PRIMAL FEAR, RIOT V, EXISTANCE

Bochum, Zeche, 14.10.2018

Primal Fear - live - 2018- 2Nach dem starken "Rulebreaker" in 2016 releasen Primal Fear mit "Apocalypse" in 2018 das meines Erachtens beste Heavy Metal Album das Jahres. Das sehen scheinbar auch einige andere Szenekenner so und folgerichtig kommt es zu einem fetten Deal mit dem Majorlabel Nuclear Blast. Ende September geht es dann mit "Apocalypse Over Europe", welch passender Titel, auf Promotour und heute ist die ehrwürdige Zeche in Bochum an der Reihe. Mit im Gepäck haben die fünf Mannen um Tausendsassa und Basser Mat Sinner sowie die geile Rockröhre Ralf Scheepers die amerikanische Heavy Metal Legende Riot, in 2013 umbenannt in Riot V, und als Support die vier Franzosen von Existance. Die Zeche füllt sich zusehends. Noch ist allerdings Zeit für eine Zigarette und ein Bierchen im Außenbereich und in trauter Zweisamkeit sieht man Tom Naumann, den Gitarristen des heutigen Headliners mit Jen Majura quatschen. Ein kurzes Handshake und zurück geht es in die Katakomben, die nun, kurz nach 19:00 Uhr, ansehnlich gefüllt sind.

 

 

 

Existance - live - 2018Um 19:30 Uhr geht es für das französische Quartett Existance auf die Bretter. Die Mannen sind seit 2008 unterwegs, kommen aus Clermont und haben mittlerweile zwei Longplayer im Gepäck, von denen der letzte, veröffentlicht in 2016, mit dem vielsagenden Titel "Breaking The Rock" ausgestattet ist. Der Name ist Programm und Julian Izard, Gitarrist und Sänger in einer Person, weiß dem Publikum mit guter Stimme und wilder Mähne richtig gut einzuheizen. Es gibt sehr klassischen Heavy Metal mit einem ordentlichen Touch der 80er-Jahre, sprich eine sehr melodisch angehauchte Mucke mit viel Refrains in den Songaufbauten und dem einen oder anderem richtig guten Solo auf der sechssaitigen Gitarre. Mit ihren blonden, langen Haaren sehen die Jungs ohnehin, wie eine Reinkarnation der frühen Europe aus, und kommen auch gut an. Okay, so ein Kreischen von jungen Mädels ist nicht wirklich zu vernehmen, aber die Party ist in vollen Gange und mit Existance hat man den perfekten Anheizer gefunden. Sound und Licht sind ebenfalls klasse.

 

Riot - live - 2018Riot gründeten sich 1976 in Brooklyn und gelten als Pioniere des amerikanischen Power Metal. Man löste sich 1984 auf, kam 1987 wieder zusammen und mit dem neuen Sänger Todd Michael Hall taufte man sich 2013 in Riot V um. Heute ist von den damaligen Gründungsmitglieder, von denen zwei schon verstorben sind, niemand mehr dabei. Bei Riot reichten sich die Members teilweise die Hand, so viele Musiker, werden unter dem Bandnamen geführt. In den Annalen wird auch Bobby Rondinelli, der mal bei Rainbow die Stöcke geschwungen hat und heute bei Axel Rudi pell trommelt, erwähnt. Mit dem aktuellen "Armor Of Light" ist das sage und schreibe siebzehnte Album veröffentlicht worden. Der Fünfer legt mit dem melodischen "Victory", gefolgt vom hymnenbehafteten "Flight Of The Warrior" los. Richtig hoch kann Todd shouten und überzieht so die metallischen Nummern mit dem typischen Flair des US-Metal. "Take Me Back" hat richtig tolle Mitmachteile und die bringen die Zeche ordentlich zum Schwitzen. Mit einem fetten Solo am Tieftöner kommt das gewaltige "Angel´s Thunder, Devil´s Reign", voll gespickt mit Refrains und klasse Leadgitarren, daher. Mit einer Flasche Tequila in der Hand folgt "Swords And Tequila", ehe das bekannte "Warrior" folgt. Das rasend schnelle "Thundersteel" ist ein tolles Finale und im Outro erklingt Black Sabbath´s "Heaven And Hell". Ich muss gestehen, dass mir die Gruppe vormalig nicht wirklich was sagte, obwohl einem dieses merkwürdige Kuscheltier auf den Covern natürlich immer auffiel. Nach diesem exzellenten Gig werden ich mir allerdings die letzten drei Scheiben von Riot V, angefangen mit "Unleash The Fire" aus 2014, mal ganz gepflegt als Vinyl ordern.

 

Primal Fear - live - 2018- 3Während Primal Fear die Bühne stürmen ertönt vom Band "Apocalypse" und dann gibt es ganz überraschend nicht sofort neuen Stoff sondern man haut mit zwei ganz alten Granaten erst mal richtig ins Mett. "Final Embrace" stammt von 1999 und mit "Chainbreaker" gibt es sogar gleich zum Start einen Track vom Debütalbum "Primal Fear" aus 1998. Mit Karacho nach vorne und einem Ralf Scheepers in bester Laune folgt mit "Blood, Sweat & Fear" das erste Stück des Überalbums von 2018, gefolgt von "Face The Emptiness". Richtig mitmachen ist dann bei "Hounds of Justic" angesagt, ehe die Gitarristen Alexander Beyrodt und Tom Naumann bei "The Ritual" so richtig zeigen können, was sie denn so drauf haben. Licks in Masse und fettesten Groove gibt es bei "Under Your Spell" und bei "Nuclear Fire" brennt natürlich die Hütte. Das komplexere "Eye Of The Storm", geschrieben von Mat Sinner, steht stellvertretend für die neuen Primal Fear, die mit den neuen Songs nicht nur Kraft und pure Power an den Tag legen sondern beweisen, dass sie ein exzellentes Songwriting mit tollen Arrangements beherrschen. Nach dem rhythmischen "King Of Madness" dürfen sich Ralf und die gesamte Fanschar nochmal so richtig bei dem brachialen "The End Is Near" auslassen. Viel "hehehe"-Chöre dann beim starken "When Death Comes Knocking" und, man kennt es schon, die Ansage von Herrn Scheepers zur Hymne "Metal Is Forever". Mitgrölen bei "Fighting The Darkness" ist Kult und mit dem quirligen "Running In The Dust" gelingt der perfekte Rausschmiss. Primal Fear überzeugen jedes Mal, glänzen mit Spielfreude, richtig gut aufgelegten Protagonisten und haben, ich kann mich immer nur wiederholen, mit Ralf Scheepers, einer der wohl besten Fronter und Shouter der gesamten Metalszene.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey