Daniel: Hi Thilo! Erzähl uns doch zunächst, wann und wie es zur Gründung von First Time In Hell kam!
Thilo: Hi Daniel! Also ursprünglich habe ich ja schon vor First Time in Hell mit unserem Gitarristen, Stephan Tillmann, und unserem Bassisten, Kai Täuber, zusammen Musik gemacht. Ich spielte damals noch die Drums. Gegen 2011 haben wir bei einer Probe einfach ein wenig gejammt, und ich probierte mich am Mikro zu Maiden-Klassikern… Schon war die Idee zu First Time in Hell geboren. Christoph Thiele, unseren Drummer, kannten wir noch aus unserer Jugend und wussten um seine Qualitäten; den haben wir zur nächsten Probe eingeladen und gleich wissen lassen, dass er nur als neues Bandmitglied wieder den Proberaum verlassen darf. Christophs Bruder Florian ließ danach nicht lange auf sich warten, brachte geeignetes Equipment mit, mischte uns bei den Proben sowie live vernünftig ab und organisierte uns.
Daniel: Woher stammt der Bandname? Ist er zum Beispiel von einem Film oder Buch inspiriert?
Thilo: Ganz und gar nicht. Der Hintergrund ist eher harmlos und einfach: Als wir mal im Hochsommer angeheitert unseren Proberaum verließen, war es abends noch hell… und zwar das erste Mal in diesem Jahr. Wir witzelten darüber und kamen auf den Trichter, das in „Denglisch" zu sprechen: „First Time in hell"! Später schrieben wir den Song „First Time In Hell“ (der aber gewiss nicht von Abenden an Hochsommertagen handelt). Als es darum ging, einen Bandnamen zu finden, taten wir uns schwer und fanden es einleuchtend, die Band nach dem Song zu benennen.
Daniel: Woher kanntet Ihr Euch? Wie habt Ihr Euch kennengelernt?
Thilo: Wir kennen uns alle schon sehr lange, seit unserer Jugend quasi. Das muss Mitte der Neunziger begonnen haben. Mit Stephan und Christoph bin ich quasi im selben Viertel aufgewachsen. Kai habe ich um 1999 rum durch Stephan kennen gelernt. Seitdem ich die Jungs kenne, haben wir eigentlich schon immer Metal konsumiert und sind auf die gleichen Konzerte gegangen. Das Thema „eigene Band" war für uns damals schon immer Thema.
Daniel: Ihr spielt – soweit ich weiß – immer noch in Originalbesetzung. Wie wichtig ist es Dir/Euch, dass die Band aus Freunden besteht, die gemeinsame Interessen vertreten? Oder ist das nur ein angenehmer Bonus?
Thilo: Ich habe nie so richtig in Bands Musik gemacht, wo die Bandmitglieder nicht meine Kumpels sind, also kann ich das nicht so ganz objektiv antworten. Ich war (vor gefühlt tausend Jahren) mal zum Vorspielen bei einer Band eingeladen, wo ich nur den Sänger flüchtig kannte. Ich fand die Stimmung ziemlich dröge und distanziert untereinander. Wenn ich bedenke, was wir bei den Proben für einen Spaß haben und wie musikalisch nahe wir uns auch instinktiv beim Zusammenspiel sind, das ist mir schon einiges wert und sehr wichtig.
Daniel: Wart Ihr zuvor bereits in anderen Bands aktiv?
Thilo: Also wie zuvor angerissen, ja. Es gab vor First Time in Hell vielleicht zwei-drei Bands. Mit der oben genannten Band sind wir ein paar Mal live aufgetreten.
Daniel: Welche Bands zählen zu Euren Haupteinflüssen?
Thilo: Kleinster gemeinsamer Nenner sind bei uns Iron Maiden. Das hört jeder von uns schon sehr intensiv. Trotzdem gibt es neben Maiden natürlich einen ganzen Sack voll Bands, die der eine von uns favorisiert, der andere aber so gar nicht. Auch Bands, die eher sehr progressiv unterwegs sind, wie Rush, Dream Theater oder The Winery Dogs werden bei uns ebenso gehört wie Saxon, Dokken, Mötley Crüe, Ozzy oder Queensryche.
Daniel: Worum geht es in Euren Texten? Wollt Ihr nur die typischen Metal-Klischees erfüllen? Seid Ihr von Büchern oder Filmen inspiriert? Oder gibt es eine bestimmte Kernaussage, die Ihr mit Euren Texten vermitteln wollt?
Thilo: Also eine Kernaussage haben unsere Texte insgesamt nicht. Der Song „Morlocks" ist in Anlehnung an den Film „The Time Machine" geschrieben worden; „LZ 36 (Giant In The Sky)“ beruht auf den Hollywood-Film „Zeppelin". Ganz anders ist es bei „No Decency" oder „First Time in hell". Diese Songs sollen Lebensfreude vermitteln, wohl gleich diese Songs auch sicherlich Klischees erfüllen könnten, wenn man es so will… Jedenfalls geschah das bei uns nicht bewusst. Das wir nicht um jeden Preis Klischees erfüllen wollen, beweisen ja auch Songs wie „Rising" und „Mask To Cover The Truth", welche schon einen ernsten und tiefgründigen Hintergrund haben.
Daniel: Soweit ich weiß, ist Euer gerade erschienenes, selbstbetiteltes Debüt Euer erster Tonträger überhaupt. Warum hat es so lange gedauert?
Thilo: Viele Prozesse bei der Produktion waren für uns als Band, welche noch nie Veröffentlichungen durchlebte, neu. Dafür mussten wir uns einfach, eines guten Ergebnisses wegen, Zeit nehmen. Beispielsweise war uns erst Anfang des Jahres klar, wer das Album mastert. Erschwerend zu der Produktion waren es bei uns natürlich auch persönliche und berufliche Umstände, welche uns sehr stark eingespannt haben. Alles in Allem sind wir rückblickend schon stolz auf das, was wir geleistet haben und mit dem Ergebnis mehr als hochzufrieden.
Daniel: Gibt es eigentlich auch noch Songs von Euch, die auf Halde liegen oder es nicht auf das Album geschafft haben?
Thilo: Nein! Es gibt neues Material, mit welchem wir noch während der Aufnahmen angefangen haben. Fertig sind davon jedoch noch keine Songs.
Daniel: Wie lange hat es gedauert, die Songs zu schreiben und aufzunehmen?
Thilo: Mit den ersten Songs haben wir 2011/2012 begonnen. Das komplette Songwriting für das Album war bereits 2016 abgeschlossen. Die Aufnahmen haben 2017 begonnen, und das Mastering wurde im September diesen Jahres abgeschlossen.
Daniel: Wo habt Ihr aufgenommen, und wer hat produziert?
Thilo: Aufgenommen haben wir im Tonstudio „Grooves And More" in Dortmund-Brackel. Gemastert wurde das aufgenommene Material durch Michael Krall, auch bekannt als Kopf seiner Band Black Autumn.
Daniel: Ich finde Euer Cover ziemlich geil! Von wem stammt es? Und wie seid Ihr mit dem Künstler in Kontakt gekommen?
Thilo: Ja, genau! Das Cover finde ich auch Hammer! Die Entwürfe stammen von Thomas Steinkirchner. Ich habe mit Thomas berufsintern studiert. Er hat im Kursraum unbeeindruckt von den Vorlesungen neben mir Comics gezeichnet und Bilder gemalt. Ich sagte damals zu ihm, dass er mal das Cover-Artwork unseres Debüt-Albums entwerfen wird. Er sagte darauf nur „Ja"! Als es soweit war, bin ich darauf zurückgekommen… Er zeichnete seine Entwürfe, uns gefiel es, und so kam es zum Artwork.
Daniel: Das Artwork erinnert mich an eine Mischung aus Thin Lizzy „Thunder And Lightning“ und Led Zeppelin „I“. War das so beabsichtigt, quasi als kleiner Tribut an Eure Vorbilder? Oder basiert das auf Zufall?
Thilo: Beabsichtigt ist das (glaube es mir oder nicht) in keinem Fall. Natürlich sind wir uns um die Parallelen bewusst. Ja, in dem Artwork ist ein Zeppelin. Den Zeppelin wollten wir wegen unseres Songs „LZ 36 (Giant In The Sky)“ unbedingt im Artwork haben. Die „Höllenlandschaft“ stellt natürlich den Bezug zum Bandnamen her.
Daniel: Eure CD ist in Eigenregie erschienen, also ohne Label im Rücken. Das ist schon verwunderlich, da Ihr auch ein dickes Booklet dabei habt! War das nicht sauteuer? Wie viele CDs habt Ihr überhaupt pressen lassen?
Thilo: Als wir den Entschluss gefasst haben, ein Album zu produzieren, hatten wir alle den Anspruch, dass man das Album so konsumieren kann, wie wir es aus unserer Jugend gewohnt waren. Man hört die CD und stöbert im Booklet. Allein das Mitlesen der Texte spielt dabei eine große Rolle. Ich finde, wir haben schon gute, tiefgründige Texte, die teils sehr anspruchsvoll sind. Wäre schade, wenn das alles untergeht, da man das gesungene englische Wort ja nicht immer versteht. Sicherlich hat alles seinen Preis…klar! Wir hatten aber unter anderem im Bekanntenkreis glücklicherweise viel Unterstützung in Sachen Artwork, Grafikdesign und auch in Sachen Bandfotos erfahren können. All das hat uns den Aufwand auch realisierbar machen lassen. Bei der Erstpressung haben wir uns auf 500 Exemplare geeinigt.
Daniel: Gab es keine geeignete Plattenfirma, die an einer Veröffentlichung interessiert gewesen wäre? Oder hat Euch das nicht interessiert?
Thilo: Wir haben keinerlei Erfahrung mit Plattenfirmen und waren daher nicht unbedingt an einem Label interessiert. Andererseits hat sich aber auch bezüglich einer Plattenfirma, die an der Pressung unseres Debüt-Album interessiert gewesen wäre, auch nichts ergeben. Im Vorfeld haben wir oft nach links und rechts geschaut, um in Erfahrung zu bringen, wie das zum Beispiel Bands im lokalen Bereich machen, die ungefähr unsere Größe haben. Danach orientiert, haben wir uns dann für eine Produktion in Eigenregie und den Selbstvertrieb entschieden.
Daniel: Ich finde, dass sich das Cover auch perfekt für eine Vinyl-Veröffentlichung eignet. Ist in dieser Hinsicht irgendetwas geplant?
Thilo: Derzeit noch nicht. Du bist aber nicht der Erste, der fragt. Daher steht die Überlegung einer Vinylpressung zwar im Raum, aber da ist bislang noch nichts spruchreif.
Daniel: Ich finde es im Übrigen gut, dass Ihr Euch trotz Eigenregie für einen physischen Tonträger entschieden habt! Ist es für einen Musiker nicht viel schöner, einen richtigen Tonträger in den Händen zu halten anstatt nur digitale Dateien irgendwo hochzuladen und zum Download zur Verfügung zu stellen? Wie denkst Du, im Gegensatz dazu, über den ganzen neumodischen Kram wie MP3-Dateien, Streaming usw.? Kannst Du dem auch etwas abgewinnen?
Thilo: Für mich ist es nach wie vor ein großartiges Gefühl, einen Tonträger in der Hand zu halten. Ich bin ja auch noch mit CD, MC und Vinyl aufgewachsen… Und klar, dann noch als Musiker einer Rock- und/oder Metal-Band seinen eigenen Tonträger in der Hand zu halten… Was gibt es schöneres? Um auf MP3 und Streaming zu kommen: Ich selbst bin für meinen Teil, rein technisch gesehen, irgendwo in den Neunzigern geblieben. Ich kann mich daher von Natur aus nicht in einen 20-Jährigen hinein versetzen, der es anders gewohnt ist, Musik zu konsumieren als ich. Ich kann den Teil der Hörer, welche Musik streamen, bzw. den Umstand, dass es Streaming gibt, daher auch nicht verteufeln. Außerdem wären wir dann als Band ja selber „schuldig im Sinne der Anklage“… Wir bieten ja unser Album auch auf Streaming-Plattformen an. Dennoch ist es in der Rock- und Metal-Szene ja glücklicherweise immer noch so, dass man auch im Underground-Bereich immer einen physischen Tonträger haben will, wenn einem die Musik gefällt.
Daniel: Ich weiß, dass Ihr auch live spielt. Habt Ihr Euch vielleicht auch mal mit größeren Band, zum Beispiel als Local Support, die Bühne geteilt?
Thilo: Bisher noch nicht, versucht haben wir es aber bereits. Wäre geil, wenn es mal irgendwann klappt.
Daniel: Ist im Live-Sektor eigentlich demnächst wieder etwas geplant? Kurz nach einer Veröffentlichung bietet sich so etwas ja immer an.
Thilo: Am 18.01.2020 spielen wir beim Metal For Mercy in Witten. Wir werden uns darüber hinaus natürlich auch nochmal anderswo blicken lassen. Die Infos zu weiteren geplanten Gigs werden also noch kommen.
Daniel: Ihr kommt aus dem Ruhrpott. Dieser in der Metal-Szene bekanntermaßen sehr vernetzt. Mit welchen Bands seid Ihr in Kontakt?
Thilo: Du wirst wissen, dass wir mit Somewhere In Nowhere in Kontakt stehen. Wir haben in der Vergangenheit zusammen Gigs mit ihnen gespielt. Das passte rein musikalisch auch immer recht gut zusammen. Auch mit Is LOVE Alive ? haben wir ab und an Kontakt. Aber nicht nur im Ruhrgebiet, auch im Rheinland pflegen wir Kontakte, zum Beispiel zu The Helldozers aus Köln.
Daniel: Was steht in Zukunft bei First Time In Hell an?
Thilo: Wir werden weiterhin die Bühne rocken und unser Album live präsentieren. Bei den Proben werden wir uns mit neuem Material befassen.
Daniel: Na gut, Thilo! Dann gebührt Dir noch das Schlusswort!
Thilo: Metal up your Ass!!! \m/