NASHVILLE PUSSY, VANBARGEN

Köln, MTC, 14.11.2018

Nashville Pussy - live - 2018-1Nein, ich meckere nicht wieder darüber, dass ich für die 16 Kilometer bis zum MTC eine geschlagene Stunde gebraucht habe. Auch nicht darüber, dass irgendwelche Honks bei der Städteplanung meinen, den Ring einspurig machen zu müssen, um Radwege in Autobahnbreite zu schaffen; noch mehr Stau, noch unübersichtlicher als vorher. Und warum zur Hölle bucht man für Köln eine Support-Band aus Essen, während in Bochum dann eine Kölner Band den Job erledigt? Damit die Musiker auch ein wenig Stau-Feeling bekommen oder was? Da noch kein Einlass ist, aber die Außentemperaturen alles andere als gemütlich sind, gehe ich schon einmal in den Klub hinein und halte ein wenig Small Talk mit den Pussys und der Tour-Leitung. Dazu noch ein Interview mit Florian Van Bargen und Gambit, und die Zeit bis zur Stage Time verstreicht so sehr rasch.

Vanbargen - live - 2018Nun ist es Acht, und die Krawallos von Vanbargen schicken sich an, das MTC zu zerlegen. Ich liebe diese rohe, ungestüme Art des Essener Trios; pure Energie, die da ins Publikum transportiert wird. Ungebremster Rock ’n‘ Roll mit punkiger Schlagseite weiß die Meute vor der Bühne zu begeistern, da trinkt sich das Bier nochmal so gut. Und schließlich muss man ja den Flüssigkeitshaushalt auf Level halten. Scheingefechte zwischen Gambit und Florian unter Zuhilfenahme der Gitarren sind wahrscheinlich ein absolutes No-Go für die üblichen Saiten Feinspinner, aber hier ist Urgewalt angesagt. Und so wundert es mich auch nicht, dass Lady Gambit auf einmal durch den Saal robbt, die Gitarre über die Erde schleifend und dabei ein Distortion-Feuerwerk abbrennt. Irgendwie erinnert man sich an alte Zeiten, als es noch zum guten Ton gehörte Teile des Equipments zu malträtieren oder gar abzufackeln. Soweit gehen die Drei heute natürlich nicht, aber am Ende des viel zu kurzen Sets fliegen Bass und Gitarre kurzerhand auf den Bühnenboden. Ein Kick, und der Mikroständer gesellt sich dazu, eigentlich fehlt nur noch ein beherzter Tritt in die Schießbude. Aber die wird heute verschont. Klasse Auftritt jedenfalls!

Setlist: Intro, I Can See Clear, Spider Town, Heys…, Get Wild, Spontaneous Decomposition, All My Friends, Kiss My A.S.S., Ace Of Apes, Love Song, Bobby Blitz

Nashville Pussy - live - 2018-2Nachdem das Schlagzeug der Vorband abgeräumt ist und die Saiteninstrumente gestimmt sind, ist es endlich Zeit für Nashville Pussy, und ein weiteres Highlight in der To-Do-Liste der hartgesottenen Rock'n'Roller im Publikum. Räudiger Sleaze Rock und Südstaaten Rock getränkter Metal bestimmen den Auftritt dieses Quartetts, das in schöner Regelmäßigkeit die deutschen Bühnen bespielt. Und auch wenn Blaine Cartwright eigentlich der Frontmann der Band ist, kann man nicht umhin zuzugeben, dass der wirkliche Star der Pussies Ruyter Suys ist. Diese blondgelockte Powerfrau, ein unaufhaltsames Energiebündel, zeigt einmal mehr, wo der Bartel den Most holt. Wie ein menschlicher Hurrikan fegt sie alles weg, was sich in den Weg stellt. Und während sie die Haare fliegen lässt, schießt sie ein geniales Riff nach dem anderen aus der Hüfte. Eine unvergleichliche Leadgitarristin, die ohne Luft zu holen Gas gibt. Dazu der lakonische Blaine, der mit Trucker-Mütze die treibenden Songs runtersingt. Hard Rock, Country-Blues oder südlich angehauchter Boogie, sie ziehen heute mal wieder alle Register, um die Menge zu rocken. Zwischendurch dann immer wieder der obligatorische Schluck aus der Jack Daniels-Flasche, damit der Vitaminhaushalt auch stimmt. Auch der Spaßfaktor scheint zu stimmen, jedenfalls wirken alle Beteiligten auf der Bühne frisch und entspannt. Klar, dass die Einlage mit der Bierpulle in den Hut entleeren und leer saufen nicht fehlen darf. Es gibt so gewisse Standards, die wollen die Fans einfach sehen. Einen Zugaben-Teil gibt es natürlich auch, natürlich auch wieder Old School. Man geht von der Bühne, wartet auf ordentlichen Beifall und jagt noch drei Nummern hinterher, um dann mit dem Kracher „Go Motherfucker Go“ den Gig endgültig zu beenden. Für mich sind Nashville Pussy definitiv eine der besten Live-Bands der Welt.

Setlist: Kicked In The Teeth, Piece Of Ass, Wrong Side Of A Gun, Pillbilly, We Want A War, Rub It To Death, Go Home And Die, She Keeps Me Coming, CCKMP, Five Minutes To Live, Low Down Dirty Pig, First I Look At The Purse, Go To Hell, I’m So High, I’m The Man, Why Why Why, Struttin’ Cock, Till The Meat Falls Off The Bone, Go Motherfucker Go



Autor: Pistol Schmidt - Pics: Pistol Schmidt