KIRCHENBRAND - GEGENKULTUR


Label:TERROR
Jahr:2018
Running Time:40:17
Kategorie: Import
 

Es gibt zwei Black Metal-Horden mit dem Namen Kirchenbrand, die sich musikalisch sogar sehr ähneln: eine kommt aus Bayern, hat aber seit 2012 nichts mehr veröffentlicht, die andere kommt aus Österreich, und um die geht es hier auch. Der Herr Christcrusher gab sich ja kürzlich mit Schädelberg etwas melodischer und epischer. Hier herrscht jedoch die rohe Urgewalt. Von 2003 bis 2005 noch bei Thy Nemesis aktiv, gab es nach der Gründung von Kirchenbrand zwischen 2008 und 2011 drei Studio-Alben zu verzeichnen. Seit 2010 betreibt Christcrusher das ursprünglich als Duo gestartete Projekt allein. Zwischen 2012 und 2018 existierte es jedoch nicht. Sechs Jahre Misanthropie und Angepisstheit sorgten für einen konsequenten Rückzug, nur um jetzt, frisch gestärkt, mit acht neuen Hassbrocken zurückzuschlagen. Der dargebotene Black Metal ist räudig und wild. Es gibt zwar melodische Gitarren, diese strahlen aber keinerlei Schönheit aus. Die Geschwindigkeit ist meist im Midtempo angesiedelt. Im Vordergrund steht hier ganz klar der hasserfüllte Gesang, ein kraftvolles Black Metal-Gekreische mit richtig viel Schmackes. Böser kann Black Metal-Gesang kaum klingen. Interessanterweise kann man die deutschen Texte klar und deutlich verstehen, was mich schnell an alte Eisregen denken lässt. Und es gibt sogar ein regelmäßiges Versmaß! Wer jetzt an verträumte Poesie denkt, muss sich aber schnell eines Besseren belehren lassen! Herr Christcrusher nimmt kein Blatt vor den Mund, und jeder bekommt sein Fett weg. Er vergreift sich ganz bewusst in der Wortwahl. Jeder, der ihm auf den Sack geht, soll sich gefälligst auch angesprochen fühlen! Hier wird ordentlich mit Schimpfwörtern und Rügen um sich geworfen, dass einem glatt schwindelig wird! Und doch ist nicht alles bloß stumpfe Provokation. Auch wenn man im ersten Moment sich sicherlich ein Lachen nicht verkneifen kann: Hier steht eine wahre Kernaussage im Mittelpunkt! Der Mensch richtet die Welt zugrunde, tötet sinnlos für Religion, schlachtet mehr Tiere als er (fr)essen oder zu Pelzmänteln verarbeiten kann. Auch wenn es sarkastisch klingt: Im Prinzip muss man Christcrusher rechtgeben! Lest einfach den gesamten Text. Mir ist schon klar, dass Kirchenbrand sehr speziell sind, und auch, dass nicht jeder auf deutschsprachigen Black Metal kann, vor allem, wenn er so deutlich phrasiert ist. Das hier ist schon ziemlich krasser Underground. Nach einem beschissenen Arbeitstag aber auch ein geiler Soundtrack zum Wut rauslassen und abreagieren. Muss man Bock drauf haben; kommt auf die Tagesform an, funktioniert aber durchaus! Für hartgesottene Fans von Horden wie Armatus, Lord Foul, Profanatica, Havohej, Warwulf oder Mütiilation!

Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


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