SLIME - SICH FÜGEN HEISST LÜGEN


Label:PEOPLE LIKE YOU
Jahr:2012
Running Time:46:04
Kategorie: Neuerscheinung
 

Der erste Eindruck, den man beim hören von „Sich fügen heißt lügen“ bekommt, ist der, dass Slime nach all den Jahren unverbraucht und wie immer zurück sind. Das klingt musikalisch noch genau so, wie man es erwartet und von Alben wie „Schweineherbst“ oder „Viva La Muerte“ kennt, mit der einzigen kleinen Ausnahme, dass es qualitativ wesentlich besser geworden ist. Beim genaueren Hinhören wundert man sich dann allerdings über die Wortwahl in den Texten. Das wirkt irgendwie alt und nicht so frisch, wie man es früher von Slime gewohnt war. Wenn man dann aus der Bandbiographie erfährt, dass das Quintett sich der Texte von Erich Mühsam, einem Dichter und Anarchisten, der 1934 von den Nazis umgebracht wurde, angenommen hat, dann wird einem klar, warum einem so manche Textzeile ein wenig seltsam vorkommt. Aber auch da zeigt sich wieder, dass sich die Band, trotz Neubesetzung an Schlagzeug und Bass, wenig verändert hat. Schon bei alten Scheiben musste man bei den Texten vom damaligen Schlagzeuger Stephan Mahler oft zwei bis drei Mal hin hören. Leichte Kost gab es bei Slime nie und die Texte des Mitbegründers der Münchner Räterepublik, Mühsam, passen so gut und sind auch heute noch größtenteils top aktuell, dass einem die teilweise altbackene Wortwahl kaum noch auffällt. Auch die „Neuzugänge“ mit Nici am Bass und Alex Schwers am Schlagzeug fügen sich nahtlos in die Band ein, was zum Einen daran liegt, dass die Musiker um Frontmann Dirk Jora schon seit 2010 wieder die Bühnen diverser Festivals erobern, aber wohl sicherlich auch, dass die beiden schon seit einer Weile mit Elf zusammen bei „Die Mimmis“ mit Fabsi spielen, wo eben auch schon der ein oder andere Slime Song live zum Besten gegeben wurde. Mein persönlicher Favorit auf dem Album ist neben „Rebellen“ besonders „Zum Kampf“, nicht zuletzt, weil mich der Anfang des Stückes ganz stark an „God Save The Queen“ der legendären Sex Pistols erinnert. Das Anfangsstück, das den selben Titel trägt wie das Album „Sich fügen heißt lügen“ war mir textlich dann doch etwas zu seltsam formuliert, aber auch daran gewöhnt man sich im Laufe der Scheibe zusehends. Für Fans der Band ist dies neue Werk ein absolutes MUSS, für jene, die die Band vorher nicht kannten und auch den Hintergrund mit den Texten von Erich Mühsam nicht kennen, könnte die CD allerdings auch zu merkwürdig wirken, auch wenn wohl niemand anders als Dirk Jora diese so gut umsetzten könnte.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Lui Walhorn


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