Rock Hard Festival 2018

Gelsenkirchen, Amphitheater, 18.05.2018-20.05.2018

Eigentlich wollte ich in diesem Jahr eine Pause von allen Festivals machen. Zu oft dieselben Bands, dieselben Menschen, derselbe Ablauf. Ein mancher mag ewig diese Tradition, ich selber bin eben stets auf der Suche nach Neuem. Das Line-Up, abgesehen der großen Namen hat mich allerdings überzeugt dabei zu sein und ich habe es nicht bereut. Wie üblich hat man den Ablauf fest im Griff und konnte dieses Jahr sogar noch anziehen. Derweil war der Rest…“the same procedure as always“. Das ewige Diskutieren über Getränkepreise, Probleme mit Akkreditierungen einiger Kollegen oder ähnliche bereits mehrmals in anderen Jahren totgelaberter Themen, werde ich mir an dieser Stelle schenken. Das Rock Hard Festival gehört weiterhin zu den angenehmsten Events seiner Art. Punkt!

 

Tag 1, 18.05.2018

Dawn of Disease - RH 2018Den Auftakt besorgen die Dawn Of Disease, die im melodischen Death Metal unterwegs sind und mit ihrer Eröffnung eine vermeintliche Tradition des Rock Hard brechen. Nein, es ist kein Thrash Metal, der traditionell von der Amphitheater-Bühne herunterschallte, sondern guter Death Metal, der die zum Glück nicht zu spärlich gesäte Fanschar, vor der Bühne zu begeistern weiß. Bei guten Wetter, ebenso guter Laune und einer immensen Spielfreude der Osnabrücker treffen optimale Voraussetzungen für das Opening zusammen. (Robert Buder)

 

 

Attic - Rockhard 2018 Attic sind so etwas wie eine gelungene Schnittmenge aus King Diamond und Mercyful Fate und können mit Fug und Recht behaupten, bisher einen gelungenen Karriereweg hingelegt zu haben. Selbstverständlich verwundert es da nicht, wenn Meister Cagliostro von Gelsenkirchen und dem Ruhrpott schwärmt, sind Attic doch Wiederholungstäter auf dem Rock Hard und selbst als Gelsenkirchener, mit einer kurzen Anreise gesegnet. Im Repertoire natürlich auch das letzte, als Konzeptalbum konzipierte "Sanctimonious", was von den Fans begeistert aufgenommen wird, denn die Mischung aus New Wave Of British Heavy Metal, mit der düsteren Attitüde findet großen Anklang und bestätigt, dass die Band völlig zurecht erneut im Amphitheater zu Gast ist. (Robert Buder)

 

 

Dool - Rockhard 2018Bei Bands die extrem gehypt werden bin ich immer etwas misstrauisch, so auch bei den Niederländern von Dool. Aber schon nach den ersten Takten, macht sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht breit. Hey hier geht ja richtig der Punk ab! Frontfrau Ryanne van Dorst kommt rüber, wie eine Mischung aus Patti Smith und Chrissie Hynde (The Pretenders). Und das nicht nur im optisch herben Look der beiden Damen, sondern auch mit ihrer Art zu singen und Gitarre zu spielen. Bekannt ist sie in den Niederlanden schon lange als Elle Bandita aber auch ihre Punkwurzeln aus der Zeit als Gitarristin für die Band „Anne Frank Zappa“, kann sie nicht verleugnen. Und so präsentieren Dool heute eine absolut energiegeladene Show, die an Intensität ihresgleichen sucht. Ohne große Schnörkel, sondern mit voller Wucht mitten rein. Das ist Musik, die einfach live am besten kommt.

Setlist: “The Alpha”, “Golden Serpents”, “She Goat”, “In Her Darkest Hour”, “Vantablack”, “Oweynagat”. (Andrea Breitenbach)

 

Diamond Head - Rockhard 2018Diamond Head hatten auch heute wieder Gelegenheit ihre typische Hitfrage zu stellen: „Am I Evil“?, haha. So manch einer kennt überhaupt keinen anderen Track der Band. Oder sie ist ganz an der Person vorbeigegangen. Kaum zu glauben oder? Dabei gibt Metallica stets zu, von den Briten beeinflusst worden zu sein und hat auch Covertracks der Truppe im Programm. Somit wurden die Insulaner, mit immer noch Neuzugang Dean Ashton am Bass, als „das Original“ auf die Bühne geholt. Sänger Rasmus Born Andersen, seit 2014 im Line-Up hat die Meute fest im Griff und bietet trotz anfänglich technischer Schwierigkeiten, samt aller Jungs, ein recht feines Set ab. Für die frühen Stunden des Tages genau das richtige Programm. Klar, die Mitmusiker könnten etwas mehr Gas geben aber man hatte nicht den Eindruck der Lustlosigkeit. Bekannte Metalhymnen wie „It´s Electric“, „In The Heat Of The Night“ und „Set My Soul On Fire”, hatten leichtes Spiel und ließen schnell die Fäuste in der Luft kreisen und so einige Matten schwingen. Top! (Steve Burdelak)

 

Tiamat - Rockhard 2018-2Weiter geht es mit Tiamat, die bereits angekündigt hatten, dass es eine weitestgehend aus Stücken von "Clouds" und "Wildhoney" bestehende Setlist, geben wird. Während der erste Teil der Show den krachenden, mitreißenden Stücken gewidmet ist, wird es im zweiten Teil eher ruhig und balladesk. Bei genauer Betrachtung fehlen mir in Halbzeit zwei aber die Akzente, zu brav, ruhig und eher in sich gekehrt, wirkt die Darbietung auf mich. Wenn man gegen Ende noch ein, zwei Kracher auffahren würde, wäre alles im Lack, doch das Quartett nimmt auf meine Gefühlslage keine Rücksicht und hat stattdessen sogar noch zehn Minuten eher ab. Unfassbar, vor lauter Schnappatmung fehlen mir die Worte! (Robert Buder)

 

Sodom - Rockhard 2018Heimspiel für Sodom. Dass dieses der erste Auftritt in neuer Besetzung sein sollte, störte keinen. Im Gegenteil es erhöhte die Spannung nur. Um es kurz zu machen: Tom plus neuer Mannschaft haben definitiv abgeliefert! Routiniert wirkte dabei Rückkehrer Frank (ehemals „Blackfire“). Der von Asphyx abgewanderte Neutrommler Husky fiel einfach mal nicht weiter auf und machte seinen Job schlichtweg gut und Zweitgitarrist Yorck Segatz strotzte zwar nicht gerade vor Bühnenpräsenz, leistete sich aber keinerlei Ausfälle. Aber was soll’s, den zahlreichen Fans war es ohnehin vollkommen egal, denn anderthalb Stunden Sodom Dauerfeuer beendeten den Freitag mehr als würdig. „Conquerer“, „Sodomy And Lust“ und „Nuclear Winter“ eröffneten den mächtig heftigen Set. Roh und ungehobelt blieb es währen des Gigs - wie sich das für den schnörkellos geprügelten dirty Thrash aus dem Pott gehört. Mittlerweile kann die Band ja aus einem riesigen Backkatalog wählen und das tat sie auch zielsicher.“Christ Passion“, „The SawIs The Law“, „ Remember The Fallen“ oder „Blasphema“-  um nur einige Tracks zu nennen - droschen nur so in den Gelsenkirchener Abendhimmel. Entsprechend wurde vor der Bühne permanent gefeiert und getobt, aber wir sind ja auch nicht im Kindergarten! Mein persönliches Highlight: das megacoole „Outbreak Of Evil“. Pünktlich bildeten natürlich „Bombenhagel“ und „Ausgebombt“ das furiose Ende .Was denn auch sonst?! Coole und würdige Headliner-Show. Punkt! (Sven Bernhardt)

 

Tag 2, 19.05.2018

 

Traitor - Rockhard 2018Den Auftakt bestreiten am Samstag Traitor, die mit ihrem Thrash Metal ordentlich Arsch treten und der vielleicht noch etwas müden Gemeinde vor der Bühne einen ordentlichen Wachmacher verpassen. Im Gepäck drei Alben, wobei "Knee-Deep In The Dead" ganz frisch ist und auch die Masterarbeit für die Band aus Balingen darstellt, die den oldschool Thrash, mit den technischen Feinheiten der jüngeren Entwicklung kombinieren und damit ein abwechslungsreiches Repertoire bieten. Das sukzessiv zuströmende Publikum ist zumindest positiv angetan und schüttelt sich mit dem einen oder anderen Bier den Kater der Nacht aus den Gliedern. (Robert Buder)

 

Naocturnal Rires - Rockhard 2018Jahrelang ist es her…irgendwann in den 90er-Jahren, dass ich die Schweden Nocturnal Rites, mit ihrem famos melodiösen Power Metal live erleben durfte. Dann machten sie sich zehn Lenze lang rar. 2007 hatte Gitarrist Nils Norberg die Band verlassen. Dann die Wiederkehr 2017 mit dem neuen Klampfer Fredrik Mannberg und dem passenden Album (Titel) „Phoenix“. Das galt es nun im Amphitheater, samt zu promoten. Wahrscheinlich der Hauptgrund um auf einige Klassiker der Band gänzlich zu verzichten. Das schmälerte zumindest meine Hörvergnügen um einige „minikleine“ Iota. Gesanglich war Fronter Jonny Lindkvist nicht um ein Jahr gealtert und auch seine charmante Ausstrahlung, die ihm den Zugang zum Publikum immens erleichterte, ist weiterhin Bestandteil seines Wesens. Auch wenn die meisten Zuschauer mit seiner lustig gemeinten Jodel-Einlage nicht klarkamen. Dennoch, die gesamte Band stand geschlossen hinter ihm und so wurde trotz Keyboards vom Band, ein richtiges Feuer entfacht. Danke dafür! (Steve Burdelak)

 

The New Roses - Rockhard 2018The New Roses waren für mich, die persönliche Überraschung des Festivals. Bereits seit langem in aller Munde, kamen sie mir bislang nicht vor die Flinte. Sie setzen in Sachen Spielfreude, den hohen Maßstab des restlichen Tages an. Die Jungs haben Humor, was sich insbesondere textlich manifestiert, grooven wie Sau und haben zielsichere Rock-Hits im Programm. Man tritt mächtig Arsch, lacht im Kreis und nimmt das gesamte Publikum mit auf die beeindruckende Reise. So geht Rock ´n´ Roll. Ja es gab, wie immer ein paar kleinkarierte Nörgler aber die konnte ich geflissentlich ignorieren. Klar haben die Jungs den Rock nicht neu erfunden aber wer hat das hier schon. Mhmmm…und hat da meine Freundin Spaß an den Moves von Gitarrist Norman Bites gefunden? Wehe…haha. Klar für´s Auge wurde ebenso etwas geboten. Das gehört einfach dazu. Die Jungs aus Wiesbaden hatten mich auf jeden Fall mit ihren Tracks „Every Wildheart“, „Dancing On A Razorblade“ und „Life Ain´t Easy (For A Boy With Long Hair)“, ratzfatz am Schlafickel (ich hoffe das wird so geschrieben, haha). Wir haben uns nicht zum letzten Mal gesehen. (Steve Burdelak)

 

Leatherwolf - Rockhard 2018Leatherwolf und ich gehen bis in die 80er-Jahre zurück, wo ich sie zum ersten Mal live im Gasworks zu Toronto, Kanada gesehen habe. Und egal wie oft ich sie seitdem wieder zu Gesicht bekam, wie das letzte Mal auf dem Bang Your Head Festival in Balingen…sie blieben den Fans nichts schuldig. Kann das sein, dass meine Freundin wieder am pillern war? Nicht das ich demnächst allein los muss, haha. Na ja, auf jeden Fall steht die Drei-Gitarren-Front genauso sicher auf den Brettern, wie ihre altbekannten Hits knallen. Und saß da der Dieter Bohlen am Schlagzeug? Zumindest ist Mister Dean Roberts ein verdammt guter Lookalike. Man hatte es natürlich mit den jungen Metallern schwer, da das letzte Album satte elf Jahre im Schrank liegt und die wirklichen Klassiker noch älter waren. Zudem ist man hier nicht oft an der Livefront. Die Musik, wenn auch härter gespielt, konnte nicht jeden begeistern. Mir persönlich war das ziemlich egal, denn ich hatte meinen Posten fest vorne an der Bühne und gab auch ohne Haare Gas. Mir gegenüber gab es jedoch einen Axt-Kämpfer, Cole Jones (ansonsten bei Railguns), der nicht sonderlich interessiert agierte und das ganze Restbild der Action mit Ignoranz abzeichnete. Nicht schön. Da muss die Band sich schleunigst was einfallen lassen. Natürlich konnte das meinen Spaß an „Hideaway“ oder „Thunder“, nicht schmälern. (Steve Burdelak)

 

Cirith Ungol - Rockhard 2018Einer meiner Favoriten des diesjährigen Rock Hard Festival, waren die Jungs von Cirith Ungol, die ich noch nie live in Europa gesehen habe. Der Bandname stammt übrigens aus dem tolkienschen Epos „Der Herr Der Ringe“ und bedeutet “Pass der Spinne“ (im Roman mit ‚Kankras Lauer‘ übersetzt). Jedenfalls zocken die Amis um Jarvis Leatherby (Night Demon) ordentlich los, und präsentieren eine bunte Mischung ihres vorzüglichen Songmaterials der bisher veröffentlichten vier Kultalben Heute hilft noch Armand von Night Demon an der Gitarre aus, was den Genuss aber in keiner Weise schmälert. Sänger Tim Baker überzeugt damals wie heute mit seinem sehr charakteristischen Gesang, schreiend und heulend ja fast schon beschwörend. Das hat Klasse, und ich sauge förmlich jede Note in mich auf, da die Chance auf eine Wiederholung oder gar einer Europa-Tour doch sehr gering ist. Es ist schon immer wieder erstaunlich was die „alten Herren“ der Metal Szene live noch so in Gang setzen können.

Setlist: “Atom Smasher”, “Join the Legion”, “Blood & Iron”, “I'm Alive”, “Black Machine”, “Frost and Fire”, “Cirith Ungol”, “Chaos Descends”, “Fire” (The Crazy World of Arthur Brown Cover), “Master of the Pi”, “King of the Dead” (Pistol Schmidt)

 

Marduk - Rockhard 2018Die Schlangenprediger aus Schweden heißen mit bürgerlichem Namen Marduk und agieren mehr wie ein Panzerverband, der die absolute Zerstörung im Sinn hat. Eine Abrissbirne nach der anderen wird auf die begeisterte Fan-Meute losgelassen und aufgrund der mit Klassikern gespickten Setlist, kennt auch die Begeisterung keine Grenzen. Natürlich treffen Marduk nicht jedermanns Geschmack aber die Entschädigung steht für die Band vor der Bühne, denn die Anzahl der verzückten Fans ist Bestätigung pur. Der Auftritt geht letztlich aufgrund der Kurzweiligkeit gepaart mit Begeisterung viel zu schnell vorbei und schon beginnen die Umbauarbeiten für den nächsten Ruhrpottler. (Robert Buder)

 

Axel Rudi Pell - Rockhard 2018Einer der Highlights des Tages war Axel Rudi Pell, der nicht das erste Mal auf der Bühne des Rock Hard Festivals stand. Ich konnte die Band bereits auf der Tour in Erfurt erleben und mit er gigantischen Anlage des Festivals kam das Set noch besser zum Tragen. Eröffnet wurde mit „The Wild And The Young“ und es folgte „Wildest Dreams“. Sänger Johnny Gioelli war auf der ganzen Bühne zu Hause und verstand es das Publikum des Festivals mitzunehmen. Auch die Soloeinlagen von Axel machten das Ganze zu einem echten „Hinhörer". Die Band legte mit „Only The Strong Will Survive“ und „Mystica“ nach. Hierbei gab Schlagzeuger Bobby Rondinelli das erste Mal sein Können in einem Solo zum Besten. Mister Rondinelli hat in seiner Kariere auch schon einige berühmte Bands in seiner Vita verewigen können. Hierbei nennen wir Rainbow, Black Sabbath, Doro, Quiet Riot und Blue Öyster Cult. Bei Axel Rudi Pell hat er eine würdige und aktuelle Band gefunden. Die Bassarbeit von Volker Krawczak macht die Rhythmusgruppe der Band zu einem unglaublichen „Druckmittel“ der Band. Es folgte „Long Live Rock“, bevor Ferdy Doernberg mit einem gelungenen Keyboardsolo, die beiden verbundenen Stücke „Game Of Sins“ und „Tower Of Babylon“ eröffnete. Die Band spielte nun „The Line“, „Masquerade Ball“ und „Casbah“. Die Fans feierten die Band ununterbrochen, die ihr Set nun mit „Rock The Nation“ beenden mussten. In jedem Fall war der Auftritt von Axel Rudi Pell eines der Highlights dieses Konzerttages. Wer sie auf der aktuellen Tour noch erleben kann, sollte sich diese Nummer nicht entgehen lassen. (Marc Debus)

 

Overkill - Rockhard 2018Overkill sind in Gelsenkirchen immer gerne gesehen. Komischerweise ist das auf anderen Festivals nicht immer so. Da wird bei ähnlichen Billings aus den Vorjahren recht viel gemeckert. Zu Recht wie ich finde. Geil hin oder her, es gibt genug andere coole Acts und mit Overkill reicht es jetzt auf dem Rock Hard Festival. Im Prinzip gab es die gleiche Setlist wie auf dem aktuellen Live-Album „Live In Oberhausen“. Die Band kam mit mächtig Feuer unterm Arsch als Headliner des heutigen Tages auf die Bühne und insbesondere Basser D.D. Verni gab Gas, wie eine angestochene Wildsau. Das nenne ich mal den Boden beackern. Da können sich etliche jüngere Bands wirklich noch eine Scheibe abschneiden. Wie gesagt, das Augenmerk der Songs lag auf den Alben „Feel The Fire“ und „Horrorscope“. Bobby „Blitz“ Elsworth, berühmt für seien Stinkefinger ließ nichts anbrennen und kam so sympathisch rüber wie immer. Vom Opener „Coma“ bis zum letzten Ton von der Zugabe „Fuck You“, war der Auftritt, der komischerweise noch einigen Minuten vor der Curfew endete, faustdick und amtlich. Klar musste man die Setlist von „Live In Oberhausen“ aufgrund der Spielzeit etwas stutzen aber man hätte es nicht ganz so eng machen müssen, Schließlich hat man lange auf den Headliner-Posten gewartet. Dennoch…fast alle waren zufrieden und wollen das die Amis wiederkommen. Was soll ich machen? (Dagmar Hegger)

 

Tag 3, 20.05.18

 

Thundermother - Rockhard 2018-2Eigentlich ein sehr undankbarer Job, den Sonntags Opener beim Rock Hard Festival zu belegen. Aber die vier drallen Schweden Mädels von Thundermother, haben abends noch einen Auftritt im Speicher in Husum, das heißt nach dem Gig mal eben schlappe 500 Kilometer über die meist staugeplagten deutschen Autobahnen zu reiten. Erstaunlicherweise sind aber zu dieser frühen Stunde schon echt viele Metalheads am Start und die gut aufgelegten Damen um Filippa Nässil, einzig verbliebenes Original Mitglied der Ur-Besetzung, sorgen direkt für eine Vollbedienung. Wenn man den Phönix aus der Asche sucht, hier ist er soeben gelandet. Und wie, da zerschneiden die präzisen Riffs von Filippa die landschaftliche Idylle. Eine auf den Punkt spielende Rhythmus Abteilung, gekrönt von der sagenhaften Rotzröhre von Guernica Mancini verheißen „Schluss mit Lustig“. Jetzt gibt es auf die Zwölf! So bietet man einen schönen Querschnitt durch die drei bisher veröffentlichten Alben und die Mädels haben sichtlich Spaß daran. Ebenso das bereits gut aufgelegt Publikum, die die Songs im AC/DC Stil gebührend abfeiern. Sehr schade, dass aus bereits erwähnten terminlichen Gründen kein späterer Slot mit mehr Spielzeit möglich war. Das holen die Donnermütter dann sicher beim Nikolaut 2018 in Oberhausen nach. (Pistol Schmidt)

 

Memoriam - Rockhard 2018Memoriam haben erst im März ein neues Album an den Start geschoben und entern daher mit "The Silent Vigil" schwer bewaffnet die Bühne. Ebenfalls im Gepäck die Charterfolge, so dass das Selbstbewusstsein einen zusätzlichen Kick und Sicherheit verleiht. Mit zwei Alben lässt sich eine Setlist mit 45 Minuten Spielzeit gut füllen und so gibt es von beiden Alben eine gute Auswahl von Songs. Die Briten verleihen dem Festival die dieses Jahr eher rar gesäten Death Metal-Erlebnisse und versprühen auch ein wenig Bolt Thrower-Feeling oder auch Wehmut, je nach Sichtweite. Karl Willetts dürfte aber auch mit seiner neuen Band glücklich werden und kann auf viele Fans aus den alten Tagen zählen, die auch heute wieder zahlreich die Bühne säumen und den Auftritt verfolgen. Später kommt Karl noch aus dem Backstage-Bereich und wird direkt von einigen Fans angesprochen, die sich gerne mit ihm fotografieren lassen und ein paar Worte wechseln. Ein Fan bringt extra für die Fotosession sogar seinen Stahlhelm mit, es geht doch nichts über das passende Outfit. (Robert Buder)

 

Night Demon - Rockhard 2018Night Demon sind ein weiterer Vertreter des New Wave Of British Heavy Metal, jedoch nicht zu vergleichen mit Diamond Head oder dem Tagesheadliner Saxon. Night Demon ziehen einfach ihren Stiefel durch  und haben als junge Band und somit neuer Vertreter des Genres das Konzept perfekt für sich adaptiert. Wer sich wundert: Die Kalifornier waren bereits im letzten Jahr am Start und durften den letzten Festivaltag eröffnen, hatten aber das Pech, dass viele Fans wegen des Einlasses nicht oder nicht rechtzeitig den Weg zur Bühne geschafft haben. Da man sich Night Demon aber immer wieder mal geben kann, war die Entscheidung der Festival-Macher nicht verkehrt, die Band einfach erneut einzuladen und spielen zu lassen. Wie nicht anders zu erwarten packen die Jungs die Chance beim Schopfe und legen einen nicht minder geilen Auftritt auf die Bühnenbretter, teilweise sehr gut aus dem Publikum unterstützt. Man kann über die Band sagen was man möchte, sie haben den New Wave Of British Heavy Metal einfach drauf und schämen sich null dafür, schamlos bei den alteingesessenen Genrebegründer zu räubern. Den Fans ist eh wurscht, sie feiern die Jungs ab und gehen begeistert mit. Einziger Wermutstropfen: Der Merchandise-Verkauf schien im letzten Jahr besser zu laufen. (Robert Buder)

 

Uli Jon Roth - Rockhard 2018Für mich war der Auftritt von Uli Jon Roth Premiere. Das hatte auch eine ganz andere Güteklasse. Viel hatte ich von seinen coolen Auftritten gehört, etliches gelesen und seine Alben und Songs bei den Scorpions fest in der Hirnrinde verankert. Da durfte aber auch niemand was Neues erwarten. Uli ruht mit seinen, für ihn angefertigten Gitarren, in sich selbst und hat ein starkes Team um sich herum aufgebaut. Auch wenn Sänger Niklas Turmann (Crystal Breed), ab und an leicht wackelig in Action trat, mit einer gewissen Klangaffinität zum Scorpions-Shouter Klaus Meine. Sie waren trotz ihres Könnens einfach zweite Garde auf der Bühne. Erst recht wenn der Meister in den Solo-Phasen seine Improvisationsbereitschaft anstimmte. Ich war gefangen in einem anderen Kosmos. Was mit dem Opener „All Night Long“ (nie hätte ich gedacht diesen Song mal live zu erleben) begann und mit „Catch Your Train“ aufhörte, war für mich Götterdämmerung. Nur die beiden Covertracks „All Along The Watchtower“ und „Little Wing“, im Original von Jimi Hendrix, waren für mich unnötig. Ich war und werde nie ein Hendrix-Fan sein. Mehr Scorpions wäre besser gewesen. Allerdings lag um mich herum diesbezüglich alles im Glücksrausch. Selbst einige Promis ließen es sich nicht nehmen im Publikum Respekt zu zollen. (Steve Burdelak)

 

Coroner - Rockhard 2018Coroner sind eine alteingesessene Truppe, die aber aufgrund ihrer Verteilung auf der Bühne etwas verloren wirken. Wenn man die Mitte nicht so richtig besetzt, hätte man doch Teile der Bühne untervermieten können, oder? Spaß beiseite, ich will ja nicht rumnölen, auch wenn mir die Performance nicht so ganz zusagt. Es ist schön, die alten Recken mal live zu sehen, habe mir von dem Auftritt aber etwas mehr versprochen. Auch der Zuschauerzuspruch lässt noch einige Wünsche offen, wahrscheinlich war gerade Essens-, Trinkens-oder Strullerzeit. Die Eidgenossen nehmen es bestimmt nicht persönlich, zumindest haben sie ihren Gig, wenn auch unspektakulär, absolviert. (Robert Buder)

 

Backyard - Rockhard 2018Echt jetzt? Von den Backyard Babies habe ich echt mehr erwartet. Jahrelang hatte ich gehofft sie mal live zu erwischen und nun waren sie für mich die Enttäuschung des Festivals. Das sagen einige Zuschauer so, denn vor der Bühne wurde es zusehends magerer bestückt. Vom Sound wurde die Masse ebenso wenig verwöhnt und die Action auf der Bühne war so fade wie Oma´s Socken. Ich fand die Position im Billing auch viel zu hoch. Keine Ahnung warum der Rest teilweise euphorisch abging. Mir ging auf jeden Fall nichts ab. Und das obwohl ich die Alben der Schweden total geil finde. Im Hier und Jetzt konnten sie mich nicht mit einer Note begeistern. Da nützten auch die handvoll Klassiker nichts. (Steve Burdelak)

 

Armored Saint - Rockhard 2018Armored Saint mit einem Best-Of Set. Da kann auf dem Rock Hard Festival nichts schief gehen. Und da ich Saxon einfach einmal zu oft gesehen habe, läuten die Amis für mich persönlich nun das heimliche Headliner-Spiel ein. John Bush ist im stimmlichen und spielfreudigen Ausnahmezustand und gibt sein absolut Bestes. Diese Euphorie schlägt gewaltig auf die Zuschauer um. Ergo eine Win-Win Situation. Damit bereitet die Band sich den Weg für die am Ende des Jahres anstehende Tour. Wer so arschtight abzieht, kann nur den Kartenverkauf steigern. Eine schiere Auswahl an Hits, beginnend mit dem Opener „March Of The Saints“, über die Hits des vierten Albums der Amis, „Symbol Of Salvation“, mit den Evergreens „Reign Of Fire“ (dem unglaublichen Album Erst-Track), „Last Train Home“, „Spineless“ und natürlich dem Titeltrack, bis hin zur Zugabe mit „Can U Deliver“. Was will man mehr? So mancher Anhänger hatte Tränen in den Augen, andere bangten wie wild umher. Wie dem auch sei, alle waren sich einig, hier eine der besten Shows seit langem erlebt zu haben. Manchmal verstehe ich nicht warum so coole Acts nicht mehr Erfolg haben. Schade. Armored Saint müssen auf jeden Fall wiederkommen. (Steve Burdelak)

 

Saxon - Rockhard 2018Die letzte Band des diesjährigen Festivals ist diesmal Saxon. Muß man über diese Truppe eigentlich noch irgendetwas schreiben? Wo Saxon draufsteht ist Saxon drin. Eine Live Kapelle allererster Sahne, mit einem in Würde gealterten Frontmann der weiß worauf es ankommt. Natürlich darf man bei den Briten keine Überraschungen erwarten, außer vielleicht bei der Songauswahl. Aber mal ehrlich, manchmal tut so ein wenig Tradition auch richtig gut. Man kann sie abfeiern, sich fallen lassen und alte Gassenhauer sowie neue Songs gehörig abfeiern. Ich sage nur „Thunderbolt“…wieder mal neues Material das direkt zündet. Und so spielt es überhaupt keine Rolle, welche Songs Biff anstimmt. Man kennt sie alle und sie alle machen Spaß. Klar, dass wieder irgendwer seine Kutte auf die Bühne wirft und Biff sie sich überzieht, und damit weiterrockt. Das kommt schon fast einer Segnung des besagten Kleidungstückes nahe, und ich denke mal, es beschert dem Besitzer der Kutte eine unvergessliche Erinnerung an einen wieder mal gelungenen Auftritt von Saxon. (Pistol Schmidt)

 



Autor: Robert Buder, Pistol Schmidt, Andrea Breitenbach, Marc Debus, Dagmar Hegger, Sven Bernhardt, Steve Burdelak - Pics: Steve Burdelak