ROCK HARD FESTIVAL 2019

Gelsenkirchen, Amphitheater, 07.06. - 09.06.2019

Es ist unglaublich, schon wieder Pfingsten und zum siebzehnten Male ertönt der Ruf des Amphitheaters in Gelsenkirchen zum Rock Hard Festival. Und so ziehen wir wie immer mit Sack und Pack zum Rock Hard Festival. Das mit Abstand gemütlichste Festival seiner Art. Keine Kirmes, Bungee-Jumping oder gar Halfpipes mindern den Genuss. Hier ist noch alles richtig Metal und keine norddeutsche Sauf ‚n’ Touri Veranstaltung. Man kennt einander, fast wie bei einem Familientreffen in entspannter Atmosphäre. Obwohl die Preise dieses Jahr angezogen haben, sind sie weitestgehend noch erträglich, da bin ich von vielen Veranstaltungen anderes gewohnt. Unschlagbar ist auch die einfach geile Lage der Location am Rhein-Herne-Kanal. Headbangen und dabei den Schiffen hinterherschauen, unbezahlbar! Dazu wie gewohnt, die Security der Herzen. Die Jungs und Mädels machen einfach einen super Job. Ob als beste Grabencrew der Welt oder als freundliche Einlasskontrolle, einfach top! Bis auf einen kleinen Schauer und einen heftigen Wind am Samstag, war das Wetter auch dieses Mal dem Festival wohlgesonnen. Ein schon oft erwähnter Kritikpunkt ist allerdings die Vergabe von zu vielen Foto-Pässen. Wenn Leute mit dem Handy oder einer Ritsch-Ratsch-Klick Kamera im Graben stehen, und sich selbst mit der Band im Hintergrund fotografieren, ist das meilenweit von ernsthafter Berichterstattung und Pressearbeit entfernt. Auch hier ein Lob an die aufmerksame Security, die am zweiten Tag den Graben ein Stück vergrößerte, um der Massen Herr zu werden. Viele andere Veranstalter lassen mittlerweile nur noch Profi Equipment im Graben zu. Ansonsten gab es außer dem Ekelauftritt von Watain nichts zu meckern. Selbst der WDR brach die Filmaufnahmen bei dem dritten Song ab. Aus sicherer Quelle erfuhren wir von Blutsauereien hinter der Bühne und Teile von Tierkadavern im Backstage Kühlschrank. Dazu und ein bestialischer Gestank, der von der Bühne waberte, so das einem fast schlecht wurde. Das hat auf einem solchen Festival, mit einem ansonsten bombigen Line Up eigentlich nichts zu suchen, egal wie sehr diese Band gehypt wird. 

Tag 1, 07.06.2019

Vulture  rh2019Der Lorenz knallt noch, und die erste Band hat die Ehre, das alljährliche Pfingst-Metal Event, das über die Landesgrenzen hinaus bekannte Rock Hard Festival in Gelsenkirchen, direkt am Rhein Herne Kanal zu eröffnen. Die Formation stammt aus Nordrhein Westfalen und nennt sich Vulture. Und das gleichzeitig mit dem Release ihres aktuellen Albums „Ghastly Waves & Battered Graves“. Das Publikum ist noch recht überschaubar. Mir ist diese Speed-Thrash band noch nicht zu Ohren gekommen aber ihr Shouter Leo „Steeler“, wird mit seiner teilweise high-pitched Quiekerei, nicht wirklich mein Favorit werden. Das Tempo ist angenehm schnell und die Gitarren pflastern den Weg. Circa vierzig Minuten Oldschool-Gebolze (Exodus trifft auf Exciter) im Oldschool-Outfit, vor Oldschool-Fans. Alles im grünen Bereich, außer das auf der Bühne etwas mehr Action abgehen muss, damit vor den Brettern die Menge abgeht. Das hier war heute eher ein gegenseitiges Beschnuppern. (Max Illkner)

Setlist: Vulture, Ghastly Waves & Battered Graves, Murderous Militia, D.T.D. (Delivered To Die), Victim To The Blade, B.T.B. (Beyond The Blade), Cry For Death

 

Chapel of Disease  rh2019Direkt im Anschluss darf Chapel Of Disease die Zuschauer übernehmen. Sie gehören immer noch zum Underground, kommen aus Köln, haben aber eine relativ große und treue Fanschar. Die scheint heuer auch anwesend gewesen zu sein. Death-Metal mit Atempausen, haha. Im letzten Jahr gab es den Tonträger „…And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye“, den an diesem Nachmittag immer noch zu promoten galt. Mir persönlich waren die knapp vierzig Minuten etwas zu monoton, da gerade die Instrumentalphasen, wie zum Beispiel auf „Void Of Words“, definitiv zu lang sind.  Eher was für die Fans von Asphyx, die ich ebenfalls überbewertet finde. Leider fehlte auch komplett die Atmosphäre beim Auftritt…warum auch immer. (Max Illkner)

Setlist: Void Of Words, Oblivious – Obnoxious – Defiant, The Dreaming Of The Flame, Null, Song Of The Gods

 

The Idiots rh2019Sir Hannes und The Idiots aus Dortmund sind natürlich eine Institution im Ruhrgebiet. So ganz habe ich das nie verstanden aber die Masse straft mich Lüge. Voll ist die Hütte geworden und mit „Bastard“ der gut gewählte Opener, schnell an den Mann/Frau gebracht. Allerdings erschien es im Verlauf lediglich Neugier gewesen zu sein, denn man zeigte später wesentlich mehr Desinteresse. Obschon man seit der Neugründung, als Originalmitglied ist lediglich Hannes dabei, wieder in vieler Munde ist. Mit dem Line-Up bin ich eh nicht mehr vertraut aber zumindest ein weiteres neues Mitglied steht als zweiter Gitarrist auf der Bühne. Punk, Thrash, Ska, auf den Brettern geht jedenfalls die Post ab. Sir Hannes hat seine ganz persönliche Mimik und seinen Bewegungsmodus…was natürlich nicht fehlen darf. Genauso wenig wie fast alle Lieder des neuen Albums „Schweineköter“. (Max Illkner)

Setlist: Bastard, Dead Heroes, Liar, Plastic, Punk Rock Queen, Gotteskrieger, Selbstmord, Fleischwolf, Heavy Metal Psycho Punk, S04 und der BVB, Maniac, Kill Him, Now I Wanna Be Your Dog (The Stooges-Cover)

 

Tygers of Pan Tang rh2019Mit den Tygers of Pan Tang hat man eine weitere Legende der New Wave Of British Heavy Metal engagiert. Waren es im letzten Jahr noch Saxon und Diamond Head, so sind dieses Mal die Tiger mit absoluter Überzeugungskraft am Werk. Ganz nach dem Motto „Old Guys Rule“ zocken sie ein erstklassiges Set aus etlichen alten, aber auch drei neuen Stücken vom letzten Album. Und das Publikum  hängt wie gebannt vor der Bühne. Wobei der Hauptaugenmerk auf Songs aus der frühen Phase liegt, die immer wieder gern gehörten Klassiker der Kultalben „Wild Cat“ und „Spellbound“ Selbst der kurzeitige Regenschauer kann die Stimmung nicht stören. Ganz klassischer Stil sind auch die Soloeinlagen von Drummer Craig Ellis und Gitarrero Micky Crystal. Eine willkommene Auflockerung ohne Selbstdarstellung, sondern die Stimmung weiter anheizend. So kennt man das, so will man das! Ein Klasse Auftritt mit vielen alten Hits, die über die Jahrzehnte nichts von ihrer Faszination verloren haben. (Pistol Schmidt)

Setlist: Only The Brave, Love Don't Stay, Lonely At The Top, Gangland, Euthanasia, Take It, Keeping Me Alive, Glad Rags, Don't Stop By, The Devil You Know, Suzie Smiled, Hellbound, Don't Touch Me There

 

Lizzy Borden rh2019Seit Jahrzehnten bin ich Fan von Lizzy Borden aus Amiland und habe es noch nie geschafft sie live zu sehen. Also ist meine Freude aber auch die Erwartung an den nun folgenden Auftritt riesig! Und es wird großartig, die Truppe, die sich Lizzy Borden nennt. Ganz im Sinne der echten Lizzie Borden aus Massachusetts. Eine US-Amerikanerin, die des Mordes an ihrem Vater und ihrer Stiefmutter verdächtigt und danach freigesprochen wurde. Der tatsächliche Tathergang ist bis heute nicht vollständig geklärt. Auch nicht woher der Frontmann diese fantastischen Masken her hat. Mit ständig wechselnder Verkleidung zieht er hier eine Mega Show ab, immer passend zu den jeweiligen Texten der Songs. Eine echte „Murderess Metal Roadshow“ mit überragender Performance und einmaliger Gesangsdarbietung. Hier wirkt nichts aufgesetzt oder durchkalkuliert, eigentlich wäre für diese Show der Platz des Headliners angemessen gewesen. Und zum Abschluss des vor Energie strotzenden Sets, gibt es dann noch ein wenig Theaterblutverzierung für die Fans die direkt am Wellenbrecher stehen. Immer mit einem zwinkernden Auge auf das Entertainment und nicht dem Fanatismus der nachfolgenden Band.(Pistol Schmidt)

Setlist: My Midnight Things, Abnormal, Tomorrow Never Comes, Obsessed With You, Love Kills, Roll Over And Play Dead, Eyes Of A Stranger, Notorious, Master Of Disguise, Under Your Skin, There Will Be Blood Tonight, American Metal, Long May They Haunt Us, Me Against The World, Red Rum

 

Watain rh2019Der Headliner des Freitagabends ist Watain. Black Metal aus Uppsala in Schweden. Damit dürfte der aggressivste musikalische Moment des Tages erreicht sein, der selbstredend genremäßig mit Outfit, Blut, Bühnendekoration, Nebel und viel rotem Licht zelebriert wird. Obschon der Gesamteindruck, eher den einer Standardshow hinterlässt. Beeindruckend ist anders und das sollte es ein Headliner immer sein. Aber das kam in Gelsenkirchen bereits des Öfteren vor, dass man dachte, das der Star die der Top-Act des Abends eher der Co-Headliner, wie aus heutiger Sicht auch, eher das Ding geschaukelt hat. Das Amphitheater war dennoch gut gefüllt und so schlecht war die Show ja nun auch nicht, wenn man mit der Blutarie klar kam. „Trident Wolf Eclipse“ und seine Songs, wetteiferten mit den Klassikern um die Wette und somit konnte der Abend, wie immer pünktlich abgeschlossen werden. (Max Illkner)

Setlist: Underneath The Cenotaph, Nuclear Alchemy, The Child Must Die, I Am The Earth, Total Funeral, Furor Diabolicus, Sacred Damnation, All That May Bleed, Malfeitor, Towards The Sanctuary, Stellarvore, Holocaust Dawn

 

Tag 2, 08.06.2019

Tyler Leads rh2019Wenn ich Mittag mit dem ersten Bier in der Hand zum Opener Tyler Leads schauend, die Stufen des Amphitheaters Gelsenkirchen runter klettere, dann sind meine Ambitionen zum Headbangen noch nicht sehr hoch. Vor allem wenn mir die Band mal gänzlich unbekannt ist. Aber wie immer, einfach mal schauen was es gibt. Ohne Worte geht es auch gleich zur Sache und nach den ersten Akkorden und dem Einsatz des Gesangs weiß sogar ich, wo die Reise hin geht. Groovender Hard Rock und das mit einer energiegeladen Live Performance. Wow. Das hat mich, bis auf die Dosenbier Dusche, schon schwer an Airbourne erinnert. Das Tempo zogen die fünf Jungs die komplette Show durch und bei Songs wie „Burning Smoke“ oder auch „Call Of The Wind“ hat es nicht nur mich zum Headbangen bewegt…. Hallo? Es ist erst Mittag! Wirklich ein super Opener, mal sehen was aus den Jungs wird. Erstaunt hat mich im nach hinein, das die 2016 gegründeten Tyler Leads aus Recklinghausen kommen. Geil endlich mal wieder was, was mir gefällt und nicht aus Skandinavien stammt. Bisher haben Tyler Leads das Debüt Demo „Burning Smoke“ (2016) und das Album „Stay Ugly“ (2017) rausgebracht, welche aber der gesehen Live Performance nicht gerecht werden. Live auf jedenfalls sehr geil. (Markus Meyer)

Setlist: Call Of The Wild, Heavy Eyes, The Witch, Lady In Green, Big City Blues, Supercharged, Electric Wasteland, Burning Smoke

 

The Vintage Caravan rh2019Auch die drei Jungs aus Island setzen mit ihrer Band The Vintage Caravan die rockige Schiene fort. Die Retrokapelle ist immerhin auch schon 13 Jahre am Start. Sehr zur Freude des Publikums, hat der Tonmeister nun auch den Sound im Griff und man hört was für brillante Musiker die drei sind. Dabei mittlerweile sehr eigenständig und komplex im Gegensatz zu den Anfängen der Band. Schließlich haben sie auch ein vortreffliches Händchen im Umgang mit dem Publikum, warum sonst versichert Óskar Logi Agustsson voller Inbrunst, dass ein absoluter Traum in Erfüllung gegangen ist, dass sie hier auftreten dürfen. Das Programm besteht aus teilweise psychedelischen Songs und fetten Riff Rockern und hält so die Spannung auf hohem Niveau. Und wie schon die Truppe aus Recklinghausen zuvor, verzichtet auch die alte Karawane auf große Showeinlagen. Pure Musik ist das Gebot der Stunde. (Pistol Schmidt)

