ROSE TATTOO, THE WILD

Bochum, Zeche, 15.06.2018

Rose Tattoo ist eine australische Hardrockband, gegründet 1976 von Peter "Pete" Wells. Sänger ist seit Beginn Gary "Angry" Anderson, dessen markante, raubeinige und erdige Stimme mit ordentlich Blues in der Kehle prägend für den Wiedererkennungswert der Band ist. Nie konnten sie mit ihrem bluesigen Riffrock an AC/DC, die australischen Rockgötter anknüpfen, wenn gleich sie viele Bands geprägt und inspiriert haben. Trotz dieser langen Schaffensperiode hat der Fünfer bislang nur fünf Studioalben veröffentlicht. "Blood Brothers" ist das letzte Album und erschien bereits 2007, nach dem Tod des Gitarristen Pete Wells und ex-Bassist Ian Riley, die beide 2006 verstarben. Seitdem bedient Dai Pritchard die Slide-Gitarre. In 2017 absolvierten die Rocker zahlreiche Gigs in Australien und besuchten Mitte Juli 2017 das Bang Your Head Festival in Balingen, wo sie eine fulminante Show ablieferten. Offensichtlich hat es Angry und seine Mannen dabei so dermaßen gepackt, das man sich kurzerhand entschließ das letzte Album zu releasen und damit wieder auf Tour zu gehen. Nach Tourstart in Australien ging es mit der Blood Brothers European Tour im Juni 2018 nach Deutschland und nach Start in Hamburg und einer Stippvisite auf dem Sweden-Rock ist heute die Zeche in Bochum dran. Selbige meldet seit Tagen "sold out" und wer heute die Rocklegende verpasst hat, dem bietet sich am 31. August 2018 die erneute Chance. Was passt es besser, als die alten Hasen von einem jungen, knackigen Frischling begleiten zu lassen, die die Fans so richtig anheizen? Als Support sind The Wild aus Kanada dabei, die nach einigen Singles und einer EP in 2017 mit ihrem Erstlingswerk "Wild At Heart" rauskamen. 

The Wild - live - 2018Deutlich vor dem angegebenen Konzertstart, einschlägige Foren kündeten um 20:00 Uhr und die Zeche selbst um 19:30 Uhr den Beginn an, rennt der kanadische Vierer bereits um 19:15 Uhr auf die Bretter und legt los, wie die Feuerwehr. Wow, ist das ein geiler Riffrock und selten habe ich so einen agilen Fronter wie Dylan Villain gesehen, der mit richtig rougher Voice noch dazu ganz easy die Lead-Gitarre bedient. Jeder, absolut jeder ist mal gerade hin und weg. Dazu passend der glatzköpfige Drummer Reese Lightning der, schwer behängt mit einer Monsterkette, so dermaßen auf die Felle drischt, dass einem Hören und Sehen vergeht. Auf der Base prangt in knalligen Lettern "The Wild - Rock ´n´ Roll" und auch das riesige Backdrop zeigt den Bandnamen in fettem Rot. Es gibt knalligen Rock ´n´ Roll mit leicht rotziger, punkiger Attitude, fettesten Riffrock, der allen AC/DC - Jüngern das Fürchten lehrt und dazu hier da mal richtig sleazige Einlagen. Selbst die agilen Airbourne haben nicht den Hauch einer Chance gegen diese überwilde Combo. Der Fronter rennt hin und her, springt von den Speakern und dem Drumkit, eigentlich immer dann, wenn sich eine passende Möglichkeit ergibt und an dem Gehopse beteiligen sich letztendlich auch "The Kid" an der zweiten Gitarre und "Boozus" am Bass. Das Publikum ist hellauf begeistert, jubelt und beteiligt sich bis zur letzten Reihe an den "Hehehe-Chören". So angestachelt fordert Dylan die Massen mit "...make some noise..." und passenden Danksagungen an den Headliner, an good old germany und natürlich an die Fans zu noch mehr Mitgegröle auf. Schweißnass aber sichtlich begeistert beenden die Jungs aus dem Ahornlande ihre Show um 20:00 Uhr.

