DEATH SS - ROCK ´N´ ROLL ARMAGEDDON


Label:HIGH ROLLER
Jahr:2019
Running Time:55:28
Kategorie: Neuerscheinung
Import
 

Death SS ist die Kurzform von „In Death Of Steve Sylvester”, hat also nichts mit Politik zu tun. Und der Italiener Steve Sylvester wiederum ist Crowley-Okkultist und der Chef dieser Combo. Bereits 1977 hat er diese ins Leben gerufen und mit ihnen in ständig wechselnden Besetzungen neben tonnenweise Singles (CD und Vinyl), Compilations und Live-Dokumenten (CDs, VHS-Videos und DVDs) auch neun reguläre Studio-Alben veröffentlicht. Erstmals in der über vierzigjährigen Geschichte der Band schaffen sie es nun, das zweite Album in Folge in exakt derselben Besetzung einzuspielen und zu veröffentlichen. Hut ab! Das Comic-Cover mit den fünf verschiedenen Horrorcharakteren – dem Vampir, dem Zombie, dem Werwolf, der Mumie und dem Phantom der Oper – gefällt schon einmal (Der Tod als sechster Charakter fällt nach Ausscheiden des zweiten Gitarristen leider aus, denn jeder einzelne Musiker ist immer in eine bestimmte Rolle klassischer Horrorfilme geschlüpft; ein Konzept, das sich als roter Faden durch die gesamte Bandgeschichte zieht!). Ein Blick auf die CD selbst erinnert – vermutlich nicht ganz zufällig – an das „Rock And Roll Over“-Cover von Kiss. Ihre Musik war immer schon eigenwillig und obskur. Seit der Jahrtausendwende wurden Death SS jedoch deutlich moderner und Industrial-lastiger. Auf den letzten beiden Alben „The 7th Seal“ (2006) und „Resurrection“ (2013) hatten sie aber einen guten Spagat zwischen Tradition und Moderne geschaffen und dabei nie auf ihre urtypischen „Horror Music“-Elemente verzichtet. Das neue Album geht wieder mehr in die Gothic-Richtung von „Panic“ (2000). Als reine Metal-Band haben sie sich nämlich nie gesehen. Das wäre auch zu einfach, wie die ersten Töne des neuen Albums zeigen. Eine unheimliche Orgel und Mönchschöre eröffnen den Reigen, bevor Steve Sylvesters keifender Gesang ertönt. Unterm Strich ist der Opener „Black Soul“ aber nur ein etwas lang geratenes Intro geworden. Danach gibt es mit dem Titeltrack einen coolen Industrial-Rocker mit Ohrwurmcharakter. „Hellish Knights“ – übrigens gerade eben als kultige rote 7“ EP auf Vinyl erschienen – kommt mit einer schönen, einprägsamen Leadgitarre daher. „Slaughterhouse“ beginnt mit einer Rückkopplung und ballert dann mit cooler Doublebass los. „Creature Of The Night“ startet mit atmosphärischen Synthies, die beweisen, dass „Horror Music" verstörend klingen kann und als Beschreibung für ihre Musik durchaus passend ist. „Madness Of Love“ ist poppig und hätte auch 2000 auf dem „Panic“-Album stehen können. Hier sind die Gitarren kaum zu vernehmen. „Promised Land“ erinnert obskurerweise etwas an „The Beautiful People“ von Marilyn Manson. „Zombie Massacre“ war auf dem Soundtrack des gleichnamigen italienischen Horrorfilms enthalten und groovt ordentlich. Der kommt mir so bekannt vor… Richtig! Dieser Track war schon 2013 auf der „Eaters“ EP vertreten. „Eaters“ war übrigens ebenfalls ein italienischer Horrorfilm mit Death SS-Musikbeteiligung. Dort hatte Steve Sylvester sogar eine kleine Nebenrolle im Film angenommen. „The Fourth Reich“ ist ein düsterer Industrial-Stampfer, der ordentlich pumpt. „Witches Dance“ erinnert mit seinen gespenstischen Keyboards und dem Drumcomputer an EBM aus den Neunzigern. Auch der kommt mir bekannt vor, und auch der wurde bereits auf einer EP als Bonustrack veröffentlicht: 2012 auf der „The Darkest Night“ EP. „The Darkest Night“ war ein weiterer italienischer Horrorfilm mit Soundtrack-Beteiligung von Death SS. Der Begriff „Horror Music“ macht immer mehr Sinn im weiteren Verlauf des Albums. „Your Life Is Now“ ist eine sanfte Midtempo-Nummer und überrascht mit einer Mundharmonika, geht danach aber wieder eher in Richtung Gothic Rock. Mit „The Glory Of The Hawk“ gibt es die dritte und letzte Resteverwertung dieses Albums. Es wurde erstmals 2014 auf der „Dionysus“ EP veröffentlicht. Mit „Forever“ überraschen uns Death SS erneut: dieses Mal mit einer Akustikballade und einer schönen Pfeifmelodie, die mich irgendwie an einen alten Western erinnert. Entlassen werden wir mit dem lässigen Rocker „Forever“. Insgesamt gibt es auf „Rock ´n´ Roll Armageddon“ wieder mehr Gothic Rock und weniger Metal. Dazu passt eine seltsame sterile, nicht aber schlechte Schlagzeugproduktion. Die Klampfen sind im Vergleich zu den Flächen deckenden Keyboards dieses Mal deutlich im Hintergrund. Steve Sylvester schafft es erneut, obwohl er keinesfalls ein Sangesbarde ist, sich Melodien rauszuschrauben, die sich in den Gehörgängen festbeißen. Ein Klassiker ist das neue Werk leider nicht geworden. Es braucht viel Zeit zu wachsen. Aber es funktioniert! Beim Kauf übrigens unbedingt beachten: Es gibt das Album als Digipack mit dreizehn Tracks und eine gleichnamige 7“ EP mit nur zwei Tracks! Diese ist nicht die Vinylversion des Albums!

Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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