Setlist: Reflections, Set Your Sights, Babylon, Innerverse, Reset, Expand Your Mind, Midnight Meditation

 

Carnivore A.D. rh2019Carnivore ohne Peter Steele – geht das überhaupt? Ja es funktioniert, denn Carnivore A.D. klingen keineswegs – wie befürchtet – nach einer abgehalfterten Coverband, die noch schnelle Kohle aus dem alten Namen ziehen will. Marc Piovanetti und Louie Beato (aus “Retalition“ Zeiten) bilden das Grundgerüst, das mit Baron Misuraca am Gesang und Bass mehr als ordentlich ergänzt wird. Er ist sozusagen Peter in kleiner. Mit dem Opener “Carnivore“ legen sie die Marschroute fest: kraftvoll und straight einfach immer in die Fresse rein. Songs wie “Predator“, “Race War“ welches extra nochmals als nicht rassistischer Song deklariert wird oder “Jesus Hitler, Adolf Christ“ ballern mit einer Heaviness als wären sie brandneu und nicht Zeugen längst vergangener 80er Jahre Zeiten. Das Publikum honoriert den engagierten Auftritt des Trios mit entsprechenden Reaktionen. Geiler Gig. (Sven Bernhardt)

Setlist: Carnivore, Predator, Inner Conflict, Jesus Hitler, God Is Dead, Race War, Sex And Violence

 

Heir Apparent rh2019Die progressiven Metaller Heir Apparent stammen aus den Vereinigten Staaten von Amerika und ihre Gründung geht in die frühen 80er-Jahre zurück. Urgesteine also! Doch heuer nützt das alles nichts denn sie wirken für das partyfreudige Publikum, hier im Ruhrpottdschungel, einfach zu sperrig. Dazu kommt, dass Shouter Nummer Acht, Will Shaw, dabei seit dem Jahr 2015, seine Screams zwar im Griff hat aber ansonsten schon einiges grob im Ton daneben liegt. Wenn die Band dann auch noch fast komplett aus Bewegungslegastheniker besteht, ist es alles andere als einfach ein Feuer zu entfachen. Begeistern konnte fast ausschließlich die Gitarrenarbeit von Gründer Terry Alan Gorle. Schade drum. (Max Illkner)

Setlist: Hands Of Destiny, The Servant, The Door, Crossing The Border, Another Candle, Insomnia, Keeper Of The Reign, The Road To Palestine, Tear Down The Walls

 

Symphony X rh2019Die Progressive-Rockband Symphony X aus New Jersey braucht nicht lange um die Besucher des Festivals in ihren Bann zu ziehen. Druckvoll und virtuos wird das Programm abgespult und Sänger Russel Allen ist bestens in Form. Die Gitarrenarbeit von Michael Romeo sticht wie immer besonders aus der Band heraus und er liefert hinreisende Soli ab, die mit Begeisterung aufgenommen werden. Mit sieben Stücken fand ich das Set der Band zu kurz, aber das wird sich an Festivals sicher nicht ändern lassen. In jedem Fall war Symphony X eine echte Bereicherung für das Rock Hard Festival 2019 mit Russel Allen an den Vocals, Michael Romeo an der Gitarre, Michael LePond am Bass, Jasson Rullo an den Drums und Michael Pinella am Keyboard. (Marc Debus)

Setlist: Iconoclast, Evolution (The Grand Design), Serpent’s Kiss, Nevermore, Without You, Run With The Devil, Sea Of Lies, Set The World On Fire (The Lie Of Lies)

 

Skid Row rh2019Die nächste Truppe ist allseits unter dem Namen Skid Row bekannt und wird natürlich, wie sollte es auch anders sein, von Oberposer Jens Peters aus der Rock Hard Redaktion angekündigt. Wobei der Songtitel „Youth Gone Wild“ natürlich nicht mehr dem Altersdurchschnitt der Band entspricht. Dann doch eher das Lindenberg Motto „Der Greis ist heiß“ Aber die Jungs wissen wie man eine Bühne rockt und beschränken sich hauptsächlich auf das Material ihrer ersten beiden Alben, so wie man das bei alten Bands eben auch erwartet. Wobei mir auch die neueren Songs durchaus gut gefallen. Ja, und wer genau hingeschaut hat, konnte im Fotopit einen entrückten Andy Brings abrocken sehen, der zusammen mit Bandkollegen Slick Prolidol seine Idole feierte. (Pistol Schmidt)

Setlist: Intro: Blitzkrieg Bop (Ramones), Slave To The Grind, Sweet Litte Sister, Gig Guns, 18 And Life, Piece Of Me, Living On A Chain Gang, Psycho Therapy (Ramones-Cover), Monkey Business, Makin' A Mess, We Are The Damned, Youth Gone Wild, Outro: Take Me Home, Country Roads (John Denver)

 

Cannibal Corpse rh2019Mit Cannibal Corpse gab es schon im Vorfeld Unruhe. Die Stadt-Macht verbot der Band einige Texte live zu singen. Daran wurde sich sogar gehalten (was ist nur aus der Metal-Revolution geworden?) und das Material wurde instrumental präsentiert. Du lieber Heiland…Sachen gibt’s! Es handelt sich übrigens um den Song „Hammer Smashed Face“. Nun ja, ansonsten wurde es aufgrund der restlichen, melodischen Präsenz echt brutal. Gesangstechnisch ist die Abwechslung nicht groß und überhaut gefiel mir der Death Metal Wand im Jahr 2016, hier an gleicher Stelle besser. Lange Pausen zwischen Songs wirkten ratlos und dämpften das Vergnügen. Das machte den anwesenden Anhängern anscheinend recht wenig aus, die zollten ihrem Lieblingsakt gebührend Respekt! (Max Illkner)

Setlist: Code Of The Slashers, Only One Will Die, Red Before Black, Staring Through The Eyes Of The Dead, The Wretched Spawn, Unleashing The Bloodthirsty, Kill Or Become, Scavenger, Firestorm, Death Walking Terror, Make Them Suffer, Hammer Smashed Face

 

GammaRay rh2019Der erste Auftritt von Gamma Ray nach sehr langer Zeit, wurde sicherlich von vielen mit Spannung erwartet. Wird die Band dem Headliner Status gerecht werden können? Klare Antwort: JA! Songs wie „Land Of The Free“, „Man On A Mission“, „Heavy Metal Universe“, „Rebellion In Dreamland“ oder „Heaven Can Wait“, waren natürlich ein absoluter Garant dafür. Ein sehr gut aufgelegter Kai Hansen betrat mit neuer, modischer Kurzhaarfrisur die Bühne. Neben ihm wie gewohnt seine Langzeitgefährten Gitarrist Henjo Richter und Bassist Dirk Schlächter. Schlagzeuger Michael Ehre, der auch den letzten Gamma Ray Longplayer einzimmerte, nahm hinter der Schießbude Platz. Persönlich nicht gerechnet hatte ich mit dem sympathischen Frank Beck, der Kai Hansen (wie schon bei der letzten Tour) gesanglich unterstützte. Insidern ist bekannt, dass Mister Hansen sich selbst nicht wirklich als ausdauernden Sänger sieht. Deswegen ist es ihm wichtig, dass er auf der Bühne immer mal wieder etwas Entlastung bekommt. Die beiden haben sich die Gesangslinien untereinander aufgeteilt und jeder für sich konnte dabei überzeugen. Die Menge sah es ähnlich und so wurden am laufenden Band Crowdsurfer nach vorne in den Fotograben befördert. Dort wurden sie von den überaus freundlichen Security Leuten erwartet. Leider reichte am Ende nicht mehr die Zeit für den finalen Song. Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass es ein Helloween Track gewesen wäre. Trotzdem hinterließen Gamma Ray bei mir einen richtig starken Eindruck und ich hoffe, dass die Band auch neben den Helloween Aktivitäten von Kai Hansen in Zukunft noch einen Platz haben wird! (Dirk Determann)

Setlist: Land Of The Free, Man On A Mission, Master Of Confusion, Garden Of The Sinner, Heavy Metal Universe, Induction (Intro), Dethrone Tyranny, The Silence, To The Metal, Rebellion In Dreamland, Heaven Can Wait, Hellbent, Avalon

 

Tag 3, 09.06.2019

The Spirit rh2019The Spirit ist die erste Band die den letzten Tag des Festivals, ergo den Sonntag gebührend einballert. Auf dem Weg zur Kirche war hier niemand. Das ist Death und Thrash-Metal aus Saarbrücken und Dissection lassen grüßen. Doppel-Axt Attacken und alles niederschmetternden Drums und manchmal etwas Platz zum Verschnaufen. Obschon das Programm recht tight abgezogen wurde, denn mit den handelsüblichen Gepflogenheiten, wie Ansagen, Kontakt zum Publikum oder den berühmten Groove an den Mann/Frau zu bringen, gab die Formation sich erst gar nicht ab. Voll in die Fresse und tschüss! (Max Illkner)

Setlist: Sounds From The Vortex, Cosmic Fear, The Clouds Of Damnation, Cross The Bridge To Eternity, Illuminate The Night Sky, Fields Of The Unknown, The Great Mortality

 

Zodiac rh2019Zodiac aus Münster ist sehr kurzfristig ins Line-Up des Festivals eingesprungen, nachdem klar war, das The Obsessed nicht spielen wird. Die recht junge Band, die erst im Jahr 2012 gegründet wurde betritt um 13 Uhr die Bühne. Die Formation ist im Classic, beziehungsweise Blues-Rock angesiedelt und spielt diesen mit Begeisterung. Sehr rockige Stücke und auch einige Balladen lassen die Leute im Amphitheater vergessen, das eine Mannschaft ausgefallen ist. Zodiac liefert einen souveränen Auftritt ab und die Nick van Delft am Gesang hat es schnell geschafft den Kontakt zum Publikum herzustellen. Am Schlagzeug der Combo sitzt im übrigen Janosch Rathmer, der ebenfalls bei Long Distance Calling Schlagzeug spielt. Ansonsten im Line-Up: Nick van Delft an den Vocals, Stefan Gall (Gitarre), Hendrik Müller-Späth (Bass) und Janosch Rathmer an den Drums (Marc Debus)

Setlist: Diamond Shoes, Rebirth By Fire, Free, Cortez The Killer (Neil Young-Cover), Animal, Coming Home

 

Visigoth rh2019Das Rock Hard Festival hat mit Visigoth eine gute Wahl getroffen, obwohl die Jungs recht früh am Tag platziert waren. Jake Rogers hat die Bühne und die Leute vor sich gut im Griff. Obschon das Amphitheater noch nicht gänzlich gefüllt ist, haben die Visigoth Fans den Weg an den Ort des Geschehens sicherlich alle gefunden. Die Band eröffnet das Set mit „Dungeon Master“, was direkt für eine gute Stimmung bei den Fans sorgt. Die Band aus Salt Lake City liefert mit dem Set einen guten Durchschnitt ihrer Scheiben ab und sorgt damit am frühen Mittag bereits für gute Stimmung bei den Besuchern. „The Revenant King“ steigert dann die Begeisterung noch einmal. Alles in allem ein absolut sehenswerter Gig, der mit Lichteffekten am Abend sicherlich noch besser gekommen wäre. Mit dabei Jake Rogers (Gesang), Jamison Palmer (Gitarre), Leeland Campana (Gitarre),  Matt Brotherton (Bass) und Mikey Treseder an den Drums. (Marc Debus)

Setlist: Dungeon Master, Warrior Queen, Fireseeker, Abysswalker, Outlive Them All, Steel and Silver, The Revenant King, Traitor's Gate

 

Long Distance Calling rh2019Long Distance Calling Instrumental-Musik aus Münster – geil, da kann ich ja Bier trinken gehen. Auf Scheibe haben mich die Jungs eh immer gelangweilt, also stehe ich auf, will zum Bierstand – und treffe auf einen Kumpel, der mir ein Bier mitbringt und mich zum Verweilen nötigt. „Lass mal gucken, die sind geil!“. Ja nee is‘ klar, wenigstens habe ich ein Bier. Es dauert zwei Songs, bis ich zugeben muss, dass mich die Postrocker aus der Fahrrad-Stadt dazu gebracht haben, mit dem Kopf zu wippen und auch meine Beine bewegen sich wie von selbst im Takt. Was‘n hier los? Ich will das nicht gut finden, ich liebe meine Vorurteile! Es hilft nichts: die vier Musiker sehen zwar aus, als würden sie auf die Ankunft der Linie14 warten, spielen sich aber in einen Rausch, der mich immer mehr in seinen Bann zieht. Wer so selbstvergessen und tight spielt, keinen Fronter braucht, um sein Publikum zum springen zu bringen, hat Respekt verdient. Irgendjemand ruft was von „Pink Floyd in hart – und in geil!“ und ich kann nicht umhin, das zu unterschreiben. Die Jungs grooven wie die Hölle, die Songs klingen wie aus einem Guss und ich ertappe mich dabei, mit dem jetzt leeren Bierbecher in der Hand Luftgitarre zu spielen. Die Überraschung des Tages! (Uwe Harms)

Setlist: Trauma, Ascending, Black Paper Planes, Out There, Sundown Highway, Skydivers, Arecibo (Long Distance Calling), Metulsky Curse Revisited

