SYTH - ROAD TO INFINITY


Label:SELBSTVERTRIEB
Jahr:2018
Running Time:57:11
Kategorie: Neuerscheinung
Import
 

Wenn man über Scotch Whisky redet, dann fallen immer sofort die großen Namen. Doch fragt man nach Rock- oder Metal-Bands aus Schottland, hinterlässt man zunächst oft Fragezeichen in den Gesichtern. Überlegen wir mal kurz: die Altrocker Nazareth sind Schotten, die New Wave Of British Heavy Metal-Legende Holocaust ebenfalls, die Säufer Metaller von Alestorm auch. Und sonst? Ja eben! Wer noch? Als kleinen Geheimtipp mögen ein paar erlesene Power Metal-Fans vielleicht noch Farseer kennen. Und hier schließt sich im Fall von Syth sogar der Kreis, denn Syth-Gitarrist Baz Fitzsimmons und der neue Sänger Dave Bisset sind beide auch bei Farseer aktiv. Während sich Farseer jedoch eher im hymnischen Power Metal tummeln, verarbeiten die bereits 1999 gegründeten Syth auch zahlreiche klassische Heavy Metal-Elemente ihrer Heimat in ihrer Musik. „Road To Infinity“ ist ihr drittes Album. Dazwischen gab es noch drei weitere EPs. Das neue Werk enthält zehn Tracks, wobei der erste eigentlich nur ein Intro ist. Regenprasseln, Kirchenglocken und mystische Keyboards eröffnen den Reigen, bevor es richtig losgeht. Die neun weiteren Songs sind alle zwischen vier und fünf Minuten lang. „Where Valkyries Cry“ dauert sogar neun und der Abschlusstrack „Demons Of The Kirk (Tam O´Shanter´s Tale)“ ganze zwölf Minuten. Die beiden langen Tracks gefallen mir persönlich auch am besten, da sie auch mit progressiven Elementen und spannendem Songwriting punkten können. „Where Valkyries Cry“ beginnt mit traurig anmutenden, cleanen Gitarren und steigert sich immer weiter. In der Mitte stampfen Syth im groovigen Midtempo, mit atmosphärischen Chören im Hintergrund. Zum Schluss werden Doublebass und wilde Solo-Gitarren ausgepackt. Treibend und melodisch mit coolen Gitarrenduellen und in mittlerer bis höherer Tonlage angesiedeltem Gesang zeigen Syth, dass sie gute Musiker sind, aber auch nicht zu viel davon in ihren Songs zeigen. Sie sorgen dafür, dass die Songs eingängig sind, sofort ins Ohr gehen und nicht überladen sind. Mit „All Is Not Lost“ gibt es sogar eine melancholische Halbballade, die zum Schluss aber auch wieder ordentlich rockt. „Seas Of Madness“ ist dagegen ein richtiger Doublebass-Nackenbrecher mit hohem Gesang und mystischem Keyboard-/Akustik-Mittelpart. Der letzte, überlange, bereits erwähnte Track „Demons Of The Kirk“ setzt dem Album dann die Kronen auf. Er steigert sich langsam, wird doomig und enthält sogar Blastbeats! Die Musik erinnert an eine Mischung aus Iron Maiden, Saxon, Diamond Head, Blitzkrieg und – bei den Power Metal-Passagen – auch an Iced Earth oder Firewind. Allerdings vermischen Syth ihre Einflüsse so gekonnt, dass sie sich mit bekannten Einflüssen eine eigene Nische geschaffen haben. Am Anfang störte mich der dünne Schlagzeug-Sound etwas, doch das legte sich nach dem Opener schnell. Das Album ist vielleicht etwas dünn produziert, erhält dadurch aber eine ehrliche Note fernab jeden Kommerzes. Ein cooles, abwechslungsreiches Album!

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Daniel Müller


zurück zur Übersicht