GODSMACK - WHEN LEGENDS RISE


Label:SPINEFARM
Jahr:2018
Running Time:38:16
Kategorie: Neuerscheinung
 

Ich kann mich noch sehr genau an meinen ersten Kontakt mit Godsmack erinnern. Kurz nach der Jahrtausendwende war ich, frischgebackener Student im ersten Semester, mit meinen Eltern für ein paar Tage in den Vereinigten Staaten von Amerika. Damals lief „Awake“, die erste Single-Auskopplung des gleichnamigen Albums, auf jedem Musiksender (das gab es zu der Zeit noch)  in heavy rotation und zog mich sofort in seinen Bann. Keine Frage, das Album musste her, obwohl ich von der Band vorher noch nie etwas gehört hatte. Dank eines unfassbar ungünstigen Wechselkurses des Dollar zur D-Mark (auch die gab es zu der Zeit noch) war das zwar ein teures Vergnügen, aber trotzdem jeden Cent wert. Zumal ich - inzwischen wieder zuhause - meinen neuesten Neuerwerb für ein paar Monate als Rarität bezeichnen durfte, bis das Album dann mit einiger Verzögerung auch bei uns erschien. Inzwischen hatte ich auch herausgefunden, dass „Awake“ sogar schon das zweite Album von Godsmack war und das selbstbetitelte Debüt-Album in den USA siebenstellige Verkaufszahlen eingefahren hatte. Und hierzulande kannte die Band kein Mensch! Leider sollten es Godsmack auch in den folgenden achtzehn Jahren, trotz großartiger Alben in Europa, nicht über den Status eines Geheimtipps hinausbringen, während man zuhause weiterhin beständig Gold- und Platin-Auszeichnungen einfuhr. Ob es an der mangelnden Live-Präsenz bei uns lag? Nachfrage ist auf jeden Fall da, denn sämtliche Deutschland-Dates zum neuen Album waren bereits Monate im Voraus ausverkauft. Dass es auch nicht an der musikalischen Qualität liegt,  beweist „When Legends Rise“, die neue Langrille der Bostoner, einmal mehr. Alternative Rock/Metal mit einer gehörigen Portion Groove, darüber thronend die markante Stimme von Frontmann Sully Erna, lautet das bewährte Erfolgsrezept. Schon das Eröffnungsduo mit dem Titeltrack als Opener und der Single-Auskopplung „Bulletproof“ beweist, dass Godsmack auch auf Opus Nummer sieben nichts verlernt haben und ihre Trademarks immer noch punktgenau einzusetzen wissen. Auf den Rest des Werks muss man sich allerdings etwas mehr einlassen als gewohnt. Das liegt auch daran, dass Godsmack ihren Sound etwas facettenreicher gestalten, was mal mehr und mal weniger gut gelingt. Denn auch wenn die typischen Godsmack-Stampfer wie „Say My Name“, „Let It Out“ und „Every Part Of Me“ (mit Nu Metal Gedächtnis-Eröffnungsriff) natürlich nicht fehlen, bietet die Scheibe auch gewöhnungsbedürftige Kost, wie die mit viel Klaviergeklimper und Streichern unterlegte Ballade „Under Your Scars“ oder das arg poppige „Unforgettable“.  Auch wenn der eine oder andere Fan der ersten Stunde sicher den krachenden Gitarrensound der frühen Alben vermissen wird, dürfte „When Legends Rise“ unterm Strich keinen Fan der Band enttäuschen und der Band auch hierzulande neue Hörerschichten erschließen.

Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Sebastian Thiel


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