MOTOROWL - ATLAS


Label:CENTURY MEDIA
Jahr:2018
Running Time:45:04
Kategorie: Neuerscheinung
 

Motorowl stammen aus Thüringen und legten in 2016 mit "Om Generator" ihr Erstlingswerk vor, dem dieses Jahr der zweite Streich mit "Atlas" folgt. Die Langrille hat eine Spieldauer von einer knappen dreiviertel Stunde und beinhaltet sieben Tracks, die mit Ausnahme des überlangen Rausschmeißers "Morma Jean", so zwischen fünf und sechs Minuten lang sind. Seit dem Debütwerk ist bekannt, dass die Jungs feinsten Vintagerock der 70er-Jahre, mit einer ordentlichen psychedelischen und doomigen Note abliefern. Mit treibenden Riffs und ordentlich Groove steigt der Opener "Infinite Logbook" ein. Sogleich gehen dem Hörer die warmen Keyboardtöne und die feine, sehr wohlklingende Stimme von Max Hemmann in die Gehörgänge. Weg vom üblichen Doom und rauem Stoner, kreieren die fünf Protagonisten einen recht modernen Sound und wirken so gar nicht altbacken. Es folgt das dunkle, vermehrt doomlastige und recht schwere "The Man Who Rules The World". Zunächst wähnt man sich nahe bei Black Sabbath und frühen Pentagram aber bereits mit dem Einsetzen der Hammond-Orgel, beschreitet man hier wesentlich melodischere und wärmere Wege, die sicher phasenweise an Uriah Heep erinnern. Orientalische Tunes und deutliche Tempiwechsel, bis hin zu ganz langsamen Momenten, ja fast einem Innehalten, sprechen jedoch für ganz eigene Kreationen. Zum Ende der Komposition, geht die Orgel eine tolle Symbiose mit den Sechssaitern ein und sie ergehen sich zusammen in fast galoppierenden Rhythmen. Nahe dem Space Rock mit allerdings merklich ambienten Tönen, arbeitet zunächst der Titeltrack "Atlas", ehe der ganz typische Uriah Heep - Drive folgt. Mit monotonen, wiederum eher sanften Klängen, geht es in "To Give" rein. Analog den vormalig drückenden Orgeln, treiben nun Gitarren den doomlastigen Rocker voran. Motorowl verharren allerdings nie in der Düsternis oder der Melancholie, sondern haben immer einen frischen Schwung parat. Ein ums andere Mal kann Max am Mikro überzeugen und auch die Rhythmus-Fraktion liefert einen guten Job ab. Man übertreibt es nicht mit den Leads oder solistischen Einlagen, sondern geht mit ihnen pointiert um.

Bei "To Take" vernimmt man anfangs ungewohnt weiche Gitarrensaiten. Erst langsam wandelt sich der Track in einen fast balladesk daher kommenden Doomer, wobei dieser Eindruck maßgeblich durch die, in den dunklen Vorhöfen geprägten Vocals bestimmt wird, der sich die Klampfen, Schellen und wenigen Tastenlaute anpassen. Sehnsucht und Melancholie lassen Gedanken an Opeth aufkommen, wenn die ersten Arrangements des nachfolgenden "Cargo" erklingen. Vereinzelte Klavier-Sounds und die smoothige Stimme, deuten dann gothrockige und recht moderne Tendenzen an. Erstmalig im richtigen, urwüchsigen Stoner, eröffnet das lange "Norma Jean" und gibt diesen psychedelischen Spielereien ganz viel Zeit und Raum, so dass es rund eineinhalb Minuten dauert, bis wir erstmalig wieder den wohl temperierten Gesang vernehmen. Zwischen düsteren Black Sabbath- Walzen, dem mit einer Orgel geprägten Sound von Uriah Heep und hier und da martialischen Riffern, walkt das Opus daher. Es schließen sich Ruhephasen, Gesangsteile und immer wieder losrockende Gewitterstürme an. Motorowl wissen zu gefallen, experimentieren, verweben dabei alte Schemata mit modernen Klängen, überraschen und sind selten langweilig.

Note: 7.5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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