DRUNKEN FOOLS - Du musst nichts können; wir machen das zusammen!


Bei all dem Krach, den ich hier ständig rezensieren muss, sind seichte Klänge mal eine Wohltat! Wer bei dem Namen Drunken Fools an Säufer-Thrash denkt, muss sich schnell eines Besseren belehren lassen! Denn die Band aus Norddeutschland spielt schöne, akustische, teils mittelalterliche Lagerfeuermusik, die die Band selbst als eine Mischung aus Rock und Folk bezeichnet. Die Combo gibt es schon ewig, hat aber seit zwanzig Jahren keinen Tonträger mehr veröffentlicht; bis jetzt! Um Euch die Band mal (wieder) etwas näher zu bringen, wurde das Interview mit Gründungsmitglied, Gitarrist und Sänger Sönke Martens geführt.

logoDaniel: Hi Sönke! Erzähl uns doch bitte etwas über die Entstehung von Drunken Fools im Jahr 1996. Ihr wart damals noch sehr jung. War dies Eure erste Band?

Sönke: Ja, es war die erste Band. Ich habe mich mit dem damaligen Bassisten Gunnar zusammengetan. Wir kannten uns durch die Waldjugend. Wir durften in den alten Kellerräumen der Deutschen Post, neben Apfelsaftkisten und anderem Getier, üben. Anfangs noch zu zweit, folgte Keyboarder Björn. Kurz vor unserem ersten Auftritt fiel uns auf, dass wir noch einen Schlagzeuger benötigen, hehe! Den Job hat Marcel übernommen. Schließlich kam Lars mit der Geige noch dazu. Für alle Beteiligten war dies die erste Band. Das Durchschnittsalter lag bei fünfzehn Jahren.

Daniel: In Eurem Bandinfo steht, dass Eure Haupteinflüsse The Sisters Of Mercy, New Model Army, The Cult und Fields Of The Nephilim sind. Ich finde aber, dass Eure Musik viel fröhlicher und teilweise auch mittelalterlicher klingt. Inwiefern haben sich Eure Einflüsse in all den Jahren geändert?

Sönke: Viele Leute sind der Auffassung, dass wir ähnlich wie die genannten Bands klingen. In Wahrheit aber liegen unsere Einflüsse ganz woanders. Lagerfeuermusik, mittelalterlicher Stil und eine Mischung aus Rock und Folk. Unsere Einflüsse haben sich natürlich in zwanzig Jahren verändert, auch durch die Besetzungswechsel und unterschiedlichen Musikgeschmäcker.

Daniel: Worum geht es genau in Euren Texten? Und gibt es eine Art Kernaussage, die Ihr vermitteln wollt?

Sönke: In unseren Texten geht es um Gefühle, das Leben und alles darum herum. Mit  „Kjartan" und  „Bebanburg" geht es um Geschichten, genau wie bei  „My Treasure".  „Kjartan" und  „Bebanburg" handeln von Uthred und damit der Entstehungsgeschichte Englands, und bei  „My Treasure" haben wir uns von  „Der Herr der Ringe" inspirieren lassen. Insofern haben wir kein zentrales Thema.

Daniel: Ich finde, dass Eure Texte viel Tiefgang haben. Findest Du den eher lustigen Bandnamen Drunken Fools überhaupt noch passend und stellvertretend?

Sönke: Damit hast Du Recht. Allerdings bedeutet uns der Name sehr viel. Schließlich haben wir so auch angefangen. Und Drunken Fools sind wir auch nach zwanzig Jahren noch häufiger. Soweit passt der Name also ganz gut. Und ein Fool steckt in jedem von uns.

Daniel: Auf dem neuen Album „Escape“ sind sowohl deutsche als auch englische Texte zu finden. Wovon macht Ihr die Sprache eines Textes abhängig?   

Sönke: Früher haben wir nur englische Texte verfasst. Inzwischen gehen wir aber vermehrt dazu über, deutsche Texte zu schreiben. Denn ich finde es schöner, in meiner Muttersprache zu singen.

Daniel: Stimmt es eigentlich, dass „Escape“ eine Ansammlung alter Songs ist, die lediglich neu aufgenommen wurden? In welchem Zeitraum sind die Songs wirklich entstanden?

Sönke: Tatsächlich stammen neun der dreizehn Songs aus der guten, alten Zeit. Davon haben wir bereits vier auf „Auch in Dir“ und „Flame in the Wind“ vertont. Wir haben „Escape“ vor allem mit dem Ziel geplant, unsere alten Lieder, die tatsächlich 1996 bis 1998 entstanden sind, mit den modernen Möglichkeiten einzuspielen und zu veröffentlichen. Die übrigen Songs sind erst mit der neuen Besetzung ab 2016 entwickelt worden.

Daniel: Was habt Ihr in den letzten zwanzig Jahren überhaupt so getrieben? Gab es die Band noch? Oder wart Ihr anderweitig musikalisch aktiv?

Sönke: Ich habe gemeinsam mit Marcus die Band weitergemacht, allerdings zeitweise nur zu zweit oder mit dem einen oder anderen Mitstreiter. Wir haben also weiter durchgehend musiziert. Wir haben aber auch andere Projekte gehabt. So ist zum Beispiel eine Kinderlieder-CD entstanden und eine Vereinshymne für einen lokalen Fußballverein, dem SV Hochdonn.

Daniel: Waren die Original-Mitglieder der Band gar nicht an einer Wiederbelebung von Drunken Fools interessiert? Oder habt Ihr einfach keinen Kontakt mehr? In Zeiten von Facebook wäre es ja durchaus einfacher gewesen, alle noch einmal zusammen zu trommeln als noch Ende der Neunziger Jahre… 

Sönke: Bei den meisten bestand kein Interesse, und unsere Lebensziele haben sich unterschiedlich entwickelt. Tatsächlich haben wir zu einem der ursprünglichen Mitglieder überhaupt keinen Kontakt mehr, trotz mehrmaliger Versuche. Drei der Jungs machen inzwischen überhaupt keine Musik mehr. Björn, der damals Keyboard gespielt hat und einige unserer Texte geschrieben hat, ist anderweitig musikalisch eingebunden.

drunken foolsDaniel: Ihr habt 1997 das Album „Auch In Dir“ und 1998 die Demo-Kassette „Flame In The Wind“ veröffentlicht. Habt Ihr da noch Restposten von? Oder gedenkt Ihr, sie jetzt wieder zugänglich zu machen und wieder zu veröffentlichen, wo man jetzt wieder vermehrt über Euch spricht?

Sönke: Natürlich haben wir noch die eine oder andere CD herumliegen. Allerdings sind die Aufnahmen nicht mit den Ergebnissen von heute vergleichbar. Das wäre wohl nur etwas für extreme Fans und Sammler. Von der Kassette existieren nur noch unsere persönlichen Exemplare.

Daniel: Soweit ich weiß, spielt Ihr auch live. Wann und wo kann man Euch mal auf der Bühne erleben?

Sönke: Unser nächster fester Livetermin ist am 15. Juni 2019 beim Stöfenparkrock in Marne, das ist in unserer alten Heimat Dithmarschen. Alles andere kommt spontan, denn wir müssen auf Grund der Schwangerschaft von Maleen abwarten.

Daniel: Du bist das einzig noch verbliebene Original-Mitglied von Drunken Fools. Warum handelt es sich trotz komplett neuer Besetzung und zwanzig Jahre Stille für Dich immer noch um dieselbe Band? Du hättest ja durchaus auch einen anderen Namen dafür wählen können.

Sönke: Die Werte sind immer noch dieselben, die Musik ebenfalls. Unser Motto: „Du muss nichts können; wir machen das zusammen“. Für mich ist es wichtig, mit Leuten Musik zu machen, die menschlich passen. Das Musikalische entwickelt sich dann. Und so war es schon immer, und so soll es auch bleiben.

Daniel: Wie sehen Eure Zukunftspläne mit Drunken Fools aus? Werden wir wieder zwanzig Jahre auf ein neues Album warten müssen? Hehe! 

Sönke: Definitiv nicht. Wir bemühen uns, das in den kommenden neunzehn Jahren hinzubekommen. Nein, im Ernst: Wir planen für dieses Jahr noch ein neues Musikvideo und spätestens nächstes Jahr soll ein neues Album rauskommen. Geplant ist dann ein rein deutsches Konzeptalbum.

Daniel: Na gut, Sönke! Dir gebührt das Schlusswort! 

Sönke: Frei nach Insterburg und Co.: „Dies Scheibe ist ein Hit. Wann kriegt Ihr das endlich mit?“

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Autor: Daniel Müller