WAR CURSE - Wir sind alle große Musik-Nerds!


Im Moment ist Old School Thrash Metal wieder ganz groß im Kommen. In erster Linie fallen mir da junge, deutsche Bands ein, aber auch in den USA geht es wieder aufwärts. Bestes Beispiel dafür sind ohne Zweifel War Curse aus Cincinnati, die gerade ihr zweites Album „Eradication“ über das schwedische Label Svart Records rausgehauen haben, auf dem der alte Spirit lebt und es keine Verschnaufpause gibt. Ich sprach mit Gitarrist Justin Roth über den kompletten Werdegang der noch jungen und doch so vielversprechenden Band.

logoDaniel: Hi Justin! Erzähl uns doch zunächst, wann und wie der Stein für War Curse ins Rollen kam!

Justin: Ich bin irgendwann im Jahr 2013 über eine Craigslist-Anzeige unseres Schlagzeugers James auf die Band gestoßen. Das ist eine große, amerikanische Anzeigen-Webseite, auf der man Sachen verkaufen und nach Jobs, Bands oder was auch immer suchen kann. James lebte zu der Zeit noch in Washington DC und suchte Musiker, wenn sein Umzug nach Ohio vollzogen war. Wir schrieben hin und her, und ich lud ihn in unseren Proberaum ein. Ich lud auch unseren Gitarristen Murphy ein, mit dem ich schon fünfzehn Jahre lang viele verschiedene Sachen in Richtung Metal, Punk und Hardcore gemacht hatte. Wir haben ein paar Jam Sessions gemacht, ein paar originelle Songs geschrieben und uns dazu entschieden, eine Band daraus zu machen. Wir schrieben zu der Zeit die Songs, die später auf unserem ersten Album „Final Days“ landeten, und haben dann das Line-Up komplettiert. So kam es, dass aus War Curse Ende 2014 eine richtige Band wurde.

Daniel: Hattet Ihr denn zuvor schon in anderen Bands gespielt?

Justin: Oh ja! Die Liste wäre aber endlos lang und würde hier den Rahmen sprengen. Unser Bassist, Jason Vie Brooks, hat sogar schon in richtig großen Bands gespielt: Heathen, Grip Inc. und Exhorder zum Beispiel, um mal ein paar Namen zu nennen. Alle anderen waren im Underground dagegen mehr oder weniger nur mäßig erfolgreich. Lustig ist, dass wir alle schon einmal andere Posten in anderen Bands übernommen haben. Unser Schlagzeuger James und unser Sänger Blaine sind wahrscheinlich die besten Gitarristen in der Band. Unser Gitarrist Murphy und ich haben jahrelang in anderen Bands gesungen, und Murphy hat sogar auch schon in Bands Schlagzeug gespielt, in denen ich gesungen habe. Unser Tour-Bassist Johnnie ist noch Gitarrist und Sänger in einer Blackened Death Metal-Band namens Engraved Darkness. Wir verstehen also auch die Jobs der anderen und bringen so unterschiedliche Sichtweisen an einen Tisch. 

Daniel: Welche Bands zählen denn zu Euren Haupteinflüssen?

Justin: Wir alle sind große Musik-Nerds. Unsere Einflüsse sind überall verstreut, aber wir lieben vor allem die klassischen Thrash Metal-Bands wie Testament, Megadeth, Forbidden und so etwas. Metallica natürlich auch, auch wenn es nicht so cool ist, darüber zu reden. Wir hören aber auch viele andere Metal-Stilarten. Meine Playlisten betragen mehrere Stunden. Ich liebe klassischen Metal, Hair Metal, Classic Rock, Punk Rock, alles… Von Skid Row bis Rainbow, von Saxon bis Kansas. Gute Musik ist gute Musik, und wir wollen uns nicht limitieren.

war curseDaniel: Geht es in Euren Texten nur um die Erfüllung der üblichen Klischees, oder steckt auch eine Art Kernaussage dahinter, die Ihr vermitteln wollt?

Justin: Wir versuchen, Klischees aus dem Weg zu gehen. Die Texte auf „Eradication“ decken eine ganze Menge verschiedener Themen ab. Hauptsächlich geht es um humanitäre und globale Dinge, mit denen wir uns auseinandersetzen. „Iron Veil“ handelt zum Beispiel von unterdrückten Menschen, die in der Diktatur in Nordkorea  leben. In „Possession“ geht es um die Opioidkrise, den starken Anstieg des Missbrauchs von Opiod-Schmerzmitteln in den USA, die viele Menschen umbringt. „Sands Of Fate“ erzählt die Geschichte von einem Kind, das seine Familie als Opfer in einem Krieg sterben sieht und zum Terroristen wird, um sich zu rächen. Und auch der Titeltrack, „Eradication“, ist natürlich sehr ernst. Die Kernaussage hier ist, dass der Umgang der Menschheit mit anderen Menschen, Tieren und dem ganzen Planeten einfach abstoßend ist. Wir sollten es besser machen, und wenn wir es nicht schaffen, sollten wir uns von dem Antlitz der Erde abwenden. Alles sind reale Themen. Du wirst keinen Scheiß über Partys und Moshen auf dem Album finden, Das verspreche ich Dir!

Daniel: Soweit ich weiß, gibt es Euer neues Album „Eradication“ auch auf Vinyl. Wie wichtig ist es Euch, dieses alte Kultformat heute, im Zeitalter der Downloads und Streams, noch am Leben zu erhalten? Ist es nicht viel schöner für einen Musiker, einen richtigen Tonträger in den Händen zu halten, als nur leblose Dateien auf dem Rechner zu speichern? Wie steht Du dazu?

Justin: „Eradication“ ist unser zweites Album. Das erste hieß „Final Days“ und erschien 2015 auf CD, digital und sogar auf Kassette. Ich habe keine Ahnung, wer auf der Welt heute noch Kassetten kauft, aber wir haben tatsächlich eine ganze Menge davon verkauft. Es ist also offensichtlich, dass Metalheads heute auch noch physische Tonträger kaufen. Ich bin sehr stolz darauf, dass es „Eradication“ auch auf Vinyl gibt! Ich persönlich kaufe Alben auch viel lieber auf Vinyl. Ich liebe das große Artwork, Gatefold-LPs und die großen Textblätter. Ich bin noch vom alten Schlag. Ich höre Musik auch immer noch nur über die Stereoanlage. Es ist schon ernüchternd, dass alle heute nur noch komprimierte Dateien über kleine Handyboxen hören wollen. Ihnen fehlt so viel Qualität! Ich kann sie dafür nicht kritisieren. Ich sehe schon irgendwie ein, dass es praktisch und platzsparend ist. Und ich bin auch froh darüber, dass Bands so mehr Leute erreichen können. Ich bin aber nicht überzeugt davon, dass sich das auf Dauer durchsetzen wird. Ich weiß nicht, wie das finanziell geregelt ist, aber ich weiß, dass Radiostationen und Streaming-Dienste der Band einen gewissen Geldbetrag zahlen müssen, wenn sie ihre Musik spielen wollen. Streaming-Dienste haben aber einen anderen Standard und rauben die Musiker aus, finde ich. Man müsste unser Album tausendfach über Spotify streamen, damit Du Dir davon überhaupt eine Fanta kaufen kannst. Ich danke hiermit also allen Fans, die noch Alben kaufen und Bands unterstützen!

Daniel: Spielt Ihr eigentlich auch live? Und habt Ihr in Eurer Heimat vielleicht auch schon mal im Vorprogramm von größeren Bands gespielt?

Justin: Oh ja! Für uns ist es das Größte, unsere Fans zu treffen, neue Leute und Orte kennenzulernen. Wir haben schon mit vielen bekannten Bands zusammen gespielt. Sie alle aufzuzählen, würde Dich bestimmt zu Tode langweilen… Wir hatten schon das Glück, mit vielen bekannteren Bands zusammen zu zocken, allen voran mit Exhorder. Es ist immer toll, sich mit Bands die Bühne zu teilen, die man liebt! Da merkt man erst einmal, wofür man so hart arbeitet.

Daniel: Gibt es denn schon Pläne, auch bald in Deutschland zu spielen?

Justin: Deutschland ist die Nummer Eins auf unserer Liste! Wir arbeiten gerade daran, in diesem Jahr zu Euch rüber zukommen. Ich toure mit Exhorder als Tour-Manager und Gitarrentechniker, und alle Shows, die wir in Deutschland gespielt haben, waren der Hammer! Ich liebe Eure Fans, Euer Land, alle deutschen Thrash-Bands und will unbedingt ein Teil Eurer Szene sein! Cincinnati, die Stadt, in der wir leben, ist extrem Deutsch. Ich wohne nur ein paar Blocks von einem Hofbräuhaus entfernt, und Cincinnati ist der Ort, in dem das Oktoberfest außerhalb Deutschlands am größten gefeiert wird. Jedes Mal, wenn ich in Deutschland bin, fühlt es sich vertraut an, und ich fühle mich wie zu Hause. Wenn Ihr uns in Deutschland haben wollt, dann werden wir auch kommen!

war curseDaniel: Wie sehen denn generell Eure Zukunftspläne mit War Curse aus?

Justin: Wir arbeiten gerade so hart wie wir können. Wir schreiben schon wieder neue Songs für unser drittes Album und planen Tourneen für 2019 und 2020; sowohl in den USA als auch in Europa. Wir gehören zu den Bands, die immer etwas zu tun haben wollen. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringen wird, aber ich weiß, dass wir das noch lange so weiter machen wollen.

Daniel: Na gut, Justin! Dann gehört Dir noch das Schlusswort!

Justin: Zu allererst möchte ich Dir für dieses Interview danken, und auch allen, die dies lesen werden! Hört Euch „Eradication“ an, wenn dies noch nicht geschehen sein sollte, welches seit dem 10. Mai über Svart Recors erhältlich ist. Cheers!

https://www.warcurse.com/

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Autor: Daniel Müller