DISTURBED, SKINDRED

Köln, Palladium, 06.05.2019

Es regnet als wir losfahren in Richtung Kölner Palladium. Wahrscheinlich schon ein schlechtes Omen, denn obwohl wir uns flott über die Rheinuferstraße bewegen, kommt der erste Stopp kurz vor der Mülheimer Brücke. Baustellen Chaos, die Sperrung der Auffahrt und eine nun folgende Odyssee durch Niehl machen nicht wirklich Spaß. Endlich auf der anderen Seite in Nähe der Venue angekommen, lässt uns die Parkwächterin mit Fluppe im Mundwinkel auf den Parkplatz fahren, um dann schulterzuckend festzustellen, dass er voll ist. Da im gegenüber liegenden E-Werk zeitgleich auch eine ausverkaufte Veranstaltung stattfindet und wahrscheinlich jeder der insgesamt 6000 Besucher mit dem eigenen Auto gekommen ist, bleibt letztlich nur noch die Mafia Methode. Gegen ein geringes Schmiergeld lässt man uns dann doch noch auf einen der letzten Plätze fahren. Der liegt einen halben Kilometer weg vom Palladium, also flugs das Equipment eingepackt und zur Halle geflitzt. Hier ist es relativ entspannt beim Einlass, alldieweil die Leute alle noch auf Parkplatzsuche sind. Ich habe auch im späteren Verlauf des Abends den Eindruck, dass etliche resigniert umgekehrt sind. Denn für ausverkauft war es noch recht fluffig in der Halle und man hatte genügend Platz.

 

Skindred live2019Kurz vor acht läutet dann, mit AC/DC’s „Thunderstruck“ gefolgt von „Imperial March Theme“ aus der Star Wars Reihe, das ungewöhnlich lange Intro den Auftritt der Supportband Skindred ein. Wirkte es am Anfang noch etwas unzusammenhängend, preschen die Jungs jetzt direkt mit „Big Things“ los. Der Fünfer aus Newport gründete sich vor etwas mehr als zwanzig Jahren, und präsentiert seitdem seine abwechslungsreiche Musik irgendwo zwischen Reggae, Metal, Hip-Hop und Punk Rock. Selbst bezeichnet man es als „Ragga Metal“ Da heißt es auch als Fan einen breiten Geschmackshorizont zu haben. Heute Abend scheint das Publikum auf jeden Fall sehr empfänglich dafür zu sein und macht von der ersten Note an mit. Frontmann Benji Webbe überzeugt jedenfalls durch eine gute Portion Komik und hat mit seiner prägnanten Stimme die Menge fest im Griff. Nicht ganz so überzeugend ist der Sound im Palladium, der Bass wummert unaufhaltsam während Höhen und Mitten untergehen. Das ist allerdings ein altbekanntes Problem in dieser Venue. Der Stimmung im Saal tut es jedoch keinen Abbruch und so verfliegt die gute halbe Stunde Spielzeit wie in Lichtgeschwindigkeit.

Setlist: Big Tings, Ratrace, Machine, That's My Jam, Kill the Power, Nobody, Warning

 

Disturbed live2019 1Ebenfalls pünktlich wie die Maurer starten jetzt die Jungs von Disturbed ihr Programm, begleitet von tosendem Jubel. Und trotzdem habe ich das Gefühl, wie schon eingangs erwähnt, dass etliche Leute nicht gekommen sind. Bei einem ausverkauftem Haus, ist es normalerweise deutlich voller hier in der Bude. Sei es drum. Und wie schon bei der Supportband sind die Fans vom ersten Takt an mit dabei. Einfach eine großartige Stimmung heute Abend. Erwähnenswert auch die Projektion auf eine große Leinwand statt eines schnöden Backdrops, so sehen auch die hinteren Reihen gut. Und auch auf der Tribüne für die Menschen mit Handicap kann man das Geschehen auf der Bühne sehr gut verfolgen. Sänger David Draiman hat natürlich wieder reichlich Botschaften für das aufnahmebereite Publikum und zeigt einmal mehr, welch guter Sänger er ist. Was viele vielleicht nicht wissen, die Band wurde in ihren Anfängen stark von Joe De Maio (Manowar Bassist) unterstützt und protegiert. Glücklicherweise ist jedoch kein True Metal Klone daraus entstanden.  Die Band strahlt eine gehörige Portion an Spielfreude aus und haben sichtlich Spaß daran mit dem Publikum im visuellen Kontakt zu stehen. Disturbed live2019 3Das Songmaterial ist natürlich bekannt, nicht nur bei den Die Hard Fans. Sehr gut gemacht ist der Hintergrund Trickfilm der beim Genesis Song „Land Of Confusion“ abgespielt wird. Die aufsteigenden Kampfflugzeuge und fühlbare Endzeit Stimmung wirken recht bedrückend und verfehlen nicht ihre Wirkung. Ein Klassiker der Band jagt den nächsten. Die typische Rock Show Nummer wird abgerundet durch ein fettes Bass Solo und ein darauffolgendes Schlagzeugsolo vom Feinsten. Doch auch hier stört mich persönlich wieder der sehr dumpfe und bass lastige Sound. Erst recht bei der Simon & Garfunkel Schmonzette „The Sound Of Silence“, ein Song der mit Metal ungefähr so viel zu tun hat wie Micaela Schäfer mit Quantenphysik. Und dann eine Geste die unbezahlbar ist, bei der Ansage zu dem Song „Indestructible“ entdeckt Fronter David einen emotional aufgewühlten Fan in der Menge und bittet ihn auf die Bühne. Warum er denn so berührt ist will David wissen. Er erzählt, dass eine Freundin schwere Depressionen hat und ihm das gerade im Moment sehr nahe geht. Disturbed live2019 2David bietet ihm an, für die Dauer des Songs auf dem Schlagzeugpodest Platz zu nehmen und den Song von dort aus zu hören. Dazu werden natürlich auch noch Selfies auf der Bühne geschossen. Aber so zeigt man Fan Nähe, ganz im Gegensatz zu dem reichlich angebotenen Merchandise im Foyer, wo man satte vierzig Euronen für ein Tour Shirt aufruft.  Nun gut, es wird ja keiner dazu gezwungen etwas zu kaufen. Das Programm ist durch und die Menge verlangt nach einer Zugabe. Die Jungs von Disturbed lassen nicht lange auf sich warten und schieben noch drei Songs hinterher. Damit haben sie dann fast zwei Stunden gespielt, was für eine amerikanische Band schon deutlich über Normal ist. Eine sehr gelungene Show, auch wenn der Sound nicht immer optimal war.

Setlist: Are You Ready, Prayer, The Vengeful One, The Animal, Stupify, Voices, Land Of Confusion (Genesis cover), Ten Thousand Fists, The Game, No More, A Reason To Fight, Hold On To Memories, The Sound Of Silence (Simon & Garfunkel cover), Indestructible, Inside The Fire, The Light, Stricken, Down With The Sickness



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Andrea Breitenbach