 

Fifth Angel rh2019Ich weiß nicht wie viele Jahre ich darauf gewartet habe Fifth Angel endlich live sehen zu können. Seit ihrer Reunion war es mir zumindest nicht vergönnt und in ihrer ersten Schaffensphase war ich mit fünfzehn Jahren noch zu jung, um auf eines ihrer Konzerte zu gehen. Umso mehr freue ich mich an diesem Sonntag auf ihren Gig.  Am Mikro ist bei den fünf Jungs aus Seattle mittlerweile Steven Carlson, nachdem Gründungsmitglied Kendall Bechtel zuletzt überraschender Weise ausgestiegen ist. Bereits beim Opener „The Night“ schießen mir Tränen in die Augen und Gänsehaut stellt sich ein. Weiter geht es mit „Cathedral“ und auch die meisten anderen  Fans vor der Bühne stimmen beim Refrain laut mit ein. Carlson bringt die alten, wie auch die neuen Songs sicher und souverän rüber und braucht sich hinter Bechtel oder auch Ur-Sänger Ted Pilot nicht verstecken. Leider gibt es mittlerweile ein paar technische Probleme mit dem Bass welche sich aber in kurzer Zeit wieder beheben lassen. Die Soloparts (Gitarre und Schlagzeug) sind leider etwas zu lang geworden und mir wäre ein weiterer Song vom aktuellen Album lieber gewesen.  Vom neuen Album spielen sie sowieso sehr wenig und legen ihr Augenmerk mehr auf das alte Material.  Mit „Call Out The Warning“ und „In The Fallout“ folgen noch zwei weitere Klassiker, ehe sie mit “We Rule“ ihr Set beschließen.  Elf klasse Tracks und zwei Bier später bin ich sehr glücklich darüber, diese wirklich gute Band endlich einmal live gesehen zu haben. Ich freu mich auf die nächste Gelegenheit. (André Winkhaus)

Setlist: The Night, Cathedral, Seven Hours, Stars Are Falling, Dust to Dust, Wings of Destiny, Call Out the Warning, Fifth Angel, In the Fallout, Cry Out the Fools, We Rule

 

Magnum rh2019Auf die Ankündigung von Magnum hätte ich mich bis vor wenigen Jahren noch tierisch gefreut. Nachdem man zuletzt jedoch immer öfter von stimmlichen Problemen bei Bob Catley gehört hatte, sind die Erwartungen bei mir nicht mehr ganz so groß gewesen. Die Bedenken waren aber unbegründet, denn der Frontmann lieferte einen soliden Job ab und zeigte sich zudem bestens gelaunt. Das Hardrock Flaggschiff startete mit „Wild Swan“ vom „Wings Of Heaven“ Album in das gut einstündige Set. Dieser bestand aus einer gelungenen Mischung, denn im weiteren Verlauf wurden sowohl neuere Titel als auch ältere Klassiker ausgepackt. Tony Clarkin zauberte wie gewohnt seine unsterblichen Melodien aus der Gitarre und auch der Rest der Band wirkte durchaus ambitioniert. Das bei einem derart großen Backkatalog zahlreiche Hits auf der Strecke blieben, war vorauszusehen. „How Far Jerusalem“ erwies sich als eine Art Türöffner, denn danach kam auch auf den Rängen richtig Stimmung auf. Bei „Vigilante“ zeigte sich das Publikum sogar recht textsicher und als man mit „Sacred Hour“ in das Finale einzog, da machte sich bei mir dann doch ein wenig Wehmut breit. Wie lange wird man diese Band wohl noch in guter Form erleben dürfen? (Dirk Determann)

Setlist: Wild Swan, Sacred Blood “Divine” Lies, Lost on the Road to Eternity, Crazy Old Mothers, How Far Jerusalem, All England's Eyes, Vigilante, Don't Wake the Lion (Too Old to Die Young), Sacred Hour

 

Possessed rh2019Possessed bringen nach zweiunddreißig Jahren endlich ein neues Album raus, und dies schlägt bei den alten Fans ein wie eine Bombe! „Revelations Of Oblivion“ ist ein richtiger Hammer geworden! Das Rock Hard Festival hat deshalb alles dafür ins Zeug gelegt, dass Possessed hier am heutigen Abend eine exklusive Festival-Show in Deutschland hinlegen, die vielen in positiver Erinnerung bleiben wird. Als einziges noch verbliebenes Urmitglied hat sich der im Rollstuhl sitzende Sänger Jeff Becerra eine Band zusammen gesucht, die richtig was auf dem Kasten hat. Technisch versiert, haben sie schon auf dem aktuellen Album gezeigt, dass Old School Krach durchaus auch gut gespielt sein kann. Doch wie schafft man es, den Spagat zu meistern, wo das legendäre Debüt „Seven Churches“ von 1985, von dem es heute sechs der zehn Songs zu hören gibt, doch noch sehr holprig und untight eingespielt worden war? Possessed zeigen dies heute von 19.45 Uhr bis 21.00 Uhr eindrucksvoll. Die Band hat richtig Bock und sprüht nur so vor Spielfreude. Dabei fügen sich die neuen Songs nahtlos zwischen die alten Klassiker ein. Hauptaugenmerk liegt – neben Sänger Jeff natürlich – für mich vor allem bei Coffin Texts- und Ex-Sadistic Intent-Drummer Emilio Marquez, der stets mit wilden und beeindruckenden Roto-Tom-Läufen begeistert. Da stimmt auch bei den alten, wirren Breaks jeder Schlag. Das Zusammenspiel der Band ist beängstigend. Und anscheinend stehe ich mit meiner Meinung nicht alleine da, denn viele Festival-Besucher, mit denen ich hinterher gesprochen habe, sahen in Possessed heute den heimlichen Headliner. (Daniel Müller)

Setlist: No More Room In Hell, Pentagram, Tribulation, Demon, Evil Warriors, The Heretic, Abandoned, Storm In My Mind, The Eyes Of Horror, Graven, The Exorcist, Fallen Angel, Death Metal, Burning In Hell

 

Anthrax rh2019Anthrax betreten dann heute um 21.30 Uhr als letzte Band die Bühne und geben anderthalb Stunden lang Vollgas. Ich habe Anthrax jetzt schon einige Male live gesehen; sogar schon mit drei verschiedenen Sängern; das letzte Mal auf dem „The Big Four“ in Gelsenkirchen, als Sänger Joey Belladonna gerade ein Jahr wieder zurückgekehrt war. Die Amis sind als energiegeladene Live-Band bekannt, und schlecht gesehen habe ich sie auch noch nie, aber heute haben sie anscheinend einen besonders guten Tag erwischt. Auch dies sehen heute Abend viele andere Festival-Besucher so. Überraschenderweise ertönt zunächst kein Riff von Anthrax, als die Band die Bühne betritt, sondern eins von Pantera! Mit „Cowboys From Hell“ wird der Gig eröffnet und auch wieder geschlossen. Dieses Riff umrahmt den regulären Set mit eigenen Tracks, die alle – bis auf „Evil Twin“ vom noch aktuellen 2016er Album „For All Kings“ - aus alten Klassikern der Band bestehen. Das „Got The Time“ und „Antisocial“ ebenfalls gecovert sind, weiß ja heute auch kaum noch jemand und sind von Anthrax auch viel bekannter. Zu meiner Überraschung unterscheidet sich die Setlist heute ganz drastisch von der des erst im Vorjahr erschienenen Live-Albums „Kings Among Scotland“. Aber dieser Gig macht richtig Laune! Die Band post und bangt ohne Ende. Hier ist richtig viel Bewegung drin. Spielerisch ist alles auf den Punkt. Und Joey Belladonna, der als Frontmann mit coolen Ansagen das Publikum im Griff hat, trifft auch die höchsten Töne. Das Stimmungsbarometer steigt auf seinen Höhepunkt, als Gitarrist Scott Ian und Schlagzeuger Charlie Benante das Publikum dazu animieren, im „Wardance“-Mittelteil von „Indians“ noch einmal richtig abzugehen. Und von Circle Pit bis Stagediving war alles dabei. Geil! Um 23 Uhr gehen Anthrax von der Bühne, und ich bin ausgelaugt und glücklich. Wir alle freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr, für das bereits Accept, Sacred Reich, Grave Digger, Razor, Nifelheim und Alcest bestätigt sind. (Daniel Müller)

Setlist: Cowboys From Hell (Intro), Got The Time (Joe Jackson-Cover), Madhouse, Be All End All, Evil Twin, I Am The Law, Medusa, Now It´s Dark, Efilnikufesin (N.F.L.), Hymn 1 (Intro), In The End, A.I.R., Antisocial (Trust-Cover), Indians, Cowboys From Hell (Outro)

 



Autor: Pistol Schmidt, Max Illkner, Daniel Müller, Marc Debus, Dirk Determann, André Winkhaus, Uwe Harms, Sven Bernhardt, Markus Meyer - Pics: Andrea Breitenbach