 

Rose Tattoo - live - 2018 - 1Nach einer halbstündigen Umbaupause ist dann Zeit für den Headliner. Nach dem knalligen und lauten Riffrock von The Wild wirkt der Boogierock der fünf Australier erstmal ziemlich ruhig, ja fast entspannend. Los geht es mit "One Of The boys", wo ich bei den Riffs als erstes an Status Quo denke. Es folgen "Juice On The Losse" und "Man About Town". Mit "Assault & Battery" geht die Boogieorgie weiter, natürlich unter viel Jubel des anwesenden Publikums. Selbiges stellt sich heute sehr gemischt dar. Da sind auf der einen Seite die alten Rocker / Veteranen und Vertreter diverser Motorradgangs und neben Shirts mit Rose Tattoo und natürlich AC/DC scheint die Motörhead-Fanbase einen großen Teil des Publikums auszumachen. Daneben rockt, jumpt und tanzt das Jungvolk, welches sich zur späteren Zeit sogar zu einer Art Moshpit gruppiert. Es geht weiter mit zügigem Riffrock und klassichen Rock ´n´ Roll der härteren Art bei "Tramp". Bei "Rock ´n´ Roll Outlaw", in der abgewandelten Form als "Rock ´n´ Roll Gipsy"  von Helen Schneider in Deutschland ein Megahit, zelebriert Dai Pritchard an der Slide-Gitarre ein fantastisches Solo. Nach fettem Blues bei "The Butcher And Fat Eddy" darf der zweite Gitarrist Randall Waller bei "Standover Man" mit einem Solo glänzen. Rose Tattoo - live - 2018 - 2Eine paar Worte zum klatzköpfigen Shouter Angry, der super sympathisch rüber kommt, richtig gut bei Stimme ist und hier und da immer wieder mal ein paar Worte zum Weltfrieden findet und Vertrauen und Freundschaft propagiert. In seiner Freizeit kümmert sich Sänger Gary Anderson um benachteiligte Kinder in Australien. In einem Interview im australischen Fernsehen bat Anderson die Zuschauer zudem, sich gegen Kinderprostitution in den benachbarten asiatischen Ländern einzusetzen. Diesem Thema widmete er auf dem Album Pain einen eigenen Titel ("House Of Pain"). Wer sich fragt, was er denn da ständig trinkt und häufig auch wieder rausrotzt. Es ist Stone's Ginger Wine Fruchtwein in der 700ml Flasche mit einem Alkoholgehalt von 13,5%. Nach dem hymnischen "Branded" mit Anleihen bei Saxon geht es in den quirligen Rocker ""Black Eyed Bruiser". Mit ordentlich Sleaze ist "One In A Lifetime" gespickt, gefolgt vom Klassiker "1854" mit viel Mitmachpotential. "Rock ´n´ Roll Is King" kennt hier auch jede Kutte und einen tollen Refrain zeichnet gleichfalls "Scarred For Life" aus. Fetter Boogie ist bei "Bad Boy For Love" angesagt und hier, die Stimmung ist auf dem Siedepunkt, gibt es die ersten Versuche eines Ansatzes von Crowdsurfing, die noch scheitern bei "Astra Wally" aber dann gelingen. Rose Tattoo - live - 2018 - 3Das smashige "We Can't be Beaten" führt zum bereits oben angedeuteten Moshpit und das Bier geht nicht mehr nur die Kehlen sondern auch in die stickigen Lüfte mit entsprechenden Reaktionen der weniger beteiligten Personen. Nach kurzem Abgang ist dann mit "Nice Boys" endgültig der rockige Drops gelutscht und die Schotten fallen um Punkt 22:00 Uhr. Am Merch sammeln sich die Scharen und die T-Shirts gehen wie warme Semmel über die Theke. Der Rest macht sich auf in den Biergarten um noch ein paar kühle Blonde zu zischen.



Autor: Andreas Gey - Pics: Andreas Gey