ONKEL TOM - BIER ERNST


Label:STEAMHAMMER / SPV
Jahr:2018
Running Time:74:29
Kategorie: Neuerscheinung
 

Für eine adäquate "Bier Ernst“ Doppel- CD Besprechung, benötigt man mindestens zwei Promille pro CD, ein rosa Hasenkostüm und darüber ein Wacken Shirt. Das ist alles gerade zufällig nicht vorhanden. "Ich Steh An Der Bar Und Habe Kein Geld", welches  circa 1960 von Bobbejaan intoniert wurde, ist mitten aus dem Leben und hätte auch gut und gerne auf die aller ersten beiden Tom Angelripper Langspielplatten gepasst. "Flasche Zu Flasche" klingt mit seinem griechischem Gefiedel Anfangs recht fluffig, der Song hätte nur ein bisschen kürzer ausfallen dürfen. Das dritte Stück "Wir Trinken Wenig", von Mike Krüger, bekommt bei Onkel Tom einen Rock ´n´ Roll Vibe verpasst. Danach gibt es ein kurzes langsames Intro, ehe "Bier Bier Bier Ist Die Seele Vom Klavier" von Paul Kuhn, hier richtig nach vorne prescht. "Durst Ist Schlimmer Als Heimweh" groovt im Onkel Tom Gewand, wie ein Schnitzel auf einem Veggie Burger. Die Double Bass im Refrain, treibt einen unausweichlich in Richtung Kaltgetränk zum Kühlschrank. Bis hierhin ist alles in Butter. Nun aber kommt mit "Hätten Wir Lieber Das Geld Vergraben" von Fritz Servos, der erste Filler. Warum eigentlich? Das tut doch nicht Not. Das darauf folgende " Was Sind Wir Männer Doch Für´n Lustiger Verein", kann leider nicht mit der Qualität der ersten fünf Lieder mithalten. "Jacky Cola" kommt getragen daher und klingt irgendwie stark nach Marius Müller-Westernhagen auf Tramal. Das darauf folgende " Durst Wird Durch Bier Erst Schön", könnte ab drei Promille erneut zum Evergreen mutieren.

Bei "Trunkenbold" wird getorfrockt und bei " Bier Bier Bier", bekommt Heino Tribut gezollt. Uijuijui, langsam wird die Scheibe anstrengend. Das Stück kommt aber bestimmt an Altweiberfasching morgens um halb vier, auf der Pirsch zur Resteverwertung, ganz gut. Da gehört es auch eigentlich hin. Der Closer der ersten CD wird von einer Akustikgitarre vorgetragen und heißt "Prost". Das Ende der ersten CD „Bier“ hätte einen Ticken glorreicher enden können. Nun kommen wir zum „Ernst“. "Ich Finde Nur Metal Geil", welches auch als Vorab-Video präsentiert wurde, ist der Opener des zweiten Silberlings. Keine schlechte Nummer. Leider nutzt sich das Lied aber nach mehrmaligem Hören zu schnell ab. Danach folgt  "Todgeweiht", welches einfach vorüberzieht. "Ich Muss Hier Raus", klingt stellenweise wie eine B-Version von den Böhsen Onkelz. "Egal" kriecht schön versifft aus den Boxen und "Zwischen Emscher Und Lippe", ist so eher ein regionales Ding. Da ich dorthin keinen großartigen Bezug habe und auch kein Fan der Königsblauen bin, interessiert mich diese Hommage ehrlich gesagt soviel, wie wenn in Russland ein Hoftürchen quietscht. "Das Blaue Buch Des Lebens", sei noch positiv erwähnt. Schöne drückende Double Bass, gepaart mit einer pumpenden Bass-Gitarre und genialen Riffs, welche einen sofort in Ihren Bann ziehen. Obendrauf kommen saucoole Gesangslinien. Über den Rest des Albums kann man getrost das Mäntelchen des Schweigens legen. Das hier sehr gute Musiker allerlei Einflüsse integrieren und auch Tom viele Facetten seiner Stimme präsentiert, ist recht löblich. Unter den einundzwanzig Liedern gibt es auch jede Menge Eigenkompositionen. Verglichen mit der Band-Diskographie, ist das siebte Full-Length Werk in dreiundzwanzig Jahren Bandgeschichte zwar weiß Gott nicht Kacke, dafür aber auch nicht gerade der heißeste Scheiß in der Schüssel. Zumindest hat man mal wieder die Klobrille getroffen und das ist doch auch was Wert. Herzlichen Glückwunsch. Der Nächste, bitte!

Note: 7 von 10 Punkten
Autor: Jörg Quaquil


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