LOST JOURNEY - Mein Gesang gab der Musik einen zusätzlichen melodischen und symphonischen Charakter


Im letzten Jahr haben die italienischen Progressive Metaller Virtual Symmetry mein Album des Jahres 2017 hingelegt. Beim Song „Elevate“ gab es ein Duett mit der Schweizer Sängerin Diane „Lee“ Balzari. Ich fand sie bei Facebook und entdeckte dort auch ihre eigene Band Lost Journey, die eine eigenständige Mischung aus Progressive- und Symphonic Metal spielt. Da sie auch schon eine CD, die EP „Day One“ draußen haben und ich ein Freiexemplar von ihr bekam, habe ich Diane im Gegenzug natürlich ein Interview angeboten, um etwas die Werbetrommel zu rühren. Denn verdient haben es Lost Journey allemal!

logoDaniel: Hallo Diane! Wie geht´s Dir? Bitte erzähl uns doch zunächst, wann und wie die Geschichte von Lost Journey begann! 

Diane:Hallo, mir geht es sehr gut, danke! Dir Band startete vor etwa vier Jahren, als ich erstmals auf Gitarrist und Songschreiber Matteo traf. Er war bereits mit anderen Leuten in einer Band involviert, sie suchten aber noch nach einem geeigneten Sänger. Matteo kannte mich schon, da er ein paar Coversongs von mir gehört hatte, die ich mal online gestellt hatte. Und nach nur einer Probe haben sie mich dann in ihre Familie aufgenommen!   

Daniel: Hattet Ihr denn sonst vorher schon in anderen Bands gespielt?  

Diane: Matteo, Mattia (Gitarren) und Denis (Schlagzeug) waren Teil einer alten Band, aber sie spielten andere Musik. Matteo spielt momentan in mehreren Bands. 

Daniel: Auf Eurer Facebook-Seite und bei Metal Archives steht, dass es sich bei Lost Journey um eine Progressive Metal-Band handelt. Würdest Du dem überhaupt zustimmen?  

Diane:Es war von Anfang an klar, dass wir progressive Musik spielen würden, denn schließlich ist Mateo der Songschreiber der Band und brachte seine Einflüsse mit ein, wozu auch Progressive Metal und Filmmusik gehören. Mein Gesang gab der Musik dann automatisch einen zusätzlichen melodischen und symphonischen Charakter.     

Daniel: Du nennst Dich Diane Lee, und Deine Stimme erinnert mich auch an Amy Lee von Evanescence. Ist Dein Künstlername also eine Art Tribut an sie? Ich meine, unterm Strich klingt Eure Musik durch Deinen Gesang schon eher nach Symphonic Metal als nach Progressive Metal, wenn Du verstehst, was ich meine…  

Diane: Oh, Du hast mich ertappt, haha!Amy Lee und Evanescence gehören in der Tat zu meinen wichtigsten Einflüssen. Ich habe Gesang mit meiner echten Stimme erlernt, aber es klingt immer nach ihr irgendwie. Offensichtlich ist „Lee“ nicht mein richtiger Name. Natürlich ist er ein Tribut an sie, aber auch eine Anlehnung an Steve Lee von Gotthard!    

Daniel: Worum geht es in Deinen Texten? Wovon handeln sie? Sind sie zum Beispiel sehr persönlich gehalten? 

Diane: Auf dieser EP haben wir ohnehin den Fokus auf Emotionen gelegt. „Through Our Lives“ handelt von Liebe, „Atlantis“ von Depressionen, „Silence“ von einem Mann, der versucht, Probleme aus dem Weg zu gehen. Jeder Song behandelt autobiographische Inhalte.  

Daniel: Die EP endet mit „The Fortress Of Time Pt. 2”, aber wo zur Hölle ist „Pt. 1”? Haha!

Diane: Schön, dass Du das bemerkt hast, haha! Ich verspreche Dir, Du wirst „Pt. 1“ noch hören… auf dem nächsten Album!

lost journeyDaniel: Ich mag Deine Stimme sehr! Hast Du Operngesang studiert oder zumindest Gesangsunterricht gehabt?   

Diane:Ich habe immer schon privat für mich gesungen. Ich habe zwei Jahre lang in Teilzeit auf einer modernen Musikschule studiert. Im ersten Jahr habe ich mich nur mit Atemtechnik und anderen Grundlagen des Gesangs beschäftigt. Danach hat sich einiges geändert: Ich entdeckte meine Liebe für Operngesang im Symphonic Metal. Nun ja, Epica sind mein zweitwichtigster Einfluss. Als ich hörte, wie Floor Jansen „O Mio Babbino Caro" sang, habe ich mich sofort in die Opernwelt verliebt und mich dazu entschlossen, diesen Stil ebenfalls zu erlernen! Aber natürlich benötigt jeder Gesangsstil ganz viel Übung!   

Daniel: Bis jetzt habt Ihr nur die EP „Day One” Anfang 2018 veröffentlicht. Es ist eine schöne Digipack-CD in Eigenregie geworden. War das nicht saumäßig teuer?

Diane: Ja, stimmt: Die CD war eine Eigenproduktion. Ach, so teuer war das gar nicht. Wir haben das Geld schnell zusammen bekommen. Wir haben die Gagen für unsere Auftritte zusammengekratzt und jeder noch selbst ein wenig dazugetan. Im Prinzip ist die Aufmachung recht simpel. Wir haben auch kein Booklet dabei. Insofern hat uns das finanziell nicht wehgetan, sozusagen.  

Daniel: War denn keine Plattenfirma interessiert daran, die EP zu veröffentlichen? 

Diane:Wir haben uns für die erste Fünf-Track-EP gar nicht über eine Plattenfirma nachgedacht, um ehrlich zu sein. Wir haben hier und da ein paar Ratschläge angenommen von Leuten, die schon mit Plattenfirmen und Booking-Agenturen zu tun hatten. Das Geschäft scheint nicht einfach zu sein. Es ist aber gut möglich, dass wir uns für das Album nach einer Plattenfirma umsehen werden.    

Daniel: Wie wichtig ist es Euch denn, auch einen physischen Tonträger in den Händen zu halten, neben der modernen Download-Geschichte, zum Beispiel bei Bandcamp?   

Diane: Es ist für aufkeimende Bands heute wichtig, wenigstens einen Teil der Kosten wieder decken zu können, wenn sie eine CD produzieren, Proberaum-Miete zahlen und Equipment kaufen müssen usw. Du kannst Deinen ganzen Merch auf Konzerten verkaufen. Das ist ein wichtiger Aspekt, wenn man Musik macht. Obwohl digitale Downloads bei den Leuten heute gängiger sind, gibt es zum Glück immer noch genügend Menschen, die noch das Gesamtprodukt mit CD, Artwork, Texten usw. sehen, die es in dieser Form eben nur bei physischen Tonträgern gibt.      

Daniel: Also spielt Ihr auch live? Habt Ihr vielleicht schon mal im Vorprogramm für größere Bands in Eurer Heimat gespielt, zum Beispiel als Local Support?  

Diane: Ja, natürlich spielen wir live! Bisher haben wir meistens in Ticino gespielt. Wir haben aber auch schon ein Konzert in Italien mit Virtual Symmetry gespielt und eins in der Schweiz als Opener für Will Hunt, dem Schlagzeuger von Evanescence!

Daniel: Wo wir gerade beim Thema sind: Du warst letztes Jahr auch Gastsängerin bei Virtual Symmetry auf deren „X-Gate Suite” EP bei dem Track „Elevate”. Du hast Dir auch mit ihnen die Bühne geteilt und bist auf ihrem neuen Live-Album „XLive Premiere” zu hören und zu sehen. Wie bist Du mit der Band in Kontakt gekommen? Und kanntest Du ihre Musik vorher schon?  

Diane:Das ist lustig, denn als zu der Zeit habe ich überhaupt gar keinen Progressive Metal gehört! Matteo hatte mir von ihnen erzählt, und kurze Zeit später traf ich mich mit Virtual Symmetry-Keyboarder Marco Bravi. Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich mir ihre Musik anhörte und sie verdammt gut fand! Ich nahm ein Cover von „Program Error“ von ihrem Debüt-Album „Message From Eternity“ auf und schickte es es Marco. Ich denke, von dem Moment an hatte er entschiden, dass ich bei „Elevate“ mitsingen sollte!   

Daniel: Könntest Du Dir vorstellen, dass beide Bands mal gemeinsam touren und Du für beide singst?   

Diane: Natürlich! Das wird in naher Zukunft wohl auch noch dazu kommen! 

lost journeyDaniel: Wird es denn bald ein komplettes Album von Lost Journey geben? Und wird es ausschließlich neue Songs enthalten oder eventuell auch Neuaufnahmen von Songs der EP? Kannst Du uns dazu vielleicht schon etwas sagen?  

Diane:Sehr bald wird es ein neues Album geben! Es werden ausschließlich neue Songs enthalten sein, die mit der „The Fortress Of Time Part. 2"-Geschichte in Zusammenhang stehen. Es wird ein Konzept-Album werden!  

Daniel: Wie sehen denn sonst Eure weiteren Zukunftspläne mit Lost Journey aus?  

Diane: Im Moment diskutieren wir darüber, wie und wo wir das neue Album aufnehmen werden, denn die Songs sind bereits alle geschrieben und bereit, produziert zu werden. Gleichzeitig müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie wir das Album veröffentlichen und nächstes Jahr promoten wollen. Wir hatten ja eben schon kurz über Booking-Agenturen geredet. Wir würden gerne eine kleine Tour spielen, um das Album zu promoten. Aber wir müssen natürlich auch schauen, ob wir die Kosten mit unseren alltäglichen Jobs stemmen können.  

Daniel: Na gut, Diane! Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast! Hast Du noch ein schönes Schlusswort?  

Diane: Vielen Dank für das Interview! Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr auch wieder von Dir hören werden, wenn das Album draußen ist!  

https://www.facebook.com/lostjourneymusic/

https://lostjourney.bandcamp.com/releases



Autor: Daniel Müller