THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA - SOMETIMES THE WORLD AIN´T ENOUGH


Label:NUCLEAR BLAST
Jahr:2018
Running Time:58:26
Kategorie: Neuerscheinung
 

Knapp ein Jahr ist es her, da veröffentlichten The Nightflight Orchestra, mit "Amber Galactic", ihr drittes Album und schlugen ein, wie eine Bombe. Bei mir allerdings nicht wirklich, wie der Leser meinem entsprechenden Review bei CROSSFIRE entnehmen kann. Mit dem Nachfolger "Sometimes The World Ain´t Enough", veröffentlicht Ende Juni dieses Jahres, ging der Hype weiter. Schauen wir mal, ob die zusammengewürfelte Retrotruppe, mit Mitgliedern aus unterem anderem Arch Enemy (Sharlee D`Angelo am Bass), Soilwork (Björn Strid am Mikro und David Andersson an der Gitarre) oder Jonas Källsbäck (Schlagzeug bei Mean Streak), diesmal mit druckvollerem Retrorock der 80er-Jahre, sprich stilistisch Asia, Toto, Boston, Foreigner & Co überzeugen kann oder wiederum nur konservativstes Weichspülzeugs, für die versammelte Hörerschar abliefert. Ein Dutzend Nummern sind auf dem knapp einstündigen Opus enthalten. Dann wollen wir mal loslegen: Mit Deep Purple - affiner Percussion, legt das flotte und schwunghafte "This Time", im Mid-Tempo los, gefolgt vom, mit Synthesizern und übereingängigem Refrain massengerecht aufgearbeitetem "Turn To Miami". Das ist ziemlich kitschiger AOR, den es in dieser Form nicht einmal von Glenn Hughes auf "Dreamrunner", von Phenomena gab. Wenn man denkt, viel radiotauglicher geht es kaum noch, setzen The Night Flight Orchestra mit "Paralyzed" allerdings noch einen drauf, nach dem Motto Bee Gees trifft Survivor. Genau die standen dann mit ihrem Megahit "Eye Of The Tiger" Pate, für den Eingang in den Titeltrack, obwohl man hier dem Shouter Björn eine ziemlich gute und an den wippenden Rock angepasste Stimme attestieren muss, die leider nur phasenweise mal etwas Rauigkeit durchschimmern lässt. Schmalzige, weil hoch und mehrstimmig gesungene Wiederholungsteile, verkleistern das ohnehin schon ziemlich balladesk angelegte "Moments Of Thunder" zu einer Nutellaschnitte.

Erstmalig mit etwas Druck und auch in den Gliedern wahrnehmbarem Groove, arbeitet "Speedwagon", aber ohne einfachste und fast rührselige Wiederholungen, geht es hier ebenfalls nicht. "Lovers In The Rain" ist zum wiederholten Mal gut gesungen aber wie vieles davor simpel und voll von klebriger Catchiness. Lässt man mal die lieben Tasteninstrumente und fast schlagermäßigen Riffs zu Beginn von "Can't Be That Bad" außen vor, so gibt sich der Sänger hier fordernder und knalliger, ohne natürlich das angepasste, sanft rockige Genre zu verlassen. In den ausgehenden 70er-Jahren, hätte "Pretty Thing Closing", mit seinen eingängigsten und zuckersüßen Keyboardpassagen, jede Chartleiter mit Leichtigkeit erklommen und auch das nachfolgende "Barcelona", welches irgendwie zuhauf Melodien in sich vereint, die man meint hier und da mal gehört zu haben, wäre ein paar Jahre später ebenfalls millionenmal als Single über den Ladentisch gegangen. Nach knapp fünfzig Minuten AOR oder charttechnisch auf Hochglanz poliertem Rock, der Begriff Hardrock wäre hier einfach unangepasst, wirkt "Winged And Serpentine", schon fast langweilig, obwohl es nicht besser oder schlechter als das bislang dargeboten Material ist. Mit dem fast zehnminütigem, recht sanftem "The Last Of The Independent Romantics", mit erstmalig tatsächlich etwas raueren Klampfen und einem schon ein kleines bisschen rotzigem Sänger, erfolgt dann der passende Rauswurf. Es bleibt dabei. Bei The Night Flight Orchestra agieren durchweg richtig gute Musiker aber was die hier abliefern, ist mir viel zu schön daher geträllert, zu gefällig komponiert, mit Hochglanzpolitur kantenfrei geschliffen und im Vergleich zum Vorgänger noch etwas eintöniger. Ja einfach ohne Abwechslung. In der Summe gibt es daher einen weiteren Punkt Abzug, was die ewig gestrige Hörerschar aber wohl nicht weiter stören wird.

Note: 5 von 10 Punkten
Autor: Andreas Gey


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