POSSESSED - REVELATIONS OF OBLIVION


Label:NUCLEAR BLAST
Jahr:2019
Running Time:53:54
Kategorie: Neuerscheinung
 

Viele Metalheads haben davon geträumt, doch die wenigsten hätten es wirklich für möglich gehalten: Nach sage und schreibe zweiunddreißig (!) Jahren hauen die US Death Metal-Mitbegründer Possessed endlich ein neues Album raus! Und was für eins! Seit 2007 wieder in wechselnden Besetzungen aktiv, ist von früher zwar nur noch Sänger Jeff Becerra mit dabei. Mir sind mit Bassist Robert Cardenas und Schlagzeuger Emilio Marquez aber immerhin auch zwei der hier beteiligten Musiker bekannt, die auch bei Coffin Texts spielen, von denen ich für CROSSFIRE auch mal ein Album rezensiert (und deshalb auch daraufhin gekauft hatte: „Tomb Of Infinite Ritual“, 2012). Ich hatte mir Possessed schon 2013 auf dem Keep It True Festival angesehen, wo ich fasziniert von ihrem Auftritt war. Ihr Debüt „Seven Churches“ aus dem Jahr 1985 ist ein Meilenstein in der Szene, obwohl es vor Timing-Schwankungen nur so wimmelte. Aber die Intensität des Albums ist einfach bis heute unbeschreiblich. Dieses Chaos konnten Possessed auch live gut umsetzen, auch wenn es viel besser gespielt war als damals. Und genau da knüpfen Possessed im Prinzip heute auf ihrem Comeback-Album an. Das düstere Intro mit den Kirchenglocken, Windgeräuschen und Orchestrierungen ist nur die Ruhe vor dem Sturm.

Die Urgewalt des Albums ist enorm! Auch wenn die Musik heute viel präziser gespielt ist als damals: Das Album klingt genauso chaotisch wie in guten, alten Zeiten. Die Riffs sägen, das Tempo ist hoch und treibend, die Doublebass bollert wie Sau. Über allem thront der völlig verkommene, angepisste Gesang von Jeff Becerra. Wie geil! Ich nehme ihm dieses Album zu jeder Sekunde ab! Das ist kein billiges Aufgeilen an seiner Vergangenheit. Er ist der Death Metal-Sänger schlechthin und hat da richtig Bock drauf! Es gibt bestimmt Nörgler, die sagen, es sei zu gut gespielt oder zu fett produziert. Scheiß auf sie alle, denn sie haben Possessed nie verstanden! Man darf nie vergessen, wie lange das alte Zeug  auch schon her ist! Ein holpriges Album wie seinerzeit „Seven Churches“ hätte ihm heute doch keiner mehr abgenommen! Possessed gehen genau den richtigen Schritt: Im Prinzip ist „Revelations To Oblivion“ der perfekte Kompromiss. Es enthält die Wildheit und den Spirit von damals mit der Produktionstechnik von heute. Natürlich kann von moderner Ausrichtung dennoch nicht die Rede sein. Possessed spielen heute richtig wilden, geilen Death-/Thrash mit Gaspedal, der richtig Bock macht und alle alten Fans begeistern wird. Ich hatte eigentlich mit nichtssagendem, langweiligem Alltagsbrei gerechnet und bin voll aus den Socken!

Note: 9 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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