ROME - LE CENERI DI HELIODORO


Label:TRISOL
Jahr:2019
Running Time:44:51
Kategorie: Neuerscheinung
 

Also eigentlich ist Neofolk oder der biedere Military-Pop, ja nicht so mein Lieblingsgenre. Wenn es aber so geschmackvoll und spannend in Szene gesetzt wird wie bei Rome, mit gesanglichen Affinitäten zu dem Kanadier Leonard Cohen und Nick Cave, kann ich mich schon mal überzeugen lassen. Interessant sind die tiefen und betörenden Vocals vom Sänger Jerome Reuter, der als einziges stetiges Besetzungsmitglied gilt. Hier kommen ganz stabile Züge zur Geltung, britischer Post Punk in seiner Trance-versetzenden Tristesse, melancholischer Chanson, mit dem rauen Unterton zischen Tom Waits und dem Belgier Jacques Brel. Ich bin beeindruckt. Das dreizehnte Album liegt mir vor und ich bin erstaunt, noch nie etwas von dieser Formation gehört zu haben. So und nach der ganzen Lobhudelei nun die grenzwertigen Dinge. Wenn der Protagonist ins rezitieren verfällt, ist die Melange nicht ganz so spannend. Das gezielte Einsetzen historisch-deutschen Ansprachen oder in den englischsprachigen Texten genutzten Kraftansagen (ebenfalls in Deutsch), finde ich etwas mehr als nur „kokettieren mit der Provokation“. Hier werden gezielt aktuelle Stimmungen aufgefangen, die die Zersetzung des modernen Europa betreffen („Who Only Europe Now“) und in Zweideutigkeit präsentiert. Das kann man mit Zitaten im Gesamtwerk, von berühmten Autoren abmindern, funktioniert aber nur bedingt. Für viele Hörer wird ein patriotischer Beigeschmack, der heuer immer negativ beurteilt wird, stets durchdrücken. Phrasen wie „Untergrund Lebenslang – Lebenslang Untergrund“ (im Song „Feindberührung“), wird jeder nach seiner seiner Façon auslegen. Man kann es lesen, ich mag kokettieren wenn. Mir ist eine konkret politische Meinung, egal in welcher Ausrichtung lieber. Da weiß man wo man dran ist. Und das sollte in allen Facetten der Lyrics der Fall sein. Sei es das Verhältnis zu den Vereinigten Staaten von Amerika oder die Identitätskrise unserer Bürger. Für die Fans aller Schichten und politischer Ausrichtung scheint das Material des luxemburgischen Acts jedoch tadellos zu sein und das ist es was letztendlich zählt.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Steve Burdelak


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