DOUBLE CRUSH SYNDROME - DEATH TO POP


Label:ARISING EMPIRE
Jahr:2019
Running Time:37:11
Kategorie: Neuerscheinung
 

Die schwierigste Aufgabe im Leben eines Rezensenten, die Platte von Leuten zu besprechen die man persönlich kennt. Ich sehe schon das Grinsen des Chefredakteures, der froh ist das Ding von der Backe zu haben (nur Mut Fanboy…habe bislang alle Andy Brings Themen gemacht und habe noch die echten Zähne. Ist halt dieses Mal keine Frau im Line-Up!, haha. - Anmk, d. Chefredakteurs).  Also auch auf die Gefahr hin, dass der Bandleader für die Zeit meines Restlebens nicht mehr mit mir spricht, wage ich mich mal an die Scheibe heran. Der Albumtitel ist ja schon einmal vielversprechend und gibt mir die Illusion von einer Granate im besten Ramones Stil, auch wenn das quietschbunte Cover anderes suggeriert. Ja, die erste Nummer knallt auch schon ganz hübsch, mal sehen was der Titeltrack so hergibt. Und hier kommt das erste Stutzen, heißt das Ding doch „Death To Pop“ und ist dabei eine erstklassige Popnummer, oder aus der Sichtweise eines Dinosauriers wie mir, eine Symbiose aus Gary Glitter trifft auf Green Day.

Der nächste Song „Refuse To Kiss Ass“ und das Schunkelstück „Cocaine Lips“ rauschen ohne großen Aha Effekt an mir vorbei. Skiptaste gedrückt zu „ Souls To Sell“ ah jetzt ja, das ist mal eine geile Kiste. Voll nach meinem Geschmack! Für mich die bisher beste Nummer der Langrille: geiler Gesang mit treibender Gitarre. Danach flaut es wieder ab und driftet in Richtung Glam Rock, was jetzt nicht unbedingt schlecht ist, aber von Herrn Brings und seinen Jungs erwarte ich einfach mehr Vollgas. Unterm Strich ist mir das alles irgendwie zu lahm, vor allem wenn man die drei Rabauken mal live erlebt hat und weiß welchen Abriss sie veranstalten können. Okay, mit „We Cannot Be Ruled“ reißen sie das Ruder noch einmal herum und treten das Gaspedal durch. Die absolute Ernüchterung kommt für mich persönlich dann ganz am Schluss, mit dem Coversong „Drei Worte“. Wer braucht denn sowas? Und wieso wird Schlager heutzutage so glorifiziert? Ich wurde als Kind damit gefoltert, ja wirklich, und weit und breit keine Spur von Amnesty International oder Flipper und Lassie, die mir zur Hilfe gekommen wären.

Unser kölsches Original Jürgen Zeltinger hat schon vor vielen Jahren in Zusammenarbeit mit Peter Orloff solche Dinger verbrochen. Allemal einen Lacher wert, aber für Double Crush Syndrome? Was soll ich sagen? Eigentlich hatte ich nach der ersten großartigen Scheibe „Die For Rock ‚n' Roll“ eine deutliche Steigerung von Rotz, Dreck und Geschwindigkeit erwartet. Das gibt der Zweitling leider nicht her. Zum Glück habe ich just in der Rezension eines großen szeneaffinen Printmagazins gelesen, das Herrn Brings und seinen Jungs die Meinung anderer herzlich egal ist. Dann kann ich dem nächsten Aufeinandertreffen ja entspannt entgegensehen, wenn die Truppe im Januar nach Köln kommt und ich bis dahin kein Hausverbot bekomme.

Note: 5.5 von 10 Punkten
Autor: Pistol Schmidt


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