LORDI, FOLLOW THE CIPHER, SILVER DUST

Bochum, Matrix, 22.11.2018

Rund zwei Jahre ist die letzte Tour der finnischen Monsterrocker von Lordi, die sich selbst als Kiss - Fans outen, schon wieder her. Damals wurde das Konzeptalbum "Monsterophonic - "Theaterror Vs. Demonarchy", auf der European Monstour 2016 promotet. In 2018 wurde mit "Sextourciscm", eine nicht weniger spektakuläre Langrille auf den Markt geworfen und muss nun ordentlich beworben werden. Wie damals, hat man auch heuer die Rocker von Silver Dust aus der Schweiz dabei und als weiteren Support gibt es die schwedischen Follow The Cipher mit der Sängerin Linda Toni Grahn. 

Silver Dust - 2018 - 1Die ziemlich volle Matrix, erwartet um 19:30 Uhr, die Mannen von Silver Dust. Selbige stammen aus der Schweiz, exakter dem Jura, und haben eine recht eigenwillige Interpretation des Rock, Hardrock, Dark- und Gothrock oder was das auch immer zum Henker sein soll. Es fallen noch so Begriffe wie Modern Rock und Mystik Rock ist ebenso zu lesen. Das letzte Opus stammt aus 2017 und nennt sich "The Age Of Decadence", einigen elektronischen Inhalten aber auch thrashigen Anleihen. Im Intro und auch während der dargebotenen Nummern, fällt immer wieder der Blick auf eine Leinwand, einen Screen, der im bunten Rahmen, wie ein mehrere hundert Jahre altes Bild wirkt. Der Sänger ist gleichsam ein begnadeter Schauspieler und nennt sich Lord Campbell. Passend zum viktorianischen Zeitalter, ist er gedresst in Frack und Zylinder und kann nicht nur Gitarre spielen sowie clean singen, sondern hat auch richtige Growls drauf. Die Chose funzt extrem gut, was einerseits an der eingespielten Band und den wirklich gut hörbaren, melodiösen Songs liegt aber auch dem optischen Look und den adäquaten, kleineren Bühnenaufbauten, wie zum Beispiel einer schummrigen Laterne oder einem vorsintflutlichen Telefon, geschuldet ist. Folgerichtig heizt der Vierer die Massen richtig an und erntet dafür eine Menge Jubel.

 

Follow the Cipher - 2018 - 1Rein von der stilistischen Logik her, müssten nun eigentlichen die finnischen Monsterrocker auf die Bühne. Es gilt allerdings noch einen Support und zwar die schwedischen Follow The Cipher, die dieses Jahr, mit ihrem selbst betitelten Debütwerk, um die Ecke gekommen sind. Die Wurzel der Schweden liegen beim Gitarristen Ken Kängström, der zusammen mit Joakim Broden, einige Songs, unter anderem "Carolus Rex", der schwedischen Powermetallern Sabaton komponierte. Los geht es mit dem Titeltrack "Enter The Cipher", der in seinen Tunes und Arrangements schon durchaus an Nightwish erinnern kann. Etwas proggiger ist "A Mind´s Escape", während "Play With Fire", von Synthesizer-Teppichen umgarnt wird. Die rothaarige und mit Mütze bekleidete Linda Toni Grahn, erinnert in ihrer Stimmlage teils an Noora Louhimo von Battle Beast und anderseits sind auch Parallelen zu Annette Olzon, der ehemaligen Sängerin von Nightwish, nicht ganz von der Hand zu weisen. Sie kommt allerdings nicht ansatzweise an die genannten Röhren heran, da sie, drücken wir es mal liebevoller aus, nur ein niedliches Stimmchen hat. Auf der Stage gibt sie allerdings durchaus die Rampensau und frontet mit ihren drei Jungs um die Wette. Das Publikum kann sie damit nur bedingt gewinnen und selbst das Sabaton-Cover "Carolus Rex", kann hier nicht mehr wirklich was reißen. Bei "The Rising" steuert der blonde Gitarrist seine Growls hinzu, während die zweite Gitarre, infolge des Gesichtstuches ist der Musiker dahinter kaum auszumachen, weiter druckvoll in die Saiten greift.

 

Lordi - 2018 - 2Nach dem Kiss-Cover "God Of Thunder" im Intro, welches wegen soundtechnischer Problemen heute zweimal vom Band läuft, betreten die finnischen Rockmonster Lordi und allen voran der gewaltige Mr. Lordi das Venue. Es ist 22:00 Uhr und im Hintergrund sind das Tor und die Zinnen einer Burg zu erkennen und durch dieses gestaltete "Entree", schwebt ein weiblicher Geist, in dicken Nebelschwaden heran. Zu "Sexorcism" entblößt dieses Monster seine voluminösen Brüste, auf die Mister Lordi mit seinen spitzen Klauen zeigt, sie aber nicht berührt. Mit "Would You Love A Monsterman?", kommt gleich der erste Hit um die Ecke, der zünftig abgefeiert wird. Immer wieder gibt es kleinere, cineastische Einlagen, hier und da dampft es aus einem Schädel und bei "It Snows In hell", wird ein solch qualmender Kopf von Herrn Lordi in die Höhe gestreckt. Richtig beeindruckend sind natürlich immer wieder die Kostüme von Basser "Ox" und dem Mastermind himself, die in ihren unglaublichen hohen Plateaustiefeln, ihren Lieblingsmusikern von Kiss nicht nur alle Ehre machen, sondern die Schuhe dürften die selbigen von Gene Simmons und Paul Stanley, wohl noch um einiges überragen. Aus diesem Grund hält sich Samer el Nahhal ("Ox"), mit raschen Bühnenaktivitäten auch merklich zurück. Währenddessen malträtiert "Amen", im Mumienkostüm seinen Sechssaiter und etwas versetzt, im Hintergrund agierend, bespielt die als untote Puppe dekorierte "Hella" ihr Keyboard. Links haut "Mana" auf sein mit Skulls bestücktes Schlagzeug ein. Lordi - 2018 - 3Nach "Your Tongue´s Got The Cat", gibt es ein kurzes Solo des Schlagzeugers, gefolgt von "It Snows In Hell", dem sich seinerseits ein Einzeleinsatz am Keyboard anschließt. "Hella" singt dazu sogar noch etwas, das sich anhört wie ein piepsiges "lalala". Nach dem abgefeierten "She´s A Demon", groovt "Naked In My Cellar" hinterher und Herr Lordi hantiert dabei mit einer Kreissäge rum. Es folgen "Hug You Hardcore", das gleichermaßen melodiöse und kraftvolle "Evilyn" und dann das starke "The Riff". Zwischendurch nimmt sich Mister Lordi die Zeit ein bisschen zu quatschen und lässt es sich auch nicht nehmen, etwas Nonsens auf Deutsch wie "...scheiße, scheiße heiß hier..." zu verzapfen oder den Fans zu danken. Immer wieder tritt er gerne in Bochum auf und weist darauf hin, dass heute der letzte Gig in Deutschland ist. Morgen geht es nämlich nach Pratteln, in die eidgenössische Schweiz. Nach einem weiteren Solo der "Mumie", die teilweise im dichten Nebel agiert, beendet die Mitmachnummer "Who´s Your Daddy?", die reguläre Setlist. Mit ordentlich Dampf bildet "Devil Is A Loser ", die erste Zugaben und nach dem obligatorischen "Hard Rock Hallelujah", dem damaligen Gewinnersog des Grand Prix, knallt es und die seeligen Fans werden nach fast einhundert Minuten fettem Monsterrocks mit Konfetti bedacht. 



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey