TESLA - SHOCK


Label:T-BOY
Jahr:2019
Running Time:44:19
Kategorie: Neuerscheinung
 

Da liegt die Messlatte schon unheimlich hoch – wenn alte Helden ein neues Opus zur Diskussion stellen. Und Tesla sind alte Helden: Von Album zu Album immer weiter gereift, stilistisch immer neue Wege eingeschlagen, aber ohne die eigenen Trademarks zu verleugnen. Und die sind nicht ohne: Grandiose Songs, große Hooklines, fantastische Gitarrenarbeit, ein warmer, analoger 1970er Sound, die Wurzeln im Blues und trotzdem musikalisch experimentierfreudig und das auf allerhöchstem Niveau.  Selbst das Comeback Album „Into The Now“, hatte noch all diese Qualitäten, wenn auch in ganz anderen Sound- Dimensionen. Ich gebe ehrlich zu, mit den beiden letzten Alben „Forevermore“ und „Simplicity“, hat es mir die Band nicht leicht gemacht, und ich empfinde sie bis heute als Tiefpunkt in der Discografie einer genialen Formation. Solche Phasen gab es bei fast allen großen Acts, also drängt sich die Frage auf: Reißt „Shock“ das Ruder herum? Jein, lautet die Antwort. Die gute Nachricht zuerst: Es klingt wieder nach Tesla, warm, analog, nicht heruntergestimmt und pseudo-modern. Jeff Keith´s Gesangsperformance, ist wie immer jenseits von Fehl und Tadel urwüchsig und kraftvoll. Mit „You Won’t Take Me Alive“, geht es auch gleich schmissig los. Der Song groovt, ist ein knackiger Opener und lässt hoffen. Auch das etwas mildere „Taste Like“, mit The Rolling Stones/ The Black Crowes Appeal, lässt noch aufhorchen, dann aber geht dem Werk schon fast die Puste aus.

Zu viele Belanglosigkeiten und Klischees aneinander gereiht, Songs, die gut anfangen und dann in einem bestenfalls mittelmäßigen Refrain versanden, stehen einer glorreichen Truppe wie Tesla nicht gut zu Gesicht. Schlimmer noch, die Trademarks der Mannschaft, spielen kaum eine Rolle und so macht sich leider gepflegte Langeweile breit. Nichts zündet so wirklich. Das intensive „The Mission“, ist ein großartiger Ausreißer nach ganz oben, ein Knaller-Song, wie er im Tesla- Buche steht. Gleiches gilt für den fetten Rocker „Tied To The Tracks“, doch dann verliert sich die Spannung sofort wieder. Der Silberling läuft zwiespältig aus. Schade! Das Fazit fällt nicht ganz so leicht: Toller, fetter und Tesla-würdiger Sound, vier wirklich gute Songs auf der Haben-Seite, genau wie das unfassbar hohe musikalisch Niveau aber zu viele vergeigte Hooklines und Songs ohne wirkliche Spannungsbögen stehen dagegen. Da wird die Frage erlaubt sein, ob die Rolle eines Tommy Skeoch (Gitarrist bis 2006) beim Songwriting, der an allen Heldentaten dieser Band beteiligt war, vielleicht genauso unterbewertet wird wie die eines Chris DeGarmo, seinerzeit bei Queensryche? Irgendwie trotzdem gut, aber macht nicht wirklich glücklich…

Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Tammo Krauß


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