BIGFOOT

Mülheim an der Ruhr, SOL Kulturbar, 20.09.2018

Da soll mir noch einmal jemand aus der Metal-Gemeinde etwas über die Unterstützung des Undergrounds erzählen. Das ist doch von vorne bis hinter voll gelogen. Zwischen Münster, Köln und Düren, war ich in den letzten Monaten auf etlichen Konzerten und nie habe ich ein volles Haus erlebt oder in dem kleinen Kreis Bekannte getroffen. Das geht gar nicht. Das ist das hinterfotzige Verhalten von Facebook. Alle meckern über die großen Events aber am nächsten Tag kann man lesen, wer lieber seine sauer verdienten Euros, bei Metallica und Guns n´ Roses ausgibt. Komischerweise gehen auch Veranstalter und Musiker, die selber gerne eine volle Hütte, selten auf die kleinen Events anderer. Verrückt…

Bigfoot - live - 2018 -2Bei Bigfoot handelt es sich in diesem Fall, um die Hard Rock Formation aus Groß-Britannien, die heuer hier in der SOL Kulturbar, vor sage und schreibe, zehn zahlenden Gästen standen. Das finde ich mehr als armselig, zumal der Veranstalter, ordentlich den Kessel an Reklame gerührt hat. Das ist die Band aus der Heimat aber völlig anders gewohnt. Deshalb trugen sie es auch mit Fassung und gaben ihr absolut Bestes. Dummerweise mussten die Jungs noch knapp eine Stunde lang ihren Auftritt verschieben, da das Ende eines klassischen Konzertes, im Nachbargebäude (Theater an der Ruhr), abgewartet werden musste. Das wäre wohl zu laut geworden. Ärgerlich natürlich für diejenigen, die in der Woche lieber früher zu Hause sind. Bigfoot haben ein relativ neues, selbstbetiteltes Album (nach zwei EP´s) aus dem Jahr 2017 am Start und einen ziemlich neuen Shouter namens Sean Seabrook, der für Antony Ellis kam. Und der Typ reißt sich auf den Brettern echt den Arsch auf. Natürlich während der kompletten elf Songs im regulären Set und bei den insgesamt drei Zugabe-Liedern. Ach nee, Moment…ein Instrumental-Track diente dazu, das die beiden Gitarristen Sam Millar und Mick McCullagh, sich an ihren rosafarbenen „Hello Kitty“, duellieren und es gab noch ein nachgespieltes Lied. Doch dazu später mehr. Die Spielfreude war allen, trotz mangelnden Publikums, groß in den Gesichtern geschrieben. Die Musik für mich war absolutes Neuland, da ich die Jungs bis dato noch nie gehört hatte. So geil kann es sein Neues zu entdecken. Na ja und da alle Spaß hatten, wollte Drummer Tom Aspinall, nicht hintenan stehen und kam in bayrischen Lederhosen, zünftig an sein Schlagzeug gestiefelt.

Bigfoot - live - 2018 -3Anscheinend konnte man nach Ende der Theateraufführung nebenan, die dortige Zuschauerschaft überzeugen, denn so manch adrett angezogener Gast stand plötzlich wiegend im Türrahmen. Ich weiß nicht was es braucht die Leute hinter dem Ofenrohr hervorzulocken aber wer hier nicht dabei gewesen ist, hat schwer was verpasst. Wenn das so weiter geht, werden wir in Zukunft auf solche Gigs verzichten müssen. Das kann doch keiner finanziell tragen. Und dann ist hierzulande wieder Ebbe, wie vor dreißig Jahren schon, als ich noch für die coolen Gigs ins Ausland musste. Das kann keiner wollen. Hut ab an Bigfoot, die mir eins der schönsten Live-Erlebnisse des Jahres geschenkt haben. Und danke für eine seltenere Covernummer, „Top Gun Anthem“ (im Original von Harald Faltermeyer und Steve Stevens), vom Film „Top Gun“. 



Autor: Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak