BLUE ÖYSTER CULT

Bochum, Zeche, 16.06.2012

Zwanzig Jahre bin ich nun Blue Öyster Cult-Fan. Gesehen habe ich sie nie. Das sollte sich 2012 endlich ändern. Die Rock The Nation-Festivaltour mit Bad Company, Blue Öyster Cult und Roger Chapman wurde angekündigt. Für mich war nur Samstag, der 16.06., in der Nähe: in Mönchengladbach, anderthalb Stunden von zu Hause entfernt. Als ich das Ticket online bestellen wollte, gab es keine Karten mehr. Die komplette Tour fiel aus! Auf dem Weg zum Rock Hard Festival erzählte mir dann ein Kollege aus Süddeutschland, dass Blue Öyster Cult nach Bochum kämen. Ich schaute nach: Das Datum (16.06.) blieb, der Ticketpreis sank auf die Hälfte (32 €), der Standort wurde nach Bochum verlegt (40 km von mir entfernt, statt Mönchengladbach ca. 100 km). Und da Blue Öyster Cult die einzige Band aus dem Package war, die mich interessierte, kamen sie auch noch allein. Na also, geht doch!

 

BLUE OYESTER CULT git1 LIVE 2012Um 19 Uhr war Einlass, um 20 Uhr alle Shirts ausverkauft. Zehn Minuten später ging die Band dann schließlich auf die Bühne. Auf die Setlist konnte man gespannt sein, denn die variierte in der vorigen Woche mehrmals: In Nürnberg begannen sie den Set mit dem Instrumental „Buck´s Boogie“ und spielten „Perfect Water“ und „See You In Black“, auf dem Azkena Festival in Spanien zwei Tage später dann „The Red And The Black“ und „The Golden Age Of Leather“. Die Band hielt an der letzten Version fest. Denn beide Songs waren auch die ersten in Bochum. „The Red And The Black“ wurde sehr viel langsamer gespielt, als die Originalversion, rockte bei glasklarem Sound aber ordentlich. Zudem fiel auf, dass Blue Öyster Cult, die Erfinder des Heavy Metal-Umlauts und die erste Hard´n´Heavy-Band mit einer Lasershow Ende der 70er, heute mehr „back to basics“ arbeiten: Es gab nur dezentes Licht (grün und blau), kein Banner im Hintergrund. “Let the music do the talking“ war die Devise. Von früher sind nur noch die beiden Gitarristen Eric Bloom und Donald “Buck Dharma“ Roeser dabei, die beide sowohl Gitarre und Leadgesang übernahmen. Zudem teilten sich Eric Bloom und Bassist Richie Castellano noch die Keyboard-Passagen und ein dritter Gitarrist war auch noch an Bord. Die Setlist war toll und die Band super aufeinander eingespielt. Als drittes folgte der Hit „Burnin´ For You“, der fleißig vom Publikum mitgesungen wurde, in dem mein Kollege und ich die mit Abstand Jüngsten waren. Durchschnittsalter schätzungsweise 45, aber alle gut drauf und nicht so spießig, wie das bewegungslose Publikum bei Ozzy in Dortmund oder Mötley Crüe in Mönchengladbach wenige Tage zuvor. Hier war die Partystimmung ungebrochen. Leute aus Mannheim sind sogar angereist. Und sie wurden nicht enttäuscht. BLUE OYESTER CULT voc2 LIVE 2012Überraschenderweise hat „O.D.´d On Life Itself“ seinen Weg in das Set gefunden. Das sehr keyboardlastige und poppige „Shooting Shark“ (übrigens der „neueste“ Song der Setlist; von 1983!) kam längst nicht so schmalzig rüber, wie die damalige LP-Version. Es folgten „ME 262“, „The Vigil“, das verträumte „Then Came The Last Days Of May“, das tolle Instrumental „Buck´s Boogie”, bei dem die Band eine Spielfreude zeigte, die nicht von dieser Welt ist, das progressive „Black Blade“, eine überraschend Doom Metal-lastige Version ihres Hits „Godzilla“ inklusive unterhaltsames Sologeplänkel im Mittelteil und der Kulthit „(Don´t Fear) The Reaper“, bevor die Band vorerst die Bühnenbretter verließ. Nach fanatischen Fanchören gab es noch „Hot Rails To Hell“ und „Cities On Flame (With Rock And Roll)“, bevor das freudestrahlende Publikum schließlich kurz nach  22 Uhr nach Hause geschickt wurde. Insgesamt klangen Blue Öyster Cult nicht so heavy, wie auf ihren Scheiben, hatten aber einen sehr sauberen, glasklaren Sound und klangen durch die häufig langgestreckten Instrumentalpassagen wie eine Artrockband, die es schafft, den Hörer mit ihrer Eingängigkeit zum Träumen und jeden Musiker mit ihren Breaks trotzdem zur Verzweiflung zu bringen. Wollen wir mal hoffen, dass nach 2001 endlich mal wieder ein neues Studioalbum kommt, und dass uns diese tolle Band noch ein paar Jahre erhalten bleibt!

Setlist:
The Red And The Black
Golden Age Of Leather
Burnin´ For You
O.D.´d On Life Itself
Shooting Shark
ME 262
The Vigil
Buck´s Boogie
Then Came The Last Days Of May
Black Blade
Godzilla (inkl. Bass- und Drum Solo)
(Don´t Fear) The Reaper
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Hot Rails To Hell
Cities On Flame (With Rock And Roll)



Autor: Daniel Müller - Pics: Daniel Müller