrer schultütenartigen Harry Potter Mütze am Podium steht und redet, hat das durchaus den Charme einer Büttenrede im Karneval. Gut, damit kann man selbstredend in Köln immer punkten, zumal die kommende Session ja erst vor drei Tagen eingeläutet worden ist. Im Metal jedoch finde ich es eher unpassend. Gut, die Riesenballons mit Logoaufdruck, die man am Ende ins Publikum wirft sind natürlich ein begehrtes Sammlerobjekt. Nicht wenige Zuschauer verteidigen ihren Ballon tapfer, einige Clevere fummeln den Verschluss auf und lassen so die Luft entweichen. Das Pack Maß ist dann doch günstiger. Nach gut einer Stunde Spielzeit ist jetzt der Zauber vorbei und der Umbau für den Headliner beginnt.

Setlist: Fly Like An Eagle, River of Fire, Adrenalize Me, Natural Born Sinner, Legacy, Big Bad Wolf, Oh Lord, Whore

 

Halestorm live2019 1Endlich ist es soweit, die Zeit ist gekommen für Halestorm, die direkt unter frenetischem Jubel mit unfassbarem Druck losbrettern. Die beiden Geschwister Lzzy und Arejay Hale sowie ihre beiden Mitstreiter geben von der ersten Sekunde an Vollgas. Dazu eine megafette Lichtshow von der Bühne aus. War ich während des Umbaus etwas verwundert, warum da meterhohe Schwerlastregale auf der Bühne stehen, entpuppen sich diese als riesige Scheinwerferwände mit energetischem Lichtzauber. Selten sieht man eine so perfekt ausgeleuchtete Darbietung. Vor allem ohne den massiven Einsatz der derzeit so beliebten Stroboblitzer, die einen nur kirre machen. Hier und heute aber wird der Traum eines jeden Fotografen wahr! Das hat definitiv etwas, farbenfroh wie Lzzy und ihre vielfältigen Gitarren, die nach und nach zum Einsatz kommen. Jetzt hat sie auch genug Hitze und entledigt sich ihrer Lederjacke um weiter wie die Leibhaftige zu rocken. Halestorm live2019 2Dazu fegt sie wieder einmal auf halsbrecherischen Stiletto Absätzen über die Bühne, von links nach rechts, zum Schlagzeugpodest und wieder nach vorne. Ja, diese Vier wissen wie man eine Halle zum Toben bringt. Und jeder Song ist ein Kracher, gibt es eigentlich auch noch Halestorm Lieder, die keine Hitqualität haben? Scheinbar nicht, denn das Publikum singt jede Zeile mit. Sehr zur Freude der Protagonisten auf der Bühne. Jetzt hält auch Arjay eine kurze Ansprache und es kommt was kommen muss, sein Schlagzeugsolo mit den Sticks im Format von reellen Baseball Schlägern. Ich weiß nicht wie viele Jahre er das schon macht, aber es ist einfach nicht mehr wegzudenken aus der schweißtreibenden Show. Nach einer guten Stunde Spielzeit verabschiedet sich die Band und ich bin etwas konsterniert. Soll es das jetzt etwa gewesen sein? Nein zum Glück nicht, den stadionmäßigen „Zugabe“ Rufen folge leistend kommt Lzzy jetzt noch einmal mit ihrem Gitarristen und präsentiert uns eine akustische Version von „The Silence“ Das ist Gänsehaut pur! Und jetzt sind die anderen auch wieder im Spiel und man legt nochmal eine halbe Stunde oben drauf. Halestorm live2019 3Das ist pure Energie, so wie man das von Halestorm eben gewohnt ist. Auch wenn wie immer in dieser Venue, der Sound eher mittelmäßig ist. Zuviel Bass und keine Differenzierung in den Höhen und Mitten. Dafür seitens der Band, ein feiner Zug sich auch in deutscher Sprache zu bedanken und die herzlichen Liebesbekundungen zu Köln ebenfalls in Deutsch. Halestorm und Köln gehören zusammen findet Lzzy. Der Erfolg gibt ihr Recht, schließlich waren die bisherigen Shows hier in der Domstadt immer ausverkauft. Nun ist das Palladium größenmäßig natürlich eine ganz andere Hausnummer, vor allem wenn am gleichen Abend Volbeat in der Lanxess Arena spielt, die ja quasi um die Ecke ist.

Setlist: Freak Like Me, Love Bites (So Do I), Mz. Hyde, Vicious, I Get Off, Amen, Black Vultures, Uncomfortable, Chemicals, Mayhem, Do Not Disturb, The Silence, Here's To Us, She Won't Mind, I Am The Fire, I Miss The Misery, Outro



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach