DARKNESS - FIRST CLASS VIOLENCE


Label:MASSACRE
Jahr:2018
Running Time:40:54
Kategorie: Neuerscheinung
 

Damit hätte ich nicht gerechnet! Das Comeback-Album The Gasoline Solution” wusste ja bereits zu überzeugen, aber nun ist das Achtziger Jahre-Flaggschiff Darkness förmlich explodiert. Mit dem brandneuen Album First Class Violence” haben sich die Essener endgültig in die auserlesene Spitzengruppe des deutschen Thrash Metal katapultiert. Nach einem Intro gibt es mit Low Velocity Blood Spatter” gleich mal einen Aufgalopp allererster Güte. Die übermächtigen, brutalen Riffs verursachen unmittelbar eine Gänsehaut. Ein absolutes Paradebeispiel für Eingängigkeit, gepaart mit purer Aggression! Nachfolgende Abrissbirnen wie Neoprimitive” und Hate Is My Engine” klopfen dir ordentlich den Putz von den Wänden und selbst die Fensterscheiben haut es trotz Doppelverglasung aus ihrem Rahmen. Zumindest mein Versicherer zahlt bei Naturgewalten wie Erdbeben nicht, aber genau dieses Gefühl überkommt mich, wenn diese ungezähmten Schädelspalter über mich hereinbrechen. Sowas Geiles hab´ ich schon lange nicht mehr gehört! Pfeilschnelle Riffs, intensive Vocals und punktgenaue Tempowechsel in einer geradezu formvollendeten Perfektion! Das nachfolgende See You On The Bodyfarm” bewegt mit einem eingängigen Refrain zum mitgröhlen. Einmal mehr beweisen Darkness, dass Lichtgeschwindigkeit nicht alles ist, variieren das Tempo und lockern auch gerne mal mit durchaus melodiösen Aspekten ihr Songwriting auf. Das Timing ist sowas von punktgenau und die Jungs liefern zahlreiche Stop And Go-Übergänge, bei welchem sich High Speed-Attacken und faszinierende Midtempo-Parts die Hand reichen. Das alles bewirkt, dass das Material dadurch im Endeffekt nur noch mehr knallt und noch härter rüberkommt. Danach gibt es ein packendes Nostalgie-Stück, in welchem man dem vor zwanzig Jahren verstorbenen Darkness Ur-Sänger Olli, genannt Zeutan, im gleichnamigem Lied Tribut zollt. Dass der verstorbene Weggefährte zu Beginn sogar mit einer alten Tonaufnahme selbst zu Wort kommen darf, ist überaus ehrenhaft und ein wundervoller Einfall. Zusätzlich konnte man noch die Thrash-Kumpanen Ventor (Kreator) und Tom Angelripper (Sodom) dazu überreden, einige Textzeilen einzusingen, was diesem ehrfürchtigen Gassenhauer noch das Sahnehäubchen aufsetzt. Einmal tief durchatmen, Träne aus dem Auge wischen und sich den nächsten Killertrack um die Ohren hauen lassen. Dieser nennt sich The Autocrazy (Autocracy) Club” und basiert hauptsächlich auf Geschwindigkeit, Intensität und Aggression. Auch Born Dead” ist ein absolutes Brett und es wurde wirklich alles herausgeholt, was es aus dieser Musikrichtung irgendwie herauszuholen gibt. Das Titelstück First Class Violence” dürfte insbesondere live eine absolute Macht mit Moshpit-Garantie werden. Was hier an Riffs aus dem Ärmel geschüttelt wird, ist schlicht Weltklasse und lässt so manche alternde Thrash-Größe auf diesem Planeten vor Neid erblassen. Den Schlusspunkt setzt der exzellente Hassbrocken I Betray”, der erneut mächtig nach vorne peitscht. Erst zum Ende gibt es eine bereits aus dem Intro bekannte Melodie, die noch durch eine klangvolle Kinderstimme ergänzt wurde. Hierbei handelt es sich im Übrigen um ein Kind eines Bandmitglieds. Somit schließt sich der Kreis und mit dieser Melodie im Kopf kann man sofort wieder zum Intro übergehen. Absolut hervorzuheben ist auch die fette Produktion, die das Aroma der Achtziger Jahre einatmet und in Kombination mit zeitgemäßeren Sound-Möglichkeiten ein schier audiophiles Vergnügen wieder ausspuckt. An diesem schwierigen Spagat sind schon viele Combos und Produzenten gescheitert, aber hier hat man diesbezüglich absolut alles richtig gemacht und ein perfektes Gleichgewicht gefunden. Keine Spur klingt irgendwie langweilig, mechanisch oder gar steril. Richtig schön erdig, echt und unverfälscht klingen insbesondere auch die stets präzisen Drums, bei welchen ich insbesondere bei neueren Produktionen schon mal gerne den Finger senke. Unterm Strich kann ich nur sagen, dass die Ruhrpott-Thrasher hier unglaublich erfrischend und hungrig klingen und dass jeder einzelne Musiker einen bombenmäßigen Job abgeliefert hat. Auf vielen meiner liebgewonnenen alten Thrash Metal-Klassiker klebte noch ein Deutsche Mark”-Preisschild. Ich lege mich fest, dass seit Einführung des Euros in unserem Land kein runderes Album in dieser Stilrichtung mehr veröffentlicht wurde! So sehr ich auch suche: Hier gibt es rein gar nichts zu bemängeln und das Gesamtpaket ist unglaublich stimmig und wahnsinnig fesselnd. Da hab´ich mal so richtig Spaß inne Backen” und rücke bereitwillig die Höchstnote raus!

Note: 10 von 10 Punkten
Autor: Dirk Determann


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