ASH OF ASHES - Zum Glück gibt es noch Leute, die Musik wertschätzen!


Aus der Asche von Hel stammt Ash Of Ashes, das Soloprojekt von Markus Skroch, der sich auch Skaldir nennt. Hier führt er den epischen Pagan Metal seiner Ex-Band weiter. Erst kürzlich hat er sein Debüt „Down The White Waters“ in Eigenregie auf CD und Vinyl veröffentlicht, auf dem er mit Eigenständigkeit glänzt. Ich kontaktierte ihn und bekam auch schnell Antwort.

logoDaniel: Hi Markus! Na, alles klar? Bitte erzähl uns doch zunächst, wann und wie es zur Entstehung von Ash Of Ashes kam!

Markus: Es war an einem kalten Wintertag.... Ach nee, so war das doch gar nicht. ;)

Als Hel Ende 2012 beendet wurde, dachte ich, dass ich mit dieser Art von Musik erst einmal fertig bin. Aber nach etwa ein, zwei Jahren juckte es dann doch wieder in den Fingern epischen, hymnischen Metal zu machen. Ich habe dann angefangen, Songideen zu sammeln, und langsam formte sich daraus Ash Of Ashes.

Daniel: Ich kenne einiger Deiner Ex-Bands (Aphelion, Hel, Abscession, Depression). Warum hast Du Dich dazu entschlossen, Ash Of Ashes als Soloprojekt zu betreiben? Bist Du kein Teamplayer?

Markus: Doch schon, und schlussendlich ist ja mit Morten noch ein Bandmitglied dazu gekommen. Es ist nur so, dass ich gerne alleine Songs schreibe und nie fand, dass das zum Beispiel im Proberaum zusammen mit anderen zufriedenstellend funktioniert. Als Multi-Instrumentalist hat man oft seine Ideen fix selbst umgesetzt, und schnell ist ein Song dann fertig. Ich spiele ja auch noch bei Elane, und da habe ich auch kein Problem damit, die Lieder der anderen zu bespielen. Aber mit anderen zusammen zu komponieren, finde ich schwierig. Zusammen arrangieren funktioniert aber gut. Am liebsten arbeite ich als Duo. Es ist gut, jemanden zu haben, den man nach seiner Meinung fragen kann.

Daniel: Welche Bands haben Dich beeinflusst?

Markus: Der unüberhörbare Haupteinfluss ist sicherlich Bathory. „Hammerheart“, „Twilight Of The Gods“ und „Blood On Ice“ sind einfach Meisterwerke für mich; sowohl von den Songs als auch von der Atmosphäre. Ansonsten mag ich Moonsorrow und auch klassischen Metal wie Iron Maiden. Außerdem bin ich seit ein paar Jahren auch Progrock-Fan bzw. Symphonic Prog. Alle diese Stile inspirieren mich bewusst oder unbewusst.

Daniel: Ist es Dir eigentlich wichtig, dass sich alle Deine Bands musikalisch voneinander unterscheiden? Oder hat sich das eher zufällig ergeben?

Markus: Ja, das war mir immer sehr wichtig. Ich spiele in Bands, die von Irish Folk über Death Metal verschiedene Stile abdecken. Es hat meiner Meinung nach keinen Sinn, wenn jemand ein Side-Projekt hatte, das praktisch genauso wie seine Hauptband klingt.

Daniel: Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Texte? Und worum geht es im Allgemeinen?

Markus: Da ich kein begabter Texter bin, habe ich mir dafür Morten ins Boot geholt.
Inhaltlich drehen sich die Texte primär um Mythologisches, Historisches, Sagenhaftes, aber auch um ebenso anregende Themen wie Aufbruch, Heimkehr und Erinnerung. Zudem gibt es innerhalb des Albums ein vier Lieder umfassendes Konzept namens „The Lay Of Wayland", welches die Germanische Heldensage von Wieland dem Schmied erzählt.

Daniel: Viele Pagan Metal-Bands singen auf Deutsch. War das für Dich nie eine Option?

Markus: Bei Hel habe ich ja auch deutsch gesungen, wollte es bei Ash Of Ashes aber gerne mal in Englisch versuchen. Die deutsche Sprache ist phonetisch wirklich nicht so einfach zu singen. Und mir war es immer wichtig, alles deutlich auszusprechen, wodurch es auch schon mal sperrig klingen kann. In Englisch zu singen funktioniert gut. Es ist aber nicht ausgeschlossen, in Zukunft auch wieder deutsche Titel zu singen.

ash of ashes Wie lange hat es gedauert, die Songs zu schreiben und aufzunehmen?

Markus: Es dauert pro Song meist nur einen oder zwei Tage, den zu schreiben. Meistens ist es sogar sehr schwer, am nächsten Tag nochmal weiter daran zu schreiben. Ich mache das am liebsten direkt aus einem Guss, denn dann passen die verschiedenen Riffs meistens auch gut zueinander. Bei den Aufnahmen war das ähnlich. Schlagzeuger Dennis brauchte nur einen Tag für das komplette Album, was wirklich erstaunlich war. Wir haben morgens gegen 11 Uhr das Schlagzeug in den Aufnahmeraum gebracht, dann aufgebaut, gestimmt und mikrofoniert. Dann hat er zwei oder drei Durchläufe pro Song gespielt. Das ganze lief so gut, dass wir sogar mit ausgedehnter Mittagspause abends bereits alles im Kasten hatten. Ich selbst habe da für Gitarre und Bass länger gebraucht. Um nicht die Freude an der Aufnahme zu verlieren, habe ich immer nur einen Song am Tag eingespielt. Das sind dann meistens so ca. ein-zwei Stunden pro Song, wenn ich zwei Rhythmusgitarren und eine Leadgitarre spiele. Es ist wichtig, dass das Gefühl stimmt. Den Gesang habe ich an teilweise weit entfernten Tagen immer mal aufgenommen, wenn mir gerade danach war. Hier kommt es noch mehr auf die Stimmung an, in der man das macht. Es gab aber auch Tage zum Verzweifeln... Morten hat seine Black Metal Vocals an einem Tag in ein paar Stunden eingesungen. Am Ende dauert es aber trotzdem Jahre vom Songwriting bis zum fertigen Master, wenn man nicht täglich daran arbeitet. Aber die Zeit habe ich mir gerne gelassen.

Daniel: Wo hast Du aufgenommen? Und hast Du das Album selbst produziert?

Markus: Das Kalthallen Studio ist mein eigenes. Dort wurde das Album selbstverständlich auch aufgenommen, gemixt und gemastert. Die Tontechnik ist mein Beruf und meine Leidenschaft. Ich mische und mastere seit vielen Jahren auch für andere Bands.

Daniel: Von dem Label Kalthallen Tonträger habe ich zuvor noch nie etwas gehört. Ist es Dein eigenes Label? Musstest Du dafür zum Beispiel Gewerbe anmelden? Und würdest Du auch andere Bands über dieses Label veröffentlichen oder nur Deine eigenen Tonträger?

Markus: Ja, man muss damit zum Gewerbeamt. Ich habe es gegründet, um offiziell meine eigenen Tonträger verkaufen zu können. Es ist nicht geplant, darüber auch andere Bands zu veröffentlichen.

Daniel: Du hast das „Down The White Waters“ auf CD und Vinyl veröffentlicht. Wie hoch sind denn die Auflagen jeweils? Und war das nicht sauteuer? Gab es kein geeignetes Label, das an einer Veröffentlichung interessiert gewesen wäre?

Markus: Haha, ja Daniel, das ist in der Tat sauteuer! Vor allem Vinyl ist sehr kostspielig. Deshalb freue ich mich auch, wenn viele Leute das Album kaufen!
Es gab schon Labels, die das Album hätten veröffentlichen wollen, aber ich wollte es eben selbst versuchen, wie 2012 auch schon mit dem letzten Hel-Album. Das hat damals gut funktioniert. Ich finde es komisch, wenn man durch ein Label selbst von seiner eigenen Musik enteignet wird. So kommt es mir jedenfalls vor. Natürlich ist man immer noch der Urheber, der Komponist. Aber die Verwertungsrechte gibt man ab; für ein paar Jahre oder für immer. Und man muss immer vorher fragen, was man mit seiner eigenen Musik machen darf. Ich finde es schade, dass eine Eigenveröffentlichung oft als weniger professionell angesehen wird. Früher hatten Labels mehr Bedeutung, aber ein Indi-Label kann einer Band meiner Meinung nach auch nicht viel weiter helfen oder mehr Verkäufe generieren. Klar, wenn man bei Nuclear Blast oder Century Media ist, kann schon mehr bewegt werden, aber ich sehe Ash Of Ashes als Underground. Und dabei möchte ich alle Freiheiten behalten.

Von der Platte gibt es 300 Stück, wobei die ersten 100 auf transparent blauem Vinyl gepresst sind, das mit schwarz marmoriert ist. Sieht wirklich toll aus! Bei CDs ist das so eine Sache, da 500 eigentlich genau so viel wie 1000 kosten.

Daniel: Rentiert es sich heute – im Zeitalter der Downloads und Streams – überhaupt noch, eine solch hohe Anzahl an Tonträgern anzufertigen?

Markus: Wie bei LPs auch kann man auch bei CDs nicht viel sparen, wenn man kleinere Auflagen macht, denn die Kosten für das Glasmaster oder die Matrizen sind immer da. Und so etwas wie selbst gebrannte CDs möchte ich keinesfalls veröffentlichen.

ash of ashes Daniel: Wie stehst Du überhaupt zu diesem ganzen neumodischen Digital-Kram?  

Markus: Ich selber finde, dass ich etwas nur wirklich habe, wenn ich es auch anfassen kann. Aber ich habe auch nichts dagegen, wenn Leute lieber alles nur digital haben, so lange sie es kaufen. Ich mache mir auch selber MP3s von meinen CDs, um sie auch mal unterwegs oder im Auto hören zu können. Jedem so wie er es mag. Aber ich habe wirklich ein Problem damit, wenn Leute sich alles illegal runterladen, vor allem wenn es in eine Art Sport ausartet, möglichst viel geklaute Musik zu haben. Der Wert und die Wertschätzung der Musik geht dadurch total verloren. Vor allem wenn man so viel Musik hat, dass man sich damit gar nicht mehr ordentlich auseinander setzen kann. Deshalb ist es mir auch wichtig, ein physikalisches Produkt mit stimmigen Layout zu veröffentlichen. Man soll dabei nämlich etwas fühlen, eintauchen. Ein Album entstehen zu lassen, kostet den Künstler nicht nur Kreativität und Zeit, sondern auch echtes Geld! Und man kann nur so lange Sachen veröffentlichen, wie man es sich leisten kann. Zum Glück gibt es noch Leute, die Musik wertschätzen. Also, kauft statt eurem Coffee to Go doch lieber ein Album, das euch gefällt. Da haben alle länger etwas von.

Daniel: Könntest Du Dir vorstellen, Dir eine Besetzung zusammenzustellen und auch mal live zu spielen? Oder ist Ash Of Ashes für Dich ein reines Studioprojekt?

Markus: Die Songs wurden alle so geschrieben, dass sie auch live gespielt werden können, und ich habe die Vision, damit auch live aufzutreten, wenn alles passt.

Daniel: Wie sehen sonst Deine Zukunftspläne mit Ash Of Ashes aus? Steht eventuell schon ein weiteres Album in den Startlöchern?

Markus: Ein paar neue Songs habe ich tatsächlich schon geschrieben, und es gibt noch viele Ideen für weitere Lieder. Zum Beispiel möchte ich ein ganz altes deutsches Lied umarrangieren, ähnlich wie ich es auf „Down The White Waters“ mit der norwegischen traditionellen Melodie „Springar“ gemacht habe. Nach dem Album ist vor dem Album!

Daniel: Na gut, Markus! Dann gehört Dir das Schlusswort!

Markus: Daniel, ich möchte Dir wirklich danken für die interessanten Fragen! Ich sitze hier jetzt schon beinahe zwei Stunden an den Antworten, höre dabei alte Vintersorg-Alben, aber habe gar nicht bemerkt, dass es so lange gedauert hat.

https://www.facebook.com/AshOfAshes/

https://ashofashes.bandcamp.com/releases



Autor: Daniel Müller