SCHATTENMANN - LICHT AN


Label:DRAKKAR ENTERTAINMENT
Jahr:2018
Running Time:50:02
Kategorie: Neuerscheinung
 

Zugegeben, Bands der Neuen Deutschen Härte haben es schon immer schwer gehabt, wenn sie nicht zu den Musikern der ersten Stunde gehörten: Entweder wird ihnen vorgeworfen, sie würden die NDH kommerziell ausschlachten und wären nicht hart genug oder aber man tut sie ab mit den" Worten "Die klingen zu sehr nach Rammstein". Schattenmann scheint das wenig zu interessieren, die Band arbeitet sich immer weiter nach oben und legt mit "Licht An" eine NDH Scheibe vor, die sich sehen lassen kann. Der Titelsong bringt alles mit, was man für so ein Album braucht: elektronische Sounds, brechende, groovige Gitarren, eine fiese, dreckige Gesangsstimme, eingängiger Refrain. Ein wenig erinnert das ganze schon an Stahlmann, das muss man zugeben, trotzdem liefern die vier Nürnberger hier schon mal gut ab. Nicht minder wild prescht auch "Brennendes Eis" nach vorne. Hier kommen ungewöhnliche, noch nicht gehörte Synthesizer zum Einsatz, der Refrain ist eingängig und eignet sich bestens zum Mitsingen, die Gitarren laden dazu ein, sich in ihnen zu verlieren. Das Potenzial, dass dieser Brecher demnächst auf den meisten Szenepartys läuft, ist gegeben.

Auf "Gekentert ist vor allem eines vorläufig ins Wasser gefallen, nämlich das ungestüme Tempo. Sehr melodisch und melancholisch hören wir hier eine etwas Klischee-hafte NDH Ballade über die Verzweiflung unerwiderter Liebe. An sich kein schlechter Beitrag, ich persönlich finde es toll, wenn eine Band nicht nur Stampfer raushaut, sondern auch gefühlvoll sein kann, allerdings sind mit hier zu viele Stereotypen bedient. "Zahn Der Zeit" setzt den Weg des vorherigen Songs fort und tritt noch mehr auf die Bremse, was allmählich für ein NDH Album doch etwas zuviel des Guten ist, langsame Songs höre ich mir lieber in anderen Rockgenres an. Das ändert sich zum Glück nun: "Amok" bringt die Brutalität und den mitreißenden Groove wieder zurück und besticht vor allem mit dem Gesang in der Strophe, da Sänger Frank Herzig hier seine Stimme abwechslungsreich einsetzt. Mensch, auch so noch nie gehört! "Generation Sex" bringt erstmals auch englische Textelemente mit, der Text besticht insgesamt ebenfalls, bisher ist er der unverblümteste, deutlichste Text des Albums, das besondere Element hier ist die hochgepitchte Stimme im Chorus, welche dem Titel seine eigene Marke verleiht. Zu "9 mm" gibt es nicht so viel zu sagen, ein solides Lied, ein weiterer Brecher, wütender Text, düstere Gitarren, brechende Riffs, wie man es mittlerweile kennt, von Schattenmann. In "Krieger Des Lichts" stattet der Mono Inc. Stil dem Ganzen einen kleinen Besuch ab, chorale Parts sind hier das Sahnehäubchen. Zum Mitsingen auf Konzerten eignet es sich allemal.

"Trümmer Und Staub" zieht die Bremse wieder ein wenig an, bringt aber einen schönen Text mit und dudelt nicht als eine Schnulze daher, wie es bereits der Fall war. Als nächstes wird es düster und kalt. Völlig klar: der "Schattenmann" naht. Groovig, tanzbar, brachiale Stimme, Synthies, alles ist hier vorhanden und gibt dem Song alles, was er braucht. Klasse, wieder ein Titel, der sich sehen lassen kann. Der erste der drei Bonus Tracks ist "Böser Mann", er lässt gegen Ende nochmal aufhorchen, genauso wie "Rot", bei dem mal wieder eine tolle Gesangs- Instrumental-Kombination zu finden ist, ungewöhnlich eingesetzt. Die Akustikversion von "Gekentert" überzeugt mich jetzt nicht so direkt komplett, aber das ist Geschmackssache. Fazit: Auch wenn die NDH ein wirklich schwieriges Flaster ist, so geben Schattenmann doch ihr bestes, überraschen mit neuen Akzenten und lassen Hoffnung aufkommen, dass sie den festgefahrenen NDH Markt mal wieder ein wenig auflockern.

Note: 8 von 10 Punkten
Autor: Clemens Steinberg


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