NIGHTWISH, BEAST IN BLACK

Oberhausen, König-Pilsener-Arena, 09.11.2018

Nightwish - 2018 -2Die Gründung der finnischen Bombast Symphonic Metaller um Nightwish, denen seit 2013 die Sängerin Floor Jansen vorsteht, geht auf Tuomas Holopainen, den Keyboarder, Kopf und Songwriter der Band zurück. Ein Jahr später, es ist 1997, debütierte man mit "Angels Fall First". 2015 erschien mit "Endless Forms Most Beautiful", das achte Opus und die erste Platte mit Floor am Mikro. Etwas verspätet, zum zwanzigjährigen Bandjubiläum, erscheint am 9. März 2018, über Nuclear Blast, eine Doppel-CD-Compilation namens "Decades", die beginnend vom letzten Übersong "The Greatest Show On Earth", über "The Poet And The Pendulum", mit Anette Olzen, bis zum ersten Demo "Nightwish", mit Tarja Turunen, einen sehr guten Überblick über die Schaffensperiode, der schon fast legendären Rockband gibt. An den Release schloss sich ihre neunmonatige "Decades: Welttournee 2018", mit vierunddreig Shows in Nordamerika an. Sie spielten danach diverse Festivals und beehren Europa nun erneut im November diesen Jahres, mit achtzehn weiteren Shows. Heute, einem Freitag, ist die König-Pilsener-Arena in Oberhausen an der Reihe, die mit knapp 12.000 Besuchern beinahe "sold out" meldet. Mit im Gepäck haben Nightwish ihre Landsleute von Beast In Black. Die stammen allerdings nicht aus Kitee sondern direkt aus der Hauptstadt Helsinki.

 

Beast in Black - 2018 -1"Night Crawler" von Judas Priest läuft vom Band und stimmt auf die Show der finnischen Powermetaller von Beast In Black ein, die um Punkt 19:00 Uhr, mal gleich mit der ureigenen Bandhymne, nämlich "Beast In Black", so richtig loslegen. Ich sah die Jungs, um den glatzköpfigen und mit einer sehr hohen Stimme ausgestatteten Shouter Yannis Papadopoulos und den Bandgründer und Gitarristen Anton Kabanen, bereits im März dieses Jahres, als Support von Rhapsody und weiß daher, was mich nun erwartet. Das ist auch gut so, denn leider mussten wir Fotografen nach dem zweiten Song "Eternal Fire", den Graben und auch die Halle verlassen, so dass wir dem Set nur noch akustisch beiwohnen konnten. Stilistisch gibt es hoch melodischen Metall, mit jeder Menge Keyboards vom Band, eben recht ähnlich den Ursprüngen von Mister Kabanen, der ja mal bei Battle Beast in die Saiten gegriffen hatte. Beast in Black - 2018 -2Das Stageacting beherrschen die Jungs allerdings vom Feinsten und so turnen der Basser Mate Molnar und der ehemalige Gitarrist von U.D.O., Kasperi Heikinnen, auf der linken Seite herum und machen dabei allerlei Faxen, während Anton bevorzugt auf der anderen Seite agiert und neben dem exzellenten Gitarrenspiel noch die Backings dazu gibt. Ein Aktivposten vor dem Herrn ist gleichfalls der Drummer Atte Palokangas, der seine Stöcke ordentlich durch die Gegend wirbelt, selbige auch mal in die Luft schleudert und zielsicher wieder auffängt. Nach dem balladesken "Ghost In The Rain", vernehme ich "Crazy, Mad Insane", bei dem die Axtleute Sonnengläser tragen und der Titel displayartig über die Gläser huscht. Ich weiß noch, dass ich das in der Zeche damals ziemlich kitschig empfand. Den Zuschauern gefällt es ganz offensichtlich, denn es wird ordentlich geklatscht. "End Of The World" beschließt dann die knapp dreiviertelstündige Setlist.

 

Nightwish - 2018 -3Um 20:15 Uhr ist dann Zeit für Nightwish. Nachdem der riesige Vorhang gefallen ist und den Blick auf eine imposante Bühne mit zahlreichen LCD-Screens frei gibt, erklingen zunächst feine und leise Flöten und Dudelsacktöne und das Publikum wird von einem Erzähler, in Form des Flöte spielenden Troy Donockly begrüßt. Selbiger bittet die anwesenden Fans die Musik in ihrer ganzen Vielfalt zu genießen und auf die persönliche Aufzeichnung mittels Handys, zu verzichten. Ein entsprechend durchgestrichenes Handy, prangt gleichfalls auf der übergroßen Uhr, die unweigerlich an die Einstiegssequenzen bei "Games Of Thrones", erinnert. Danach ballert es aus allen Rohren und das knallige "Dark Chest Of Wonders", bricht über die begeisterten Fans hinein. Über allem thront Jukka Nevalainen, dessen gewaltiges Drumkit mittig und deutlich erhöht positioniert ist. Auf einer zweiten Ebene agiert zur linken Seite Tuomas Holopainen am Keyboard und rechtsseitig, etwas im Hintergrund, Troy. Vorne links drischt Marco Hietala in den Tieftöner und der Gitarrist Emppu Vuorinen, macht es sich auf einem Schemel gemütlich und ist positionstechnisch so Donockly vorgelagert. Nightwish - 2018 -4Vom Grundsatz bleibt diese Aufstellung über die gesamte Konzertdauer bestehen und wirkt damit recht statisch, wenn auch Marco ab und zu mal die Seiten wechselt und so für ein bisschen Bewegung sorgt. Gar nicht bewegungsfaul hingegen, ist die groß gewachsene und in einem Lederkostüm gekleidete Floor, deren Outfit beispielsweise an Szenen aus "Lord Of The Rings " oder der schon erwähnten Filmreihe "Game Of Thrones", erinnert. Wie eine Walküre, mit hoch geschlossenem Dekolleté, dirigiert sie ihre Fans, feuert die Massen an und singt einfach famos. In längeren Instrumentalpassagen, zieht sie sich aus dem Schweinwerferlicht in den Schattenbereich des Trommelimperiums zurück, mosht und bangt dort, so gar nicht ladylike. Unterstützt durch opulente Videosequenzen, die teils mit flugähnlichen Simulationen, über weite Landschaften, sehr futuristisch wirken, bei dargestellten Schwanenhälsen im Liebesakt und taumelnden Schneeflocken, einen gewissen Kitsch kaum verbergen können aber auch mit Runen, Feuerstürmen auf der Leinwand, sowie Langbooten sehr martialisch rüber kommen, spielt man sich durch die zweistündige Setlist. Nightwish - 2018 -5Selbige ist gespickt mit Klassikern wie "Wish I Had An Angel", "Elan", "Sacrament Of Wilderness", "Elvenpath", dem rockigen "I Want My Tears Back", The Kinslayer" und "Nemo" aber auch nicht wirklich in der Playlist zu erwarteten Nummern wie "Come Cover Me", "Elvenjig" oder "The Carpenter". Pointiert, nein gefühlt bei jeder zweiten Nummer, schießen Flammen meterhoch an das Hallendach oder es prasselt ein Funkenregen nieder. All dies kulminiert in dem epischen "The Greatest Show On Earth", dem fünf Chapter umfassenden Finale auf Nightwish´s letztem Output, "Endless Forms Most Beautiful". In faszinierenden Bildern, untermalt von cineastisch rüberkommenden Kompositionen, zeigen sie hier die Gedanken zur Evolution auf. Nach zwei Stunden Symphonic Metal in Perfektion, fahren weit über 10.000 begeisterte Fans, bei einem großen Knall erschrocken zusammen und werden mit rotem Konfetti bedeckt.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey