NAZARETH, SHEZOO

Duisburg, Steinhof, 24.11.2018

Nazareth - 2018 - indexFünfzig Jahre Nazareth. Das muss natürlich gebührend gefeiert werden. Und wie es nun mal so ist, starten die Briten gleich mit einer ausgiebigen Tour durch. Die führt sie auch - Gott sei Dank - nach Duisburg, wo ich das erste Mal im Steinhof lande und heuer mal nicht so weit fahren muss. Dumm nur das man hier auf ein ziemlich ignorantes Publikum traf. Die Handy-Spackos! Noch nie so penetrant erlebt wie an diesem Abend. Gerade die Muttis waren die schlimmsten. Wie kann man nur den ganzen Abend in der ersten Reihe stehen, mit dem Handy konsequent in Richtung Himmel gereckt und ständig im Gesicht von anderen Zuschauern? Das war hier keine Seltenheit aber selten so frech, wie die dumme Uschi mittig der Bühne. Ich habe jeden Moment damit gerechnet, dass der junge Bursche neben ihr ausrastet. Aber Respekt. Trotzdessen sie auch nicht unoft sein Gesicht berührte, blieb er cool.

 

Shezoo- 2018 -1Nazareth hatten im Vorprogramm die Schweizer Shezoo, deren ehemalige Basserin Joey Roxx, eine alte Bekannte ist. Leider durfte ich sie noch immer nicht live erleben. Weiterhin dabei aber Fronterin Natacha, die nach dem Gig meinem kleinen Sohn den Kopf verdrehte. Meiner blieb allerdings klarer, denn was wir hier gesanglich geboten bekamen, war leider nicht das Gelbe vom Ei. Sicherlich rau und derb, versucht die Lady ihren Status als Rampensau gerecht zu werden. Klappte aber nicht so wirklich und da die Stimme einfach zu oft einbrach und den eigentlichen Ton verfehlte, ging der relativ gute Eindruck, den das aktuelle Album „Agony Of Doubt“ in diesem Jahr hinterlassen hat, baden. Wenn es gesanglich gut lief entdeckte ich noch immer die Affinität zu Leather Leone (Chastain) aber diese Momente waren einfach zu karg gesät. Zumindest war die Band spielsicher und die beiden Axtschwinger, Micha an der Gitarre und Ralf am Bass, sorgten für Action auf der Bühne. Dafür dürfte Drummer Jerry, ruhig etwas mehr aus sich herausgehen. So weit ich das jetzt beurteilen konnte, stammte gerade mal der Opener vom neuen Album. Kann man machen aber da zwei Mann relativ neu dabei sind, wäre es anders vielleicht besser gewesen. Es gab ganz netten Applaus, wobei man eigentlich zu wenig herausgeholt hat. Hätte meine Band früher vor Nazareth gespielt, hätten wir alles abgerissen.

 

Nazareth - 2018 - 2Nazareth habe ich bereits etliche Male live gesehen und natürlich auch mit dem Original-Reibeisen Dan McCafferty, der gesundheitsbedingt im Jahr 2013 abdankte und das Mikrofon an Carl Sentance (Persian Risk) weiterreichte. Das sollte eigentlich nur auf der Bühne passieren, denn Dan sang das 2014er-Opus „Rock ´n´ Roll Telephone“, noch selbst ein. Für den aktuellen Output „Tattooed On My Brain“, war bereits Carl im Studio. Und wenn es auch die Nostalgie ist, die mich zu einem Nazareth-Gig treibt, war es Fronter Carl, der den Laden so richtig schmiss. Mein Gott, was für eine fette Stimme!!! Und wie lässig er seine Performance abriss! Einfach nur das Beste für Augen und Ohren. Witzig ist er auch noch, denn abgesehen, dass er meinen übermüdeten Sohn, der tatsächlich im Stehen an der Bühne angelehnt eingeschlafen war, mit Spöckes aufweckte, hatte er immer einen Spruch für die Zuschauer auf Lager. Ein Entertainer der Sonderklasse. Derweil ist Gründungsmitglied Pete Agnew nicht eine Sekunde zu müde gewesen, die alten Klassiker aus dem Ärmel zu schütteln.Nazareth - 2018 - 3 Natürlich sind es ihrer nicht wenige, die wir zwischen den vereinzelten, neueren Tracks, zu hören bekamen: „This Flight Tonight“, „Hair Of The Dog“, „Love Hurts“, „Dream On“ und „Razamanaz“. An den Drums kesselte wie gewöhnlich seit Jahren, Pete´s Sohn Lee Agnew, während die filigrane Gitarre immer noch von Mister Jimmy Murrison (seit 1994 das dienstälteste „neue“ Mitglied), serviert wurde. Diese aufgeweckte Meute konnte voll überzeugen und holte selbst die ältesten Gäste, es gab sogar Zuschauer, die gar nicht wussten, dass die Truppe noch existierte, aus der Reserve. Die Partystimmung wäre überaus beeindruckend gewesen, wenn nicht die anfänglich erwähnten Handy-Assis, für Unmut gesorgt hätten. Ich kann nur inständig hoffen, dass dieses Verhalten bald in seine Schranken verwiesen wird. Nazareth war wie immer eine sichere Bank und ging wie erwartet einen Schritt weiter. Danke dafür und einen besonderen Dank an Lucky (Rage), für die spontane „eine Stunde vorher Akkreditierung“. Sehr cool!



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak