SASS JORDAN, CHRIS CADDELL & THE WRECKAGE

Heerlen (NL), Nieuwe Nor, 08.05.2019

Das Nieuwe Nor in Heerlen haben wir schon länger nicht mehr besucht. Nicht weil dort keine interessanten Bands gespielt hätten, nein im Gegenteil, der Zeitplan gab es einfach nicht her. In fußläufiger Entfernung befindet sich die Parkgarage Q-Park Klomp, wo man für einen knappen Zehner den ganzen Tag parken kann. Wer es günstiger möchte, muss einen weiteren Weg laufen und parkt im Q-Park Raadhuisparking. Ab sechs Uhr abends für einen Fünfer. Rund um die Venue befinden sich auch etliche Lokalitäten, die asiatische, türkische, italienische und einheimische Küche anbieten. Einem entspannten Konzertabend inklusive Nahrungsaufnahme steht also nichts im Wege. Wäre das Wetter nicht so bescheiden, könnte man auch sehr schön draußen sitzen, aber bei dem Regen ist es selbst unter den großen Markisen ungemütlich. Also begeben wir uns in den Club, da der Einlass bereits begonnen hat. Vor der Bühne steht schon die Riege der niederländischen Fotografen und es ist erst einmal die übliche Begrüßung ist angesagt.

 

chris caddell live2019Im gut gefüllten Saal geht nun Schlag Acht das Licht aus und die heutige Supportband Chris Caddell & The Wreckage betreten die Bühne. Der aus Belleville bei Ontario stammende Gitarrist spielt den Blues mit der Leidenschaft eines Stevie Ray Vaughan. Seine Aufgabe die Leute emotional schon einmal auf die kanadische Rockröhre Sass Jordan vorzubereiten, erfüllt er jedenfalls zur allgemeinen Zufriedenheit. Schließlich stellen er und seine Jungs schließlich auch die Begleitband für die Dame. Doch jetzt gibt es zuerst einmal eigene Songs, eine schöne Mischung aus bluesigen Stücken mit einem ganz leichten Southern Touch. Die Musiker Derrick Brady am Bass und Cassius Pereira am Schlagzeug liefern auch erstklassige Handwerkskunst ab. Da sitzt jeder Schlag und jede Basslinie, einfach ein eingespieltes Team. Und Hauptakteur Chris Caddell zeigt seine Fingerfertigkeit bei dem einen oder anderen Solopart an der Slidegitarre. Überraschenderweise präsentiert die Truppe als letzten Song das Dire Straits Cover „Fade To Black“, in einer bluesigen Variante. Ein kurzweiliges Set, das allerdings mit gerade mal einer halben Stunde recht kurz geraten ist. Sei es drum, die Jungs müssen ja gleich wieder auf die Bühne.

Setlist: Chains, River, Wreckage, My End, Workin’, Stop, Fade To Black

 

Jetzt erst einmal eine kurze Pause zum Verschnaufen und um neue Getränke zu holen, oder respektive wegzubringen. Dann ist es auch schon so weit. Die Lady Sass Jordan mit der wahnsinnigen Röhre und die Begleitband von eben rocken sofort los. Ihre sehr vereinnahmende Ausstrahlung zieht die Zuschauer direkt in ihren Bann und verbreitet im ganzen Saal positive Schwingungen. Obwohl ich den Eindruck habe, dass Mylady sich vor dem Auftritt eventuell ausgiebig den niederländischen Kräutern gewidmet hat, oder einfach ein Schlückchen mehr als nötig aus der Flasche genommen hat. Sie ist unentwegt am Lachen und erzählt Witze oder sie flachst herum. Das steckt natürlich an und die ausgelassene Kanadierin, die in Birmingham das Licht der Welt erblickte hat sichtlich Spaß an der Show. Wie ein Wirbelwind schleudert sie die lange blonde Mähne durch die Luft und präsentiert die Songs mit ungewohntem Druck. Es rockt amtlich, auch wenn Sass nur ihr Backprogramm zum Besten gibt. Für neue Kompositionen fehlt ihr anscheinend der Antrieb. Schade eigentlich, aber da hält sie es anscheinend wie ihre Landsleute von den Headpins, die immer noch mit ihrem Material aus Mitte der achtziger Jahre touren. Vielleicht fehlen ihr auch einfach nur die großen Ideen für neue Songs, wer weiß das schon. sass jordan live2019 2Die dargebotenen Stücke jedenfalls entziehen sich jeglicher Kritik, auch wenn mein Favorit „Pissing Down“ auch diesmal wieder nicht den Weg in die Setlist gefunden hat. Dafür war natürlich „High Road Easy“ im Programm, was neben einigen andern Klassikern aus ihrem Repertoire auch eine Hammernummer ist. Die Stimmung ist jedenfalls optimal im nicht ganz gefüllten Nieuwe Nor. Für einen Wochentag allerdings eine ganz passable Zuschauerzahl denke ich. Leider glänzt der Auftritt aber auch durch eine relativ kurze Spielzeit, denn inklusive Zugabe lediglich siebzig Minuten sind in meine Augen viel zu kurz. Aber das kennt man ja von amerikanischen oder kanadischen Bands zu Genüge. Schade auch, dass sie sich nach der Show nicht man Merchandise blicken lässt. Aber klar, wenn man VIP Tickets für eine Show verkauft geht so etwas nicht. Allerdings ist das für einige Fans, die gerne diverse Devotionalien signieren lassen möchten, eher unbefriedigend.

Setlist: Gonna Love Me, I’m The One, Crazy Head, Big Blue Plantation, Mobile Again, Remind me, Windin Me Up, I’m Not, Head, If I Was You, Desire, Feelins Gone, High Road Easy, Believer, So Hard